Nun liegt die schöne Tagung in Wien schon fast eine Woche zurück, höchste Zeit also, ein paar Eindrücke zusammenzufassen. Für mich war es eine der fruchtbarsten Tagungen, die ich letzter Zeit besucht hatte. Nicht nur war sie bestens organisiert und konzipiert worden, auch Grösse, Lokalität und Stimmung waren optimal.
Wunderschön der Vortrag von Markus Krajewski (Weimar und Cambridge, Mass.), der, ausgehend von askjeeves.com (heute ask.com) die Figur des Butlers und Kammerdieners als Informationszentrale analysierte. So konnte Krajewski auf hohem literarischen Niveau seine These untermauern, wonach der PDA eigentlich kein Personal Digital Assistant, sondern vielmehr ein Personal Domestic Assistant ist.
Interessant auch die Ausführungen von Martin Schreiber (Saarbrücken), der sehr detailliert die Genese von Vannevar Bushs MEMEX nachzeichnete und dabei auch auf die Frage der Medialität der Speicherung und Ordnung von Wissen einging. Es ist zu hoffen, dass seine Diplomarbeit mit dem vielversprechenden Titel «Zur Geschichte des Digitalen als medientheoretische Kategorie» bald veröffentlicht werden wird.
Mit einem materialreichen Vortrag führte Bernhard Rieder (Paris) in die Frühgeschichte der Bibliometrie ein und analysierte dabei die Bedeutung der Mathematik, die in den letzten Jahrzehnten die gesamte Bibliothekswissenschaft in Richtung Informationswissenschaft umzugestalten begonnen hat.
Henning Trüper (Florenz), dem wir einen wunderschönen Aufsatz in der ÖZG über das «Klein-Klein der Arbeit» des Historikers zu verdanken haben, hat am Beispiel des Historikers François Louis Ganshof über die Praxen des Suchens und Findens mit den Medien des Zettels berichtet. Seine wissenschaftsgeschichtliche Dissertation «Topography of a Method», in der er eingehend die historiograpische Arbeitsweise beschreibt, sollte wohl demnächst im Druck erscheinen.
Alles in allem bot diese Tagung einen spannenden Blick zurück in die Praxis des Suchens in den Zeiten vor Google und schärfte damit den Blick auf das vermeintlich Nebensächliche, das, was die Wissenschaftsgeschichte eben so häufig und gerne übersieht.