Die PR-Fuzzis werden auch immer unverschämter: Heute landete in meiner Mailbox ein Aufruf, gegen Bezahlung eine Rezension für ein vermutlich einschlägiges Werk mit dem Titel «Der PreSales Marketing Kundenmagnet» zu verfassen. Initiator dieser unappetitlichen Aktion ist ein gewisser Robert Nabenhauer von der Firma «Nabenhauer Consulting» in Steinach. Mal abgesehen davon, dass die ungefragte Zusendung von SPAM in der Schweiz strafbar ist, ist zu hoffen, dass diese Art von «Rezensionen» nicht noch mehr Schule machen wird.
Im Xing-Profil des genialen Marketinglers steht übrigens:
«Hartfolien, Verbundfolien, Weichfolien, Schnelligkeit mit kurzen Entscheidungswegen, Hohe Flexibilität bei den Herstellern durch Lagerware und Bevorratung, Unser Service aus einer Hand bietet maximale Zuverlässigkeit, Folienproduktion mit unseren spezialisierten Partnerbetrieben»
Ja, das mit den Weichfolien passt schon irgendwie …
Es ist schon Schade,
dass Sie auf e-mails nicht reagieren, wo Sie aufgefordert werden, eine Richtigstellung zu veranlassen. Wie Sie selbst aus o.g. Auszug erkennen können: wo ist ein Wort von Bezahlung? Es ist ein Tauschgeschäft! Wenn eine Rezension gemacht wird, gibts im Gegenzug die Lektüre gratis. Was soll daran verkehrt sein?
Im übrigen ist es so, dass wenn Sie im Presseverteiler als Journalist hinterlegt sind, sich nicht wundern dürfen, wenn Sie eine Pressemitteilung bekommen. Ich denke, das ist auch der Sinn von Journaliten – dass Sie auch Pressemitteilungen erhalten und dann dementsprechend diese veröffentlichen oder nicht.
Aber Falschdarstellungen zu bringen und dann nicht darauf zu reagieren. Das finde ich sehr irritierend.
Gruss Robert Nabenhauer
Ich mag auch keine PR-Fuzzis, aber hier hat er recht. Das machen Zeitungen seit Jahrhunderten so: Rezension gegen Freiexemplar, Rezension gegen freien Theatereintritt. Ich finde, dass sich die Presse damit seit jeher prostituiert (insbesondere, wenn man das innige Verhältnis lokaler Theaterkritiker mit dem jeweiligen Theater vor allem in der Provinz betrachtet). Und die unzähligen Rezensionsexemplare von Büchern und CDs auf deutschen Flohmärkten bringen noch ein kleines Zubrot für den armen Journalisten. In den 90er Jahren habe ich mal ein riesiges Klassik-CD-Paket beim damals noch neuen eBay gekauft, sehr günstig und von bester Qualität, meist noch eingeschweißt, und der pseudonyme Verkäufer entpuppte sich dann als bekannter Rezensent/Redakteur einer bekannten deutschen Klassik-Zeitschrift…
Aber ist es nicht ein Unterschied, ob ein akkreditierter Journalist oder ein x-beliebiger Leser in den Genuss solcher Tauschgeschäfte kommt? Oder bin ich einfach grenzenlos altmodisch und naiv?
Wie in diesem Blog ja schon öfter zu besichtigen war, sind Sie wohl tatsächlich naiv und altmodisch (oder zumindest zu institutionengläubig). Hier scheint das Motto von jeher „Quod licet Iovi non licet bovi“ zu sein. Wikipedia bäh, Professoren super. Übersetzt für diesen Fall: Blogs und andere Web-2.0-Formen bäh, altehrwürdige Presse unantastbar.
Sehr geehrter Herr Haber,
ich habe 2 x per email mit Ihnen Kontakt aufgenommen und Sie gebeten, dass Sie Ihre Falschdarlegung der Fakten: „gegen Bezahlung“, wie Sie oben schreiben korregieren.
Ich habe nichts dagegen, wenn Sie Marketing-Aktionen kritisch hinterfragen und auch egal ob alt- oder neumodisch. Mir wäre nur wichtig, dass es korrekt formuliert ist. Wenn dies bitte möglich ist.
Eventuell darf ich zu Ihrem Kommentar noch etwas sagen: bei Amazon geben zig Leute, also aus Ihrer Sicht „x-beliebiger“ Leser eine Meinung, eine Rezension zu einem Buch ab. Also nicht nur Journalisten.
Weiterhin Ihnen viel Erfolg. Gruss Robert Nabenhauer