Über die Nachhaltigkeit von Digitalisierungsprojekten und deren Bewirtschaftung

sustaining

Das National Endowment verkündet die Veröffentlichung einer neuen Studie zur Nachhaltigkeit von Digitalisierungsprojekten. Digitalisierungsprojekte haben ein intrinsisches Problem mit der Langlebigkeit. Nach dem Projektende ist kein Geld mehr vorhanden und niemand kümmert sich um Aktualisierung und Weiterentwicklung. Die Studie der Ithaka und der JISC fasst die Erfahrungen von zahlreichen Projekten aus Grossbitannien, USA und Deutschland zusammen, die dieser Gefahr mit unterschiedlichen Strategien begegnen. Diese „Geschäftsmodelle“ werden in der Studie vergleichend diskutiert.
Nachhaltigkeit wird hier vorwiegend ökonomisch verstanden. Selbstverständlich ist das Geld wichtig. Dennoch möchte ich gerne einmal Aufschluss über die Reichweite von solchen Digitalisierungsprogrammen bekommen. Wer nutzt sie wirklich? Und wie werden die Digitalisate genutzt? (If anyone knows, feed me back in the comments)

Nachhaltigkeit und insbesondere die ökonomische ist in der digitalen Archivierung die bedingende Möglichkeit. Die Blue Ribbon Task Force on Sustainable Digital Preservation am San Diego Super Computing Center widmet sich dieser Frages und hat Ende 2008 einen Zwischenbericht veröffentlicht.
Bei der Herangehensweise gibt es kulturelle Unterschiede. In Europa kann man sich ein Digitales Archiv, das nicht vom Staat getragen wird, gar nicht vorstellen. In den USA ist das Archivieren digitaler Daten ein Geschäft wie ein anderes. Und das sollte auch lukrativ sein. Wer sich für diese Thematik interessiert, sollte sich das Finanzierungsmodell von Beeld en Geuid anschauen. Soweit ich informiert bin, hat dort der Staat eine Anschubsfinanzierung geleistet, weil das Projekt langfristig selbsttragend sein wird und gar einen Teil der Investitionen dem Staat zurück bezahlen wird. Holland liegt also auf halbem Weg zwischen Europa und Amerika.

Mehr zum holländischen Konzept: interimrapportage van de Nationale Verkenning Digitale Duurzaamheid (NCDD)

3 Gedanken zu „Über die Nachhaltigkeit von Digitalisierungsprojekten und deren Bewirtschaftung“

  1. „In Europa kann man sich ein Digitales Archiv, das nicht vom Staat getragen wird, gar nicht vorstellen.“ Das kann man schon, nur muss es dann auch nicht gleich kommerziell sein. Alternativ sind z. B. Stiftungen oder eben Web-2.0-Lösungen zu nennen. Der Verzicht auf Copyfraud, verunstaltende Wasserzeichen, Downloadhindernisse, proprietäre Formate/Software/Metadaten etc. hilft bei der Verbreitung von Inhalten ungemein und ist immer noch das beste Mittel zur Nachhaltigkeit.

  2. Vielleicht sollten wir ganz grundsätzlich unterscheiden zwischen digitalen Archiven, die zur Erhaltung des (digitalen oder analogen) kulturellen Erbes einer Gesellschaft dienen und digitalen Archiven, die als Serviceleistung Materialien bestimmten Nutzergruppen einfacher als auf dem analogen Weg zur Verfügung stellen.

    Dass die erste Gruppe, die einen Service Public darstellt, nichtstaatlich finanziert werden soll, ist eine neoliberale Blödsinnsidee. Dass dieses Modell nicht funktioniert, zeigen Erfahrungen in ganz vielen Bereichen: öffentlicher Verkehr, Energieversorgung, Gesundheitswesen etc. etc. Mit Service Public lässt sich kein Geld verdienen und jeder Versuch, es doch zu tun, führt zu einer Verschlechterung des Service und zu einer zum Teil krassen Fehlallokation der ökonomischen (und z. T. anderer) Ressourcen.

    Digitale Archive als nettes Surplus hingegen können einer kommerziellen Logik folgen und mit Privatgeldern anschubfinanziert werden. Da spricht meiner Ansicht nach nichts dagegen. Für die wissenschaftliche Nutzung aber sind solche Projekte in aller Regel gar nicht oder kaum interessant.

  3. Das versteh ich jetzt nicht.
    Warum sollen digitale Archive (=Digitalisierungsprojekte?), Variante nettes Surplus, für die wissenschaftliche Nutzung kaum interessant sein?
    Also wenn dem so wäre, könnten kommerzielle Anbieter, beispielsweise Proquest, wohl kaum jemanden finden, der ihre Lizenzgebühren bezahlt.
    Oder was ist in diesem Fall mit wissenschaftlicher Nutzung gemeint?

    Womit wir wieder bei der Frage von Elias angekommen wären, wer nutzt Digitalisierungsprojekte und wofür?

Schreibe einen Kommentar