Digitale Medien in der Geschichtswissenschaft – Geschichtsblog des Monats Mai 2011

Wer erinnert sich noch daran, wie wir im Oktober 2007 (!) erstmals ein Geschichtsblog des Monats auszeichneten, das integraler Bestandteil einer geschichtswissenschaftlichen Universitäts-Lehrveranstaltung war? Das Blog hiess „m4“ wie das Kürzel der dazugehörigen Lehrveranstaltung, die am Institut für Geschichte der Universität Wien durchgeführt wurde, und war seinerseits bereits eine Wiederholung. Denn erstmals wurde im Herbst 2006 an der Universität Wien im Fach Geschichte mit Blogs in einer Lehrveranstaltung systematisch gearbeitet.

Fast fünf Jahre später blicken wir wieder nach Wien, wo Kollege Tantner – bestens bekannt als Blogger der ersten Stunde – in diesem Semester die (jährlich durchgeführte) Lehrveranstaltung „Digitale Medien in der Geschichtswissenschaft“ betreut und mit einem eigenen Weblog gleichen Namens begleitet. Er hat (wie bei dieser Lehrveranstaltung üblich) die Studierenden aufgefordert, ein eigenes Weblog zu führen und darin die gestellten Aufgaben, bzw. deren Erledigung, zu dokumentieren. Hat sich da seit 2006 etwas geändert? Hat die Medienkompetenz zugenommen? Sind die Studienanfänger von heute souveräner und gewandter im Umgang mit Web 2.0?

Die Aufgabenstellungen gleichen jenen vor fünf Jahren. Die Studierenden stehen vor der Aufgabe, die wissenschaftliche Verwendung digitaler Hilfsmittel einzuüben, oder zu erlernen. So sollen sie eine wissenschaftliche Recherche zu einem selbstgewählten Thema durchführen. Interessant sind aber auch die Überlegungen der Teilnehmenden zur wissenschaftlichen Nutzung von Weblogs, verbunden mit den Berichten von ihren Nutzungserfahrungen mit dem Web als Recherche-Instrument. Eine erste, unvollständige Sichtung verschiedener Beiträge der Studierenden bringen einen ernüchternden, wenngleich nicht wirklich überraschenden Befund zu Tage. Die meisten Studierenden kennen nichts anderes als Google und Wikipedia. Ihre digitalen Erfahrungen beschränken sich auf das mehr oder minder häufige Pflegen Ihrer Accounts bei StudiVZ oder Facebook. Die Einschätzungen zum wissenschaftlichen Nutzen von Weblogs sind, was auch nicht wirklich überraschen kann, eher schematisch und übernommen aus den empfohlenen Vorlagen. Bemerkenswert erscheint mir die recht oft anzutreffende zurückhaltend-skeptische Einschätzung bezüglich der Möglichkeiten, Weblogs im wissenschaftlichen Kontext einzusetzen. Interessant wäre zu erfahren, ob die Studierenden nach dem Semester zu anderen Einsichten gelangen, die primär auf den eigenen Erfahrungen aufbauen. Dabei fällt noch ein Umstand beim Durchklicken der Studierenden-Weblogs auf: Sie verfügen kaum über Links (weder zu den Weblogs der Kolleg/innen, noch zu Inhalten im Web) oder Kommentare. Dabei sind die Texte von durchgehend ansprechender und guter Qualität – sie könnten aber ebenso gut in einem Word-Dokument erfasst und ausgedruckt abgegeben werden. Die Spezifik des digitalen Mediums wird (noch?) kaum genutzt.

Tantner selbst begnügt sich nicht damit, im Weblog Aufgaben zu stellen und die nächsten Veranstaltungen anzukündigen. Er verweist auf Fundstücke aus dem Netz, die in der einen oder anderen Form zu den Themen der Lehrveranstaltungen passen, sei es ein Hinweis anlässlich der (hier berichteten) Teilname Peter Habers am Day in the Life of the Digital Humanities, ein Ausschnitt aus einem Interview der NZZ mit Anthony Grafton, worin sein Bücherrad erwähnt wird, oder ein Link zu einer ORF-Geschichte zum Thema eBooks.

Eckdaten

Titel: Digitale Medien in der Geschichtswissenschaft [Ausgabe Frühling 2011]
URL: http://tantner.twoday.net/
Feed: http://tantner.twoday.net/index.rdf
Autor/innen: Anton Tantner
Region: A
Frequenz: ein bis zweimal wöchentlich

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