Geschichte lehren mit Zotero

zoterogroups

Sean Takats hat bei seinem Besuch in Bern kurz darüber berichtet, dass er im nächsten Semester erstmals anstelle eines Weblogs, der die Veranstaltung begleitet und in den die Studierenden hineinschreiben sollen, Zotero einsetzen werde. Gleiches berichtet Mills T. Kelly in seinem Blog (neben einigen Müsterchen der real existierenden Infrastruktur-Bedingungen in der Lehre). Die Begründung lautet bei beiden ähnlich (von Mills Kelly etwas positiver formuliert): Die Weblogs würden von den Studierenden nur zögerlich befüllt, es entstehe wenig Interaktion und vor allem: nach dem Semester ist das Weblog tot. Mit Zotero verfolgen die beiden einen ganz anderen Ansatz, und wir sind gespannt ob dieser funkioniert.

Zotero ist ein elaboriertes, mächtiges Bibliographier-Werkzeug, das als Add-On in Firefox integriert ist. Wir haben dieses Werkzeug hier auch schon thematisiert. Neuerdings (seit Version 2) ist es möglich, die gesammelten bibliographischen Angaben (die auch Volltexte selber umfassen können), einer zu definierenden Gruppe zugänglich zu machen. Die Mitglieder einer solchen Gruppe können also die eigenen Einträge lesen, aber auch bearbeiten oder ergänzen. Takats und Kelly wollen nun in ihren Veranstaltungen solche Bibliographien von den Studierenden anlegen und erweitern lassen – dies in der Hoffnung, dass dieses Arbeitsergebnis auch nach dem Ende der Veranstaltung weiter genutzt und gepflegt wird.

Ich bin gespannt auf die Erfahrungen von Sean Takats und Mills Kelly, habe aber meine Zweifel, ob mehr Nachhaltigkeit erzielt wird. Ich denke aufgrund meiner Erfahrungen, dass die sozialen Schranken im wissenschaftlich relevanten Arbeiten relativ hoch sind (und da gehört das benotete und mit Credit-Vergabe individuelle Leistung belohnende Universitätsstudium dazu – im Gegensatz zu Community-Portalen, wo man sich freigiebig Tipps über tolle Filme, Musik oder neue Szene-Treffs weitergibt). Mit anderen Worten: Vermutlich werden sich die Studierenden sehr zurückhalten mit Inputs und die gemeinsam aufgebaute Bibliographie in den meisten Fällen verwaist zurücklassen (nachdem sie alle Inhalte herausgezogen und auf der eigenen Festplatte gut versorgt haben).

Möglicherweise liegt dies aber auch an den Künstlichkeit und inhärenten Vergänglichkeit von „Veranstaltungs“-Gruppen, die, wie Mills Kelly bereits einmal festgestellt hat, einfach in der Regel nicht mit den Gruppen deckungsgleich sind, in denen sich die Studierenden sonst austauschen und wo sie auch zu langfristigem Engagement bereit sind. Vielleicht sind die Medienangebote, die Veranstaltungen begleiten, einfach auf diese Veranstaltung begrenzt – und damit hat es sich. Auch dann können Weblogs, Wikis oder auch Zotero durchaus sinnvoll eingesetzt werden (wie Peter Haber das mehrmals vordemonstriert hat). Hier wären die Erwartungen an diese Medientechnologien und ihre Rolle in der Hochschullehre noch einmal zu überdenken, was ja auch im Hinblick auf die Historisierung des Begriffs „E-Learning“ durchaus angzeigt wäre.

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