Heute morgen erschien in der besten aller Basler Zeitungen ein Bericht von Christian Mensch über die aktuelle Debatte rund um die geplante Konvergenz von Radio und Fernsehen bei der öffentlich-rechtlichen SRG. Konvergenz? Konvergenz ist heute ein Schlüsselwort in der Medienpolitik und meint die Zusammenführung von Radio, Fernsehen und Onlinemedien unter einem gemeinsamen (digitalen) Dach.
Mit Konvergenz wurde vor einigen Jahren aber auch das Zusammenwachsen von Telekommunikationsindustrie, Computerbranche und Unterhaltungsindustrie unter dem Vorzeichen des digitalen Wandels bezeichnet. Und last but not least bezeichnet die Konvergenztheorie «in der Politikwissenschaft und Soziologie die Theorie von der Entwicklung einer Gesellschaft auf ein Idealbild hin» – lesen wir in Wikipedia.
Konvergenz im Medienbereich ist aber eher das Gegenteil: es mutiert immer mehr zum Codewort für Sparen, Rationalisieren und Zentralisieren. Unter dem Deckmantel der Konvergenz möchte die SRG.D den Standort Zürich weiter ausbauen und das Studio Basel redimensionieren. Dabei geht es aber nicht nur um Geld, sondern auch um Inhalte. Im gleichen Zug soll nämlich die Wissenschaftsredaktion von Radio DRS2, die heute in Basel ihren Sitz hat, nach Zürich verlegt und dort in die entsprechenden Wissens-Sendungen des Fernsehens intergriert werden. Mediale Konvergenz? Ehrlicherweise müsste von einem Abbau des Service Public gesprochen werden, denn mit solchen Aktionen geht die Vielfalt der SRg-Programme verloren und Radio DRS wird (noch mehr) zu einer schlechten Karikatur der seichten Privatradios.
Noch scheint das Thema die öffentlichkeit nicht wirklich zu interessieren. Anders natürlich die Direktbetroffenen: Im Studio Basel hängt zur Zeit ein Memorandum der Mediengewerkschaft SSM aus, dass offenbar schon von etlichen Radiomachern unterschrieben wurde. Darin, so schreibt die BaZ, wird für einen Mediencampus Basel geworben.
P.S.: Dass dieses Thema off topic (OT) für unser Weblog ist, stimmt nur auf den ersten Blick. Konvergenz ist schliesslich auch in der Wissenschaft ein nicht unumstrittenes Thema. Denken wir nur an die Konvergenzbewegungen von Bibliothek, Archiv und Dokumentation. Oder, um ein noch näherliegendes Beispiel zu nennen, an die Konvergenz von Quellen und Literatur in der geschichtwissenschaftlichen Forschung – ebenfalls ausglöst durch den digitalen Wandel. Aber das ist ein anderes Thema, dass wir nicht in einem P.S. abhandeln wollen, sondern dem wir an anderer Stelle nachgehen werden.
Knapp 90 Mitarbeitende im Studio Basel haben das Memorandum bis dato unterschrieben. Das ist eine deutliche Mehrheit. Hier sein Wortlaut: http://io3.ch/doku.php?id=studio_basel
Uebrigens: Gestern schrieb „Chef Rechercheteam“ Christian Mensch in der BaZ fälschlicherweise:
„Auch die Wissensredaktion ist aktiv geworden. In einem Memorandum und mit einer Unterschriftensammlung wirbt sie für einen ‚Mediencampus Basel‘.“
Das ist doppelt falsch: Weder gibt es eine „Wissensredaktion“ bei DRS2 (sondern eine „Fachgruppe Wissenschaft“, die nach wissenschaftsjournalistischen Grundsätzen arbeitet; als „Wissensredaktion“ ist „Einstein“ beim TV definiert), noch stammt das Memorandum aus ihrer Feder (eine Arbeitsgruppe der Basler SSM-Mitglieder hat es verfasst).
Vielen Dank für diese Korrekturen. Das mit der Wissensredaktion kam mir auch etwas seltsam vor, dachte aber, dass die Recherchen des Chef-Rechercheurs schon stimmen. Und da auf der SSM-Seite kein Hinweis auf das Memorandum zu finden war, dachte ich, dass die betroffenen Journis dass selber verfasst haben. Neunzig Unterschriften ist viel – wieviele fehlen noch?
Heisst die korrekte Zitation nicht einfach nur: „Beste aller Zeitungen“ (= BaZ)? Sonst müsste das Kürzel dieses zeitungsähnlichen Produkts ja BaBZ heissen!!
Doch.
…und noch mehr „Beste aller Zeitungen“-Zitate hier, beim legendär-kultigen infamy-blog, woher ich diese Kürzel-Auflösung überhaupt kenne. Davor stand BaZ für mich immer (nicht ganz so originell-ironisch und auch nicht ganz politisch korrekt – aber schön old-school-stylish) für „Basler Armuts-Zeugnis“ (c) by tsc.
Nun haben sich auch die beiden Regierungen von Basel-Stadt und Baselland eingeschaltet und ein ziemlich unmissverständliches Communiqué veröffentlicht. Wir sind gespannt, wie es weiter gehen wird.
Update: Basler Zeitung, infamy