Es ist nicht einfach, sich einen Überblick über die aktuelle Entwicklung im Bereich der wissenschaftlichen Suchmaschinen zu verschaffen. Etwas wehmütig erinnere ich mich an die Internet-Steinzeit, als wir in unseren Kursen die Schöne Neue Onlinewelt einteilen konnten in Verzeichnisse, Suchmaschinen und dann später in Subject Gateways. Tempi passati, ich weiss. Heute haben wir ein dichtes Netz von unterschiedlich aggregierten und syndizierten Recherchetools, die auf unüberschaubare Mengen von freien, werbefinanzierten und lizenzierten Angeboten zugreifen und diese nach verschiedenen Regeln der Kunst uns, den seit der Internetsteinzeit nicht wesentlich medienkompetenter gewordenen Usern präsentieren.
Aber ich gebe es zu: Gerne lasse ich mich immer wieder von neuen Angeboten faszinieren, hoffe, jetzt das wirklich optimale Arbeitsinstrument gefunden zu haben und füttere, meist leicht euphorisiert, das neue (oder neu entdeckte) Angebot mit meinen eben gerade aktuellen Begehrlichkeiten. So auch bei BASE. BASE steht für Bielefeld Academic Search Engine und weil der Name Bielefeld in meinem Assoziationsregister nicht nur Wehler, Luhmann und Weingart aufklingen lässt, sondern auch eine hochkompetente Bibliotheksleitung, machte ich mich ans Ausprobieren.
Die Ankündigung ist vielversprechend:
«BASE ist die multidisziplinäre Suchmaschine der Universität Bielefeld für wissenschaftliche Internet-Quellen, die […] basierend auf der Technologie der norwegischen Firma FAST Search & Transfer entwickelt wurde. Mit zunehmenden Erfolg der Open-Access-Bewegung entstehen immer mehr Repository-Server, die ihre Inhalte über das „Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting“ (OAI-PMH) bereitstellen. Im Rahmen des BASE-Projekts werden die OAI-Metadaten von wissenschaftlichen Repository-Server mit einem Harvester eingesammelt und mit FAST-Software indexiert. BASE ist registrierter OAI-Service-Provider und beteiligt sich seit Juni 2006 am EU-Projekt „Digital Repository Infrastructure Vision for European Research“ (DRIVER). Neben OAI-Metadaten werden ausgewählte Webseiten und lokale Datenbestände der Bibliothek indexiert, die über eine Suchoberfläche zusammen recherchierbar sind.»
Die Ergebnisse lassen sich – wortwörtlich und im übertragenen Sinn – sehen: Die Trefferliste ist sehr gut strukturiert und die Ergebnisse nicht schlecht. Der Versuch mit Otlet ergab 17 Treffer, anders aber als bei LISTA sind das hier Volltexte! «Wikipedia» ergab 549 Treffer – Texte allesamt, die sauber bibliographisch erfasst und abrufbar sind …