(Another?) Roadmap e-Sciences

Es kam dann aber doch ganz anders…

Das Leben eines Blogger steckt voller Unwägbarkeiten: Da habe ich mich am Montag abend in einer wunderschönen Umgebung (Semper-Depot der Akademie der Bildenden Künste) installiert, um möglichst direkt über die Buchvorstellung zu berichten, zu der das gesamte hist.net-Team auf das Podium eingeladen wurde – dann kommt es hier zu einem Gespräch, dort zu einem Glas Wein, dann ist im Blog-Beitrag da noch eine Aussage, die unklar formuliert erscheint, und noch ein Link, der fehlt; schliesslich wird es spät und im Hotel gibt es ja (einen teuren) Internet-Anschluss, folglich kann ich (so denk ich) ja dort den Beitrag zu Ende schreiben… – tja, und dann geht der Internet-Anschluss eben nicht, und bis ich wieder im Internet-Empfangsbereich bin, hat Kollege Haber alles Wesentliche bereits der interessierten Öffentlichkeit mitgeteilt, sogar die wunderschöne Idee von Jakob Krameritsch mit den T-Shirts (auch ein medienwissenschaftlich noch kaum erforschtes Objekt). So bleibt mir nur, ein paar Eindrücke von meiner Seite nachzuliefern.

In Erinnerung bleibt mir der Nachdruck, mit dem Andreas Spiegl, Vizerektor der Akademie der Bildenden Künste, das Spannungsfeld anspricht, in welchem e-Learning-Projekte stehen: einerseits die Medienutopie eines offen zugänglichen Wissensuniversum und andererseist die neoliberale Ansätze, die digitalen Medien dank ihres Potentials der zeitlichen und individuellen Flexibilisierung für die Ökonomisierung des Bildungsprozesses und des Bildungswesen zu instrumentalisieren.

Überdies bleibt mir die Hoffnung Wolfgang Schmales in Erinnerung, dass die interdisziplinär zusammengesetzte Veranstaltung, wo sich Geschichte, Betriebswirtschaft, Kunst, Technikfolgenabschätzung und Didaktik aufgrund der unterschiedlichen Herkunft der Teilnehmer/innen durchdringen, ein Beleg dafür sein möge, dass E-Learning Interdisziplinarität bei Entwickler/innen und Nutzer/innen fördern möge.

Beim von Martin Gasteiner und Marion Romberg vorgestellten Buch „E-Learning Geschichte“ beeindruckt mich der Satz, wonach E-Learning eine individuelle Entscheidung des Lernenden sei. Oha, das sehen wohl einige E-Learning-Verantwortliche anders, passt aber zum Ansatz des Buches, dass eben neben den wohlbekannten, durchgestylten Lern-Management-Systemen auch das Web selber in seiner anarchischen Form als geeignet deklariert für den Einsatz in E-Learning-Szenarien.

Jakob Krameritsch zeigt bei der Vorstellung seines Buchs „Geschichte(n) im Netzwerk“ anhand eines Zitats vom Beginn des Buchdruck-Zeitalters und eines aktuellen Clips einer Web-Werbeagentur („Paper Sucks„) die Spannbreite der Diskussionen, die sich rund um neu entstehende Medien entwickeln und oft geprägt sind von grossen Erwartungen an das neue Medium und polemischen Abgesängen auf die alten.

Die Podiumsdiskussion (mein Beitrag zu „Volltext-Suche, Klicken, Vergleichen“ in leicht überarbeiteter und kommentierter Fassung hier) dreht sich um Fragen der Ordnung oder Unordnung im Netz und (damit zusammenhängend) den Allverfügbarkeits-Phantasien, wonach die digitalen Medien alles Wissen der Welt jederzeit abrufbar bereit halten können und damit die Rolle des Individuums bei Wissenserwerb und Wissen-Generierung neu definieren. Dabei kommen auch die Probleme zur Sprache, die durch den Medienumbruch in die aktuelle Situation der Bildungsinstitutionen herangetragen wird. Wollen und können sich die Studierenden noch die Zeit nehmen, in der Bibliothek ein Buch auszuleihen und es zu lesen? Oder basiert das Studium des 21. Jahrhunderts nur noch auf den schnell verfügbaren und am liebsten komprimiert und pfannenfertig weiterverwertbaren Informationen aus dem Internet?

3 Gedanken zu „(Another?) Roadmap e-Sciences“

  1. Ich denke, wenn Herr Krameritsch (der Vater von Jakob) unseren Podiumsauftritt mit den wohlwollenden Worten „Die Schweizer…, die Schweizer sind sorgfältige Denker!“ kommentiert, verpflichtet dies doch auch zu entsprechenden Blog-Einträgen. – Oder?

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