Nein, mit Wikirage ist nicht der psychische Zustand von geplagten Lehrpersonen oder Universitätsdozenten gemeint, die es nicht ertragen, dass die Zöglinge trotz mehrfacher Warnung immer noch Wikipedia konsultieren, zitieren und kopieren – vielmehr handelt es sich um noch eine mögliche Anwendung, die gespeicherten Nutzungsdaten für rechnerbasierte inhaltliche Auswertungen heranzuziehen (Hinweis von CNet).

Peter Haber hat jüngst in einem Kommentar geäussert, dass sich bei Wikipedia-Artikeln „die Kadenz der Bearbeitungen […] auswerten liesse“ – und prompt erscheint eine Anwendung, die genau das tut. Wikirage zeigt eine Liste der Wikipedia-Einträge, bei welchen in letzter Zeit am meisten Änderungen im Verhältnis zur Zahl der am Artikel mitwirkenden Autor/innen vorgenommen worden sind. Daraus entsteht ein Hit-Liste von Artikeln, die besonders viel Interesse bei den Autor/innen auslösen. Das können umstrittene Artikel sein (und die vielen Änderungen Ausdruck eines „Edit-Wars“) – müssen es aber nicht.

Interessant ist der Vergleich mit den populärsten Seiten bei den Leser/innen: hier wird man bei WikiCharts fündig (hier die Liste für August 07 in der deutschen Wikipedia) . Anselm Spörri hat in einem Beitrag bei First Monday diese Charts für den Zeitraum Ende 2006 genauer angeschaut. Interessant (wenngleich nicht sonderlich überraschend) sind besonders die Interdependenzen mit Google: Es gibt einen Zusammenhang zwischen den populärsten Wikipedia-Einträgen und den populärsten Google-Suchbegriffen.

Interessant wäre nun ein Vergleich zwischen den Ergebnissen von Wikicharts und Wikirage. Gibt es da auch Verbindungen? Oder läuft das Interesse der Leser/innen und Schreiber/innen völlig autonom aneinander vorbei?

Literatur:

• Spoerri, Anselm: „What is Popular on Wikipedia and Why?“, in: First Monday 12 (2007) Nr. 4 . Verfügbar unter http://firstmonday.org/issues/issue12_4/spoerri2/index.html (Zugriff 1.9.2007).