HOK Reden: Kompetenz-Entwicklung dank Computerspielen

Ich erinnere mich an eine Karikatur von Gary Larson, die ich vor etwa 20 Jahren mal gesehen habe. Darauf war ein Junge im Primarschulalter zu sehen, vertieft ins Spiel mit einem Gameboy (damals noch piepsig und pixelig). Dahinter die selig strahlenden Eltern, deren Zuversicht auf eine rosige Zukunft für ihren Jungen mit Ausschnitten von Stelleninseraten illustriert wurden, in denen nach einem „Gameboy Senior Consultant“ oder einem „Gameboy Expert – with at least 100 000 h game experience“ usw. gesucht wurde.

Was damals ein amüsiertes Lächeln erzeugte (Gameboy spielen erschien mir humanistischem Zögling etwas dermassen Unnützes und Lebensfremdes) – holt mich nun in einer Meldung bei Heise ein: „Der Arbeitsmarkt in der Wissensgesellschaft verlangt die Fähigkeiten von Computerspielern„. Darin heisst es unter anderem:

Computerspiele hätten, so der Bericht, viele Eigenschaften, die den Spielern „höhere Lernfähigkeiten“ beibringen, wie sie in der modernen Arbeitswelt gebraucht werden. Genannt werden strategisches Denken, interpretierende Analyse, Problemlösung, Planformulierung und –ausführung oder Anpassung an schnellen Wechsel. Die Computerspielhersteller hätten instinktiv viele der „gemeinsamen Axiome lernender Wissenschaftler“ eingebaut, um den Spielern zu ermöglichen, die für die erfolgreiche Bewältigung des Spiels erforderlichen Fähigkeiten zu erwerben. Zudem ließen sich mit Spielen praktische Fertigkeiten, das Treffen von komplexen Entscheidungen in schwierigen Situationen, der Zugang von Experten zu Problemen oder das Bilden von Teams trainieren.

Da möchte ich doch schier in kulturkritische Jammern ausbrechen und im anklagenden Ton fragen, ob denn das Buch nichts mehr gilt?? Die Unterweisung durch Menschen aus Fleisch und Blut??

Aber vielleicht sind solche Meldungen einfach Wasserscheiden. Indikatoren in langsamen Prozessen, die uns plötzlich vor Augen führen, dass der Wandel Formen angenommen und Ergebnisse gezeitigt hat, die wir uns vor gar nicht allzulanger Zeit nicht vorstellen konnten.

Ausserdem: Auch die Recherche nach einem Fachartikel oder bibliographischen Informationen hat zuweilen etwas von einem Computerspiel. Wer erinnert sich an die Szene im Trivial-Verschwörungs-Thriller „Sakrileg“ von Dan Brown: da sucht Held Langdon am Computer nach Fachliteratur, die ihm helfen soll, das Komplott aufzudecken, die kryptischen Informationen zu entschlüsseln und die rätselhaften Hindernisse zu überwinden. Für diese Abfrage am Computer geht er – in eine Bibliothek. Na gut. In dieser Hinsicht ist wohl selbst Dan Brown etwas altmodisch. Aber die Bibliothek macht als Kulisse einfach etwas mehr her, als ein anonymes Büro oder ein unaufgeräumter Schreibtisch zuhause.

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