Wikipedia im Hochschul-Unterricht ctd.

wikipedia_clioweb

Studierende zu beauftragen, in Wikipedia neue Lemmata anzulegen und über die Erfahrungen dabei zu berichten, ist nicht ganz neu. Peter Haber hat bereits vor zwei Jahren einen entsprechenden Kurs am Institut für Medienwissenschaften an der Universität Basel angeboten. Über seine eigene Variation dieser Idee berichtet Jeremy Boggs in seinem Weblog Clioweb.

Boggs geht wie folgt vor. Er lässt die Studierenden entweder einen eigenen Wikipedia-Artikel erstellen oder einen Stub (einen Mini-Artikel) ausbauen und entwickeln. Der Wikipedia-Artikel muss die Anforderungen an ein wissenschaftliches Paper (Fussnoten, wissenschaftliche Literaturliste) erfüllen; zudem müssen die Studierenden mit einem Klarnamen in Wikipedia arbeiten und nachweisbar im gewählten Wikipedia-Artikel gearbeitet und geschrieben haben.

Im zweiten Teil müssen die Studierenden Ihren Artikel beobachten, sich an Diskussionen (etwa über Löschvorschläge) beteiligen und über diese Erfahrungen einen 500 Worte langen Essay schreiben.

So interessant und sinnvoll diese intensive Auseinandersetzung und Erfahrung mit dem Projekt Wikipedia auch sein mag, wie trägt sie bei zum Verständnis, was Wikipedia für Geschichtswissenschaft und Geschichtsvermittlung bedeutet? Einen interessanten Ansatz zeigt Boggs gleich selbst: den Unterschied zwischen einem faktenbezogenen und einem analytischen Ansatz beim Schreiben eines Artikels. Gerade für die Geschichte wäre eine Auseinandersetzung über den enzyklopädisch faktenorientierten Stil der Geschichtsschreibung in Wikipedia allenfalls erhellend. Auch die Möglichkeiten der gemeinsamen Erstellung eines Artikels wird bei Boggs nicht in Erwägung gezogen. Dabei eignet sich die Wiki-Technologie ja auch dafür, die persönlichen Anteile der einzelnen Beiträger/innen zu verifizieren.

Nichtsdestotrotz ist der Kurs von Boggs ein Beispiel für eine gut durchdachte Auseinandersetzung mit dem Phänomen Wikipedia in der wissenschaftlichen Ausbildung.

2 Gedanken zu „Wikipedia im Hochschul-Unterricht ctd.“

  1. Hallo Jan,
    schöne Grüße aus dem fernen Saarbrücken. Etwas Ähnliches versuchen wir an der UdS auch im Bereich Fachdidaktik umzusetzen. Ziel ist mit den Studierenden ein „interaktives Schulbuch“ zu generieren, das später im Unterricht genutzt werden kann. Sobald ein Produkt vorliegt, lasse ich dir selbstverständlich den Link zukommen.
    Ich meiner Veranstaltung zu den „digitalen Arbeitsmethoden in den Geschichtswissenschaften“ habe ich zusammen mit den Studierenden deinen Aufsatz analysiert. Die Ergebnisse der Veranstaltung sollen in einem gemeinsamen Blog – diese Anregung kommt aus deinem didaktischen Kommentar – fest gehalten werden. Wenn du Zeit und Lust hast, kannst du ihn gerne mal besuchen. Herzliche Grüße
    alex
    Direkt zum Blog: http://digitalearbeitsmethoden.blogspot.com/

  2. Sieht interessant aus, danke für den Hinweis. Werde mich wohl etwas vertiefter damit auseinandersetzen und bebloggen. Grüsse nach Saarbrücken!

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