Digital Na(t)ives in Münchenwiler

Münchenwiler

Während sich Kollege Haber an den politisch brisanten Verhandlungen zur Memopolitik in der Bundeshauptstadt aufhält (und sich live zuschaltet, wenn es etwas Bemerkenswertes zu berichten gibt), habe ich mich auf das ruhige Land zurückgezogen und als Referent am Workshop „e-education“ der ICT-Gruppe der SATW teilgenommen. Ich befürchte, dass ich zur Fragestellung des Workshops („Über welche ICT-Kompetenzen sollen die Lehramts-Studierenden bei Studienbeginn und bei Studienabschluss verfügen, und wie (und von wem) kann dies sicher gestellt werden?“) nicht allzu viel habe beitragen können mit meiner Fallstudie des Einsatzes von ICT in meinen Lehrveranstaltungen.

Anregend fand ich aber die Präsentation von Beat Döbeli, der erschreckt von der ICT-Inkompetenz seiner Studierenden an der PHZ Schwyz (alle anderen PH-Dozenten oder sonstigen Hochschul-Lehrpersonen sollen sich bitte das Lachen verkneifen – bei ihnen ist es wohl kaum besser), die These aufstellte, dass man eher von Digital Naives, als von Digital Natives sprechen müsse. Kernthese: Für die Studierenden ist ICT alltäglich, darum unverstanden und schliesslich egal. (Müsterchen: „Muss ich jetzt auf das PDF-Icon klicken, um das Programm zu installieren?“).

Allerdings sehe ich das ein wenig unaufgeregter. Es scheint mir geradezu eine idealtypische Eigenschaft von „Natives“ zu sein, von den sie alltäglich umgebenden Dingen naive Vorstellungen zu haben. Die wenigsten Einheimischen wissen vom Rathaus der eigenen Gemeinde, wann es von wem gebaut wurde. Sie können nicht erklären, wie das Proporzwahlrecht funktioniert und geben doch erfolgreich ihre Stimme ab (wenn überhaupt). Sie wissen nicht, was ein Bar genau ist, und können doch den Reifen ihres Mountain-Bikes aufpumpen, ohne ihn zum Platzen zu bringen. Wenn nun von 16 Studierenden niemand weiss, was ein Wiki ist, wer die Artikel in Wikipedia schreibt und wie Google sein Geld verdient: na und? Brauchen die Digital Natives dieses Wissen, um erfolgreich Google zu nutzen oder Wikipedia zu konsultieren?

Wir Dozierenden denken: ja – sonst entspricht die Nutzung dieser Dienste nicht dem erforderlichen Hochschul-Niveau. Aber diese Erkenntnis stellt sich nicht von alleine ein – und wird von den Studierenden auch nicht einfach klaglos akzeptiert, nur weil sie von den Dozierenden behauptet wird. Und bevor man die Forderung an die Mittelschulen (also die Gymnasien und Berufsschulen) stellt, dass diese bitte gefälligst diese Informationen an die künftigen Studierenden zu vermitteln haben (was übrigens auch meiner Meinung entspricht), sollte Klarheit darüber geschaffen werden, wie man den Schüler/innen den Nutzen dieses Konzept- und Hintergrundwissens einsichtig macht.

Ein Gedanke zu „Digital Na(t)ives in Münchenwiler“

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