Unser Freund Theo wird konkret

Schon vor über drei zwei Jahren haben wir auf den spannenden Versuch des Basler Naturhistorischen Museums hingewiesen, die Identität eines in Basel gefundenen Skelettes aus dem 19. Jahrhundert zu identifizieren. In den Kommentarspalten lief damals eine anregende Debatte über die Frage, wie weit das Projekt eine Fortführung der berühmten Studie Alain Corbins «Auf den Spuren eines Unbekannten. Ein Historiker rekonstruiert ein ganz gewo?hnliches Leben» mit anderen Mitteln darstellt.

Diese Woche hat das Museum die neuesten Ergebnisse vorgestellt und eine Liste mit 15 möglichen Nachfahren Theos publiziert.

Eine Forschungsgruppe des Naturhistorischen Museums Basel fand in Zusammenarbeit mit dem Anthropologischen Institut der Universität Mainz die DNA eines 200-jährigen Skeletts. Damit kann nun erstmals weltweit versucht werden, das anonyme Skelett, bekannt geworden als „Theo, der Pfeifenraucher“, zu identifizieren. Eine Namensliste mit 15 möglichen Personen und eine DNA-Analyse sollen das Geheimnis um den Pfeifenraucher nun lüften.

Was vor drei Jahren begann, trägt heute Früchte: Dank aufwändigen Forschungen liegen jetzt die Namen der potentiellen Nachfahren von „Theo, dem Pfeifenraucher“ vor. Die Identität des Skeletts, das zwischen 1779 und 1833 auf dem Friedhof der Kleinbasler Theodorskirche begraben wurde, ist zwar noch nicht bekannt. Doch inzwischen ist die Liste der möglichen Anwärter von „Theo“ von über 4000 auf zwölf Kandidaten geschrumpft. Dank aufwändigen genealogischen Nachforschungen liegen nun auch 15 Namen vor, die Theos Nachfahren sein könnten. Sie sind alle um 1900 geboren.

Nun, ein wirkliches Web 2.0-Projekt ist die Suche nach der Identität von Theo nicht geworden, aber immerhin steht auf der Seite des Museums eine umfangreiche Dokumentation bereit und neu wurde auch ein Formular aufgeschaltet, um weitere Hinweise einfach dem Forschungsteam um Gerhard Hotz melden zu können.

P. S.: Radio DRS2 strahlte heute ein gelungenes Radio-Feature über das Projekt aus (Stream | Download) – «Public History» also auf allen Kanälen …

P. P. S.: Das Bild von Simon Kramis haben wir frech von der Projektseite des Museums geklaut; nötigenfalls werden wir die Tantiemen in Form von Naturalien bei der Presseabteilung des Museums begleichen!

2 Gedanken zu „Unser Freund Theo wird konkret“

  1. Angesichts der Publicity, die histnet.ch dem „Theo-Projekt“ beschert und der in Aussicht gestellten Tantiemen in Form von Naturalien drückt die Presseabteilung des Museums ausnahmsweise ein Auge zu was die Illustration des Beitrags angeht. Uebrigens wird voraussichtlich am kommenden Montag, 15.3., die Sendung Schweiz aktuell (19.00 Uhr, SF1) ebenfalls einen Beitrag über den Stand des Projekts bringen.

  2. Dieses Feature von Bernhard Senn ist ein echter Hit. Die ganze jahrelange Arbeit um Theo wird sehr lebendig dargestellt.
    Endlich wird die Geschichte der ‚gewöhnlichen Leute‘ erforscht und auch die sog. Mittel- und Unterschicht
    erfährt gebührenden Respekt.
    Weiter so und danke. Mit einem herzlichen Gruss an Theo und seine Entourage!

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