Zunächst dies: Die renommierte Wissenschafts-Zeitschrift „nature“ stellt in Ausgabe 438 fest, dass Wikipedia fast so gut ist wie die Encyclopaedia Britannica (EB). Beunruhigend: in den ausgewählten Artikeln (leider steht in den Zusammenfassungen weder die genaue Zahl noch der genaue Inhalt der beurteilten Artikel) fanden die angeschriebenen Experten bei der Version der EB vier schwere Fehler, genau so viele wie bei Wikipedia. Bei mittleren und kleineren Fehlern (Auslassungen und unklare Formulierungen) schlug die EB die Wikipedia 123 zu 162. Dazu meint der Informationswissenschaftler Michael Twidale von der University of Illinois, dass die User davon ausgehen, dass Print-Enyklopädien der Goldstandard des Wissens seien. Es zeige sich, dass es sich nur um einen 18-karat, nicht um einen 24-karat-Standard handle.
Interessanter finde ich den Blogeintrag Academia vs. Opensource. Dana Blankenhorn weist darauf hin, dass laut einer Studie des Centre for Information Behaviour and the Evaluation of Research (CIBER) über 90 Prozent der befragten Wissenschafter den „Closed-Source“-Prozess des Peer-Reviews zur Qualitätssicherung vor der Publikation einer Open-Source-Methode vorziehen, bei der nach der Publikation die Qualität durch die Öffentlichkeit der interessierten Leserschaft gesichert werde. (Ich nannte es das „Das Wiki-Prinzip: erst publizieren, dann kontrollieren„). Man kann es auch anders bezeichnen: der konventionelle vs. den gruppenbasierten Weg, um Wissen herzustellen.
Doch Blankenhorn weist auf ein entscheidendes Detail hin. In der Studie meint etwa die Hälfte der Befragten, Publikationen im „Open Access“-Modus könnten die herkömmlichen Publikationsroutinen unterlaufen; und in grosse Minderheit fand dies eine gute Sache. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Wikipedia-Prinzip auch bei den Wissenschaftlern durchsetzt? Die Gepflogenheit der Pre-Prints gehen doch in eine ähnliche Richtung. „Some preprints are great science; some are mediocre; some are nonsense“, sagt Wikipedia. Das könnte man auch von Wikipedia-Artikeln sagen. Letzlich bleibt die Erkenntnis, dass den Usern nichts anderes übrig bleibt, als selbst ein wenig gedankliche Anstrengung dazu zu verwenden, um zu beurteilen, ob ein Wikipedia-Eintrag Unsinn enthält oder nicht.