HOK Lesen: Quellen: Podcasts?

Während die E-Learning-Szene noch darüber rätselt, was Podcasts als Unterrichtsmittel bringen kann (bzw. was damit genau gemeint ist), sind die Politikerinnen (und Politiker) da schon entschiedener von den Möglichkeiten dieser neuen Kommunikationsform überzeugt. Seit Tagen ist der „Kanzlercast“ von Angela Merkel in deutschen (Online)-Medien ein Thema (unter anderem, weil der Podcasts auf gewissen Windows-Konfigurationen nicht problemlos abspielbar ist). Peinliche Anbiederung einer verzweifelten Regierungschefin an ein Neues Medium, um „cool“ zu wirken und neue Wählerschichten zu erreichen? Oder cleverer Schachzug einer permanent unterschätzten Politikerin, die die Zeichen der Zeit vor allen anderen Kolleginnen (und Kollegen) erkannt hat? Oder sogar langfristiger Trend der konsequenten Nutzung neuer Kommunikationsmittel durch konservative politische Parteien?

Währenddessen schlägt in den USA ein ganz anderer Fall hohe Wellen: Robert Scoble, eine bekannt Grösse in der Blogosphäre (natürlich mit eigenem Wikipedia-Eintrag), hat angekündigt, Microsoft zu verlassen und zu einer Firma namens PodTech.Net zu wechseln. Warum kümmert das die Blogosphäre? Scoble führte einen Blog (Scobleizer), in dem er offen über die Vorgänge bei Microsoft aus eigener Sicht schrieb. Er genoss innerhalb der Blogosphäre grosses Vertrauen (was für Microsoft-Angestellte eher selten ist). Obwohl er gegenüber seinem Arbeitgeber immer recht positiv urteilte, schossen nun Vermutungen ins Kraut, Scoble sei von Microsoft zum Abschied gedrängt worden – was dieser ausdrücklich dementiert. Warum das hier in hodel-histnet-blog auftaucht? Scoble verlässt Microsoft (einer der gewichtigsten Firmen der Welt) für ein Unternehmen, dass nichts anderes tut, als (Video-)Podcasts zu produzieren: zu wirtschaftlichen und technologischen Themen aus der Informatik- und Kommunikationsbranche.

Mir stellt sich dabei nicht nur die Frage: Wird sich Podcast als neues Medium (für Audioaufnahmen und auch für bewegte Bilder) durchsetzen – will sagen: entsteht da eine Branche, die mit Podcasts Geld verdienen kann? Sondern auch: handelt es sich hier – geschichtswissenschaftlich gesehen – um eine neue Quellengattung? Oder ist das nur „alter Wein in neuen Schläuchen“, mit anderen Worten: handelt es sich einfach um ein neues Distributionsum für Radio- und Fernsehsendungen? Oder sind hier Unterschiede nicht nur in der Nutzung (die sind ja gegeben), sondern auch in der Gestaltung von Inhalt und Form und mithin auch in der Wirkung gegeben? Die gleiche Frage lässt sich wohl auch für viele andere Angebote im Internet stellen: Wikipedia, Blogs, Diskussionsforen, Suchmaschinen? „More of the same“ oder wirklich etwas Neues?

Fussnote: der Merkel-Cast ist bereits in iTunes auffindbar und dort schon auf Positition 24 gewandert.

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