Gestern hatte ich einen Auftritt via Internet-Verbindung in einer eLearning-Veranstaltung der Universität Dortmund, die mir wieder einmal die Eigenheiten «web-unterstützter Distanz-Lehrarrangements» deutlich vor Augen geführt hat.
Aufgrund der technisch bedingten Anordnung sah ich die Teilnehmenden am Online-Seminar zu «Great Depression Online» nur zu Beginn der Veranstaltung, die Umgebung sieht nur ein Videobild der jeweils Sprechenden vor. Zudem zeigte ich Powerpoint-Folien (die Frage nach Sinn und Zweck und konkreter Anwendung „digitaler Geschichtskompetenzen“ behandelnd), sodass die Studierenden auch mich nicht sahen, sondern eigentlich einem Powerpoint-Vortrag mit Stimme aus dem Off zuhörten.
Ich würde ja gerne wissen, was die sich da gedacht haben; sind die nicht einfach eingeschlafen? Jedenfalls bekundeten sie etliche Mühe, in der (zu Beginn angekündigten und einige Minuten mit einer Zusammenfassung des Referats eingeleiteten) Diskussionsrunde Fragen zu formulieren. Das mag zugegebenermassen auch andere Gründe haben, ausserdem purzeln auch bei herkömmlichen Vorträgen die Fragen nicht immer so aus den Publikum heraus; dennoch fiel mir auf, dass ich den direkten Kontakt mit den Zuhörer/innen doch etwas vermisst habe. So gegen einen Computer-Bildschirm anzusprechen hat etwas solipsistisches – als würde man ein Selbstgespräch führen.
Es gibt andere Formate von Referaten und auch andere technische Anordnungen der internetbasierten Video-Kommunikation. Vorlesungen vor einem grossem Publikum mit mehreren hundert Zuhörer/innen, oder Referate mit einem Publikum, das von verschiedenen Orten mittels individuellen Endgeräten teilnimmt. In meinem Falle sassen die ca. 10 Studierenden vor einer Beamer-Projektion im Computerraum; ein anderes Online-Referat in der gleichen Veranstaltung wurde hingegen im virtuellen Raum durchgeführt und die Studierenden hatten sich von zuhause aus eingeloggt.
Gerade bei kleineren Formaten stellt sich die Kosten-Nutzen-Frage von solchen Fern-Referaten. Zwar werden Reisespesen und – zeit gespart; andererseits sind ja gerade bei kleineren Veranstaltungen mit 10 bis 25 Teilnehmenden die anschliessenden Diskussionen bisweilen sehr fruchtbar und leben auch von der unmittelbaren Interaktion im „mittleren“ Bereich, wenn der Referent oder die Referentin sich nicht in der Ferne auf einem Podium befindet. Gerade bei diesem Beispiel, wo Referent und Zuhörer/innen füreinander unsichtbar blieben, stellte sich mir diese Frage besonders drängend.
Immerhin sei berichtet, dass der Kontakt mittels der (mir bislang unbekannten) Software iLinc der Firma Netucate klaglos funktionierte und ich am anderen Ende der Leitung problemlos zu verstehen war. Das hat in der Vergangenheit auch nicht immer so reibungslos funktioniert…