Im Dialog mit Iris und Peter von Roten

Vor 50 Jahren veröffentlichte Iris von Roten das Buch «Frauen im Laufgitter». Im Untertitel: Offene Worte zur Lage der Frau. An Offenheit mangelte es der Anwältin, Journalistin und Autorin nicht – dem Publikum von 1958 aber sehr. «Frauen im Laufgitter» ist ein Meilenstein in der Geschichte der Frauenemanzipation in der Schweiz, das ein Jahrzehnt vor «1968» über scheinbar Privates öffentlich reden wollte und stattdessen über drei Jahrzehnte in Vergessenheit geriet.

Jetzt erinnert eine kleine, feine Ausstellung in der Universitätsbibliothek Basel an das Buch und vor allem an Iris von Roten und ihren radikalen Lebensentwurf, in den sie ihren Mann Peter von Roten förmlich mit hineinzog – in Leidenschaft und Widerspruch.

Iris und Peter von Roten sind ein Paar im Dialog. Was an der Ausstellung besonders besticht ist das, dass sie diesen Dialog aufnimmt und auf die Kraft seines Soges vertraut. Das ist ganz physisch-räumlich zu verstehen: Vom ersten Schritt an, den man in die Bibliothek setzt, stolpern Füsse und Augen über Sätze, an denen man schlecht vorbeilesen kann.

Es sind ausnahmslos sehr persönliche und sehr klare Statements, die ganz einfach dazu zwingen, Stellung zu nehmen und sich Rechenschaft darüber zu geben, wo man/frau selber steht. Zum Beispiel heisst es da: «Mein Wesen gewährt dem Deinen Entwicklungsmöglichkeiten», ein Satz von Iris an Peter, aus einem jener 1300 Briefe, die sich die Beiden zwischen 1943 und 1950 schrieben.

Die Exponate bestehen naheliegenderweise aus sehr viel Geschriebenem, geben Fotografie, historischen Filmaufnahmen und Originalstimmen breiten Raum. Natürlich findet man Vieles davon in Vitrinen, aber dennoch fühlt man sich keinen Moment in einer Vitrinenausstellung oder von Schrift erschlagen. Denn da gibt es noch den Raum an sich: Er ist als Gestaltungselement genutzt und unterscheidet durch Wand- und Lichtgestaltung unaufdringlich, aber klar zwischen privaten und öffentlicheren Sphären, zwischen den Welten von Iris und Peter, die getrennt und doch unablässig aufeinander bezogen waren.

Das Dialogische und das Räumliche leisten hier in schlichter gestalterischer Form unheimlich viel und vielleicht das Entscheidende dafür, dass die Radikalität des Gedankens, die Brisanz zweier Leben überspringen und im hier und heute betreffen. «Heute so aktuell wie damals», steht im Gästebuch.
Wer genauer darüber nachdenken will, wie aktuell Iris von Rotens «Frauen im Laufgitter» heute noch sind, der kann das übrigens tun am 16./17. Oktober an einer öffentlichen Veranstaltung, organisiert vom Institut für Gender Studies an der Universität Basel.

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