Ein interessantes interaktives Element der Blogs ist ja die Möglichkeit, als Leser oder Leserin einen Kommentar, einen Hinweis oder eine Ergänzung zu einem Eintrag abgeben zu können. Schon war ich drauf und dran, mich zu beklagen: Leider trage dieses Element kaum zur Aussagekraft eines Blogs bei. Wenn überhaupt Kommentare verfasst werden, erreichten die meisten Beiträge kaum die Qualität des Blog-Eintrags. Ab und an seien noch Hinweise zu finden auf andere Internet-Adressen. Aber finde da je eine spannende Auseinandersetzung statt?
Nun, die Sache sehe ich nach einigen Klicks zur Überprüfung der These etwas anders. Genau genommen habe ich erst einige Kommentare in knapp zwei Dutzend Weblogs überflogen. Ok, einige waren nich so dolle, andere schon eher elaboriert – aber sind das nicht eher Ausnahmen? Hilfe, ich will eine wissenschaftlich fundierte Aussage! Wo sind die Studien? Immerhin, ich bin beim Rumsurfen auf den Kommunikationssoziologen Jan Schmidt gestossen (eine vertiefte Recherche lag vorerst nicht drin, aber ich bleibe dran), der sich vorgenommen hat, die Blogger selber zu ihrer Nutzung dieses Mediums zu befragen. Und was hat er in seinem Projekt bislang herausgefunden? Blogs tragen bei zur Bildung neuer sozialer Netzwerke (communities). Haben wir auch schon gehört, die These. Aber sie lässt mich auf was anderes aufmerksam werden: Kommentare in den Blogs sind ja nicht nur inhaltliche Auseinandersetzungen, sondern auch kommunikative Akte: „Hört mal, ich, „Tigerkralle“, habe auch was zum Thema beizutragen“. In manchen Fällen folgt der Link auf den eigenen Blog.
Vielleicht liegt die Einschätzung, dass die Kommentare ihr Potential nicht ausschöpfen auch an der Wahrnehmung, dass letztlich schon die eigentlichen Einträge der Blogs Kommentare sind. Womit wir mitten in der heissen blogger-internen Debatte angelangt wären (vgl. „Endlich mal wieder Blog-Bashing Metakommunikation“ beim Blog „Medienrauschen“). Was sind Blogs eigentlich? Dürfen die überhaupt kommentieren, oder sollen das nicht lieber die Profis machen? Darf man Blogs mit anderen News-Quellen gleichsetzen? Eines zeigt die Diskussion: Blogs beschäftigen sich gerne mit sich selbst.
Diese These vertritt übrigens auch Beat Döbeli, der freundlicherweise auf meinen Blog verwiesen hat (genauer: er belegt diese These mit meinen Aussagen in meinem Blog). Auch ein wichtiger Bestandteil der Blogs: Die Trackbacks. Das sind Anzeigen, wer in seinem Blog auf den eigenen Blog verwiesen, bzw. den Blog-Eintrag zitiert hat. Wenn wir die Entwicklung der Suchmaschinen verfolgen, wo die Verlinkung, bzw. die Anzahl Links, die zu einem Inhalt führen, für die Bewertung („Ranking“) des Inhalts von zentraler Bedeutung ist, sind diese Trackbacks nur konsequent. Auch sie sind Zeugnis des Aspekts des community building; die Trackbacks sind Auszeichnungen für wichtige und anerkannte Blog-Einträge, ähnlich wie die Rubrik „Hohlspiegel“ im Spiegel. Darum erscheinen sie auch so attraktiv – für die MacherInnen ebenso wie für die LeserInnen.
Übrigens: Jan Schmidt unterteilt die Weblogs in drei Bereiche: Online-Tagebücher, Erweiterung der Öffentlichkeit und Medien der Expertenkommunikation. Danke, ich nehme gerne das Letzte in der Reihe.
Hi Jan, bin grad über Technorati auf Deinen Eintrag aufmerksam geworden. Die Rolle von Kommentaren in der Blog-Kommunikation ist in der Tat recht interessant, denn einerseits werden über Kommentare zu einzelnen Postings Diskussionen (und mittelbar soziale Beziehungen) konstituiert, andererseits fungieren (wie Du ja auch anmerkst) die Postings selber oft als Kommentare zu anderen Beiträgen, Nachrichten, etc. Ich finde den Ausdruck „distributed conversations“ da ganz passend, weil er darauf verweist, dass die vielen Kommunikationsakte nicht an einem ‚Ort‘ (Chatroom, Forum, Gästebuch) angesiedelt sind, sondern sich über viele einzelne kommunikative Räume verteilen.
PS: Die Einteilung, die Du zitierst, ist sicher nicht vollständig oder umfassend, ich würde das heute wohl auch nicht mehr so schreiben – mal sehen, was die Umfrage so ergibt.. 🙂
Hi Jan!
Die Bezeichnung „distributed conversations“ (bzw. das dahinterstehende, von mir vermutete Konzept), leuchtet mir ein. Sie würde auch die Schwierigkeit erklären, sich in den „verteilten“ Diskussion zurechtzufinden (wenn man nicht gleich zu technorati und Konsorten greift).
Und: Die Ergebnisse Deiner Umfrage werden natürlich umgehend hier rezipiert! 🙂
Ich würde die Kommentare schon gern ausdifferenziert sehen, denn das was hinter den Kommentaren steckt ist sicherlich sehr unterschiedlich und zielt nicht immer auf eine Dialog ab.
Manches sich grob missbräuchliche Monologe. Auch wenn man sich dabei bemüht, sachbezogen zu bleiben.
Manuelles Trackback:
Gesucht Studie
Pardon der Letzte Beitrag kam von Silke Schümann. Ich hatte den Unterschied Sonstiges und Anonym nicht richtig gedeutet.