Was ist Wikistoria?

Wikistoria

Bei der Vorbereitung des jüngsten Eintrags zum Geschichtsblog des Monats bin ich auf Wikistoria gestossen, einem Projekt, das ich nicht so recht einzuschätzen vermag. Sätze wie die folgenden, lassen doch eher Skepsis aufkommen, ob sich da nicht ein paar enthusiastische Idealisten (über die man so gut wie nichts erfährt) etwas gar viel zumuten:

Stell dir einen Film vor, der dir genau zeigt, wie die Menschen früher gelebt und welche Taten sie vollbracht haben! […] Stell dir vor, du selbst könntest deine persönliche Geschichte und die deiner Vorfahren im historischen Kontext darstellen und stell dir letztendlich vor, du könntest das Rad der Geschichte zurückdrehen und ein ganz anderes historisches Szenario entwerfen, als jenes, das tatsächlich eingetreten ist. 

Das nächstbessere Angebot wäre wohl eine Zeitmaschine, um sich gleich selber vom Grossvater-Paradox zu überzeugen.So interessant die visuelle Umsetzung von historischen Ereignissen und Prozessen ist (wozu wir hier auch regelmässig Einträge machen) so erscheint dieses Projekt doch in der Zielsetzung die Grössenordnung etwas zu verfehlen. Auch wenn kollaborativ, Web 2.0 und Schwarmintelligenz im Schwange sind – ob dieser Ansatz einer kollaborativen Geschichtsvisualisierungsplattform verfängt, erscheint mir fraglich. Zudem gibt es (wie wir auch schon berichtet haben) einige andere Projekte, die ähnliche historische Visualisierungsziele auf kollaborativem Weg suchen, Miomi beispielsweise. Vielleicht ist Geschichte eben doch in erster Linie eine Sache der sprachlichen Kommunikation, die von visuellen Darstellungstechniken gezielt unterstützt wird. Ähnlich sieht das übrigens auch Max von Netzgeschichte.

4 Gedanken zu „Was ist Wikistoria?“

  1. «Was ist Wikistoria?» betitelt Kollega Hodel diesen Beitrag und die Frage dürfte rhetorisch gemeint sein. Denn Wikistoria ist – wenn ich das richtig sehe – anonym und deshalb schlicht und einfach uninteressant und für eine wissenschaftliche Diskussion von Nullkommanull Relevanz. Das ist das gleiche wie bei Wikipedia: Solange in Wikipedia anonyme Beiträge eingestellt werden können, kann Wikipedia für die Geschichtswissenschaft keine Ressource sein – als Quelle natürlich schon, aber nicht als Literatur oder Nachschlagewerk. Und bei Wikistoria ist das halt nicht anders. Manchmal sind die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens ziemlich simpel …

  2. Korrekt, Kollega Haber, ich hätte besser getitelt: „Was soll Wikistoria?“ Warum kommt es trotzdem? Weil ich es bedauernswert finde, wie die Silbe „Wiki“ zur Aufmerksamkeitsgenerierung genutzt wird und wie durch solchen unmöglichen Projekte eigentlich interessante Anwendungs-Möglichkeit zur Visualisierung von Zeitverläufen (ob wissenschaftlich oder nicht) diskreditiert werden. Schade.

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