Monika Dommann (Uni Zürich) berichtete unter dem Titel „Von der Druckerpresse zum Wissenssystem (1960-1975)“ über die Umbrüche und Automatisierungsprozesse in der Bibliothek. In einem ersten Teil ging es um Siegfried Giedion und das Zeitalter der Mechanisierung. Giedion hat in seinem erstmal 1948 englisch erschienen Buch die Prozesse der Mechanisierung untersucht und – zu einem sehr frühen Zeitpunkt – kritisch analysiert. Der zweite Teil des Vortrages behandelte McLuhan, der 1962 in seinem vielzitierten Buch „The Gutenberg Galaxy“ das (vermeintliche) Ende der Buchkultur beschrieben hat. Den Hauptteil des Referates bildete eine Fallstudie über die Mechanisierung des Abschreibens in der Bibliothek. Dommann ging es dabei um die Frage, wie die Geschichtswissenschaft die Nutzung neuer Medien – hier des Photokopierers – untersuchen kann. Sehr anschaulich zeichnete Dommann die Durchsetzung von Kopiermaschinen im bibliothekarischen Kontext nach und spannte einen weiten Bogen hin zu den aktuellen Copyright-Diskussionen. Nur ein Beispiel: Wenn Photokopien von Aufsätzen den Sonderdruck ersetzen, dann verändert sich natürlich auch das Kommunikationsverhalten von Wissenschaftern. Fazit: Ein schönes Beispiel für den fruchtbaren Zwischenraum zwischen Technikgeschichte, Wissensgeschichte und Bibliothekswissenschaft.
P.S.: Die Tatsache, dass in diesem Panel nur drei Vorträge eingeplant waren, erwies sich als sehr angenehm! Schade, dass dies nicht Standard ist an den Geschichtstagen.