HOK Lesen: Quellen: Vom Vertrauen in Bilder

Es führte hier zu weit, die Bedeutung von Bildern in den Geschichtswissenschaften und in der Geschichtsdidaktik mehr als nur anzudeuten. Der Bericht „Seeing is deceiving“ bei C-net über die Implikationen, welche die verbesserten Bilbearbeitungsmöglichkeiten bei der neusten Generateion von Digital-Kameras nach sich ziehen, lässt mich jedenfalls auch im Zusammenhang mit der historischen Online-Kompetenz daran denken, dass wir im Web nicht nur mit Text-Quellen (und der Frage nach dem Umgang mit ihnen) konfrontiert werden.

„People in the legal world are now concerned about whether photos can be accepted as evidence anymore, especially when you can alter the scene as you click the shutter,“ said Peter Southwick, associate professor and director of the photojournalism program at Boston University.

Nun ist die Manipulation von Fotografien nicht erst im digitalen Zeitalter möglich geworden (man denke an das berühmte Bild der Lenin-Rede ohne Trotzki oder andere Beispiele in der Ausstellung X für U – Bilder die lügen). Und gerade die Aufregung um „nachgebesserte“ Bilder aus dem Libanon-Krieg hat dies wieder aufgeworfen. Doch die neuste Entwicklung macht die Veränderung des Bildes gleich beim oder unmittelbar nach dem Entstehen besonders einfach. Und wirft grundsätzliche Fragen auf, welchen „Wahrheitsgehalt“ wir Bildern zusprechen. Denn ob unmittelbar nach der Aufnahme des Bild verändert und ein Vergleich mit dem „Original“ (wie bis anhin in der Diskussion um manipulierte Bilder) nicht mehr möglich ist: Gerade im Libanon-Krieg kam ja auch die einfachste Form der Manipulation von Bildern zur Geltung: gestellte Fotografien.

Letztlich (und damit gelangen wir wieder zu den theoretischen Implikationen, die ich zu Beginn nur andeuten wollte) sind Bilder immer eine „Manipulation“ der Wirklichkeit, nie deren wahrheitsgetreue Abbilder. Aber wenn wir ein Bild sehen, scheinen wir in der Regel diese Einsicht zu vergessen.

Und noch etwas: die Blogosphäre scheint gerade bei Bildern ein Flair für detektivische Kleinarbeit zu hegen. Die manipulierten Bilder im Libanon-Krieg waren ebenso eine Entdeckung von Bloggern wie die geschönten Irak-Fotos eines US-Politikers. Dabei werden die Blogger selber zur Partei und schnell entstehen auch Verbindungen zu allerlei Verschwörungstheorien unterschiedlichster Ausprägung.

Übersicht: HOK Lesen: Quellen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert