Mathias Bröckers bringt in seinem Plädoyer „9/11 revisited“ die Argumentations-Techniken bei Verschwörungstheorien auf den Punkt, indem er sie selber anwendet:
- Man spitze die Diskussion darüber, was wann von wem aus welchem Grund getan oder unterlassen wurde auf zwei Aussagen zu.
- Man widerlege die eine Aussage, indem man möglichst viele Widersprüche in der Daten/Quellenlage aufspürt und darlegt.
- Man kommt zum logischen Schluss, dass die andere Aussage (ungeprüft) wahr sein müsse…
Bei Bröckers (der schon wenige Tage nach den Anschlägen die Widersprüche in der offiziellen Version der US-Regierung in einer Serie von Artikeln sehr detailliert dargestellt hat – The WTC Conspiracy) klingt das so:
Eigentlich ist doch alles ganz einfach mit dem 11.September 2001, es gibt nur zwei Möglichkeiten:
a) Eine kriminelle Bande, angeleitet von ihrem Boss in einer afghanischen Höhle, bringt mit Teppichmessern vier Passagierjets unter ihre Kontrolle, fliegt mit diesen Jets komplizierte Luftmanöver, überlistet dabei die gesamte, hochentwickelte Luftabwehr über den bestgeschützten Gebäuden der Welt, bringt sie zielgenau zum Einsturz und tötet bei diesem spektakulären Terroranschlag fast 3.000 Menschen.
b) Eine kriminelle Bande, die verdeckt innerhalb der US-Regierungs- und Geheimdienstbehörden operiert, ausgestattet sowohl mit den notwendigen Mitteln, Übungen, bei denen die Entführung von Passagierjets simuliert wird, real werden zu lassen, als auch mit den Motiven und Möglichkeiten, von den Anschlägen politisch und finanziell zu profitieren, benutzt Bande A bei ihrem Vorhaben als Sündenbock.
(…)
Ich neigte vom ersten Tag zur der Seite der Ungläubigen zu und habe die Gründe für diese Haltung in der TP-Serie The WTC-Conspiracy ausführlich dargelegt. Seitdem ist mir nichts bekannt geworden, das diese Skepsis abmildern oder gar beseitigen konnte. Im Gegenteil bin ich heute mehr denn je davon überzeugt, dass die Anschläge nur als „inside job“ durchgeführt werden konnten.
Nun bezeichnet Bröckers seinen Text (selbstironisch?) als „Bekenntnisse eines Verschwörungstheoretikers“ – doch seine Zuspitzung auf zwei Varianten hat etwas Nötigendes. Immerhin ist ja auch als dritte Variante denkbar, dass die US-Regierung von einem geplanten Anschlag wusste, aber nichts dagegen unternahm und mögliche Opfer billigend in Kauf nahm, weil ein solcher Anschlag sich bestens instrumentalisieren liess. Oder es war ein noch viel komplizierteres Zusammentreffen von unterschiedlichen Interessen, Manipulationen, Unfähigkeit, Zufällen, dass sich leider nicht in zwei Zeilen mit klaren Rollenverteilungen beschreiben lässt…
Wo Bröckers hingegen meiner Ansicht Recht hat, dass nur ein steter Druck der Öffentlichkeit, die sich mit der offiziellen Lesart nicht zufrieden gibt, dazu führen wird, dass die Ereignisse um 9/11 jemals neu aufgerollt und untersucht werden ( – wobei offen bleiben muss, ob dann ein „wahreres“ Ergebnis daraus resultiert). Beim Aufbauen dieses öffentlichen Drucks, und beim Erörtern möglicher alternativer Lesarten ist das Web eine wesentliche Komponente. Letztlich kann nur die transparente (und langwierige) Darstellung der vielen Widersprüchlichkeiten mitsamt ihren jeweiligen unterschiedlichen Erklärungsversuchen die gegenseitige Abkanzelung verschiedener Deutungszusammenhänge als „Verschwörungstheorien“ durchbrechen.
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Besser ist das taz-Interview: http://www.taz.de/pt/2006/09/09/a0172.1/text
Danke für den Hinweis. Interessant wäre die Diskussion, in welcher Hinsicht das Interview besser ist.
Mit stach folgende Aussage von Bröckers ins Auge, die er darauf bezog, dass am 9/11 grosse Flugmanöver der US-amerikanischen Luftwaffe für anfängliche Verwirrung gesorgt und die Verfolgung der entführten Passagiermaschinen vereitelt habe. Dieses zeitliche Zusammentreffen gilt als Indiz dafür, dass jemand in Washington beim Anschlag die Finger im Spiel hatte.
„Aber der Zufall, dass eine Simulation, die lange vorbereitet ist, nun genau an dem Tag von Terroristen genutzt wird, ist doch wirklich ein bisschen sehr weit hergeholt. Das muss eine Inszenierung gewesen sein!“
Doch in der Geschichte passieren eben ab und an haarsträubende Zufälle und Irrtümer – ohne dass jemand das geplant hat. Das könnte auch bei diesem konkreten Sachverhalt der Fall sein – muss es aber nicht…
Das Interview ist besser, weil Bröckers da mit einem Gegenpart zu tun hat, der ihn auch auf die Schwächen seiner Argumentationan aufmerksam macht.
Bröckers alleine klingt wie ein Verschwörungsidiot nach dem anderen. Erst der Gegenpart hat gezeigt, worum es wirklich geht: dass die US-Regierung eben auch eine Verschwörungstheorie nach der anderen geliefert hat.
Torsten
Hmm, mir gefällt der Artikel besser als das Interview – darin kommt mir Bröckers zu sehr als „ein weiterer Verschwörungstheoretiker“ daher.