Historische Online-Kompetenz: Lesen – Vom Suchen und Finden (I)

Zentral bei der „Lese“-Dimension der Historischen Online-Kompetenz ist das Suchen und Finden von Informationen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Suchmaschinen. „Wenn Wissen Macht ist, sind Suchmaschinen Supermächte“ wird Wolfgang Sander-Beuermann im lesenswerten Artikel „David gegen Google“ zitiert, der am 6.10.2005 in der Zeit erschien. Sander-Beuermann will zwar kein google-bashing betreiben (wie dies zuweilen in spezialisierten Diskussionszirkeln wie „Google-Watch“ vorkommt, was wiederum einen Google-Watch-Watch hervorgebracht hat) aber doch wenn möglich verhindern, dass Google zum Monopolisten wird (was er mit einem Marktanteil von ca. 83% in Deutschland praktisch schon ist. Wer eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Google-isierung der Gesellschaft sucht, sei auf die „Google-Gesellschaft“ verwiesen). Sander-Beuermann hat bei der Entwicklung der deutschen Meta-Suchmaschine (für eine Definition verweise ich gerne auf den unverzichtbaren Suchmaschinen-Helfer suchfibel.de) metager mitgearbeitet.

Die Metasuchmaschine Metager ist einer der wenigen Versuche, Suchmaschinen-Technologie an einer Universität zu entwicklen und die Ergebnisse öffentlich zugänglich zu machen (Meist machen sich findige Studierende oder Professoren – Frauen kommen so gut wie nie vor – selbständig und verdienen gutes Geld mit ihren Ideen). Konkret ist Metager ein Projekt der Uni Hannover, genauer des Regionalen Rechenzentrums für Niedersachsen, und noch genauer des Suchmaschinenlabors. Da gibt es auch eine personelle und ideelle Verbindung zum Gemeinützigen Verein zur Förderung der Suchmaschinentechnologie und des freien Wissenszugangs. Wie der Name schon andeutet: Hier soll der Zugang zum Wissen frei gehalten werden, die Informationen, wie an die Informationen heranzukommen ist, soll frei verfügbar und nicht in erster Linie ökonomischen Interessen untergeordnet werden. Hehre Ziele der Wissenschaft. Und natürlich gibt es auch schon ein Projekt, dass den Open-Source-Gedanken und die Potentiale von Peer to Peer-Netzen (hier jeweils ein Link zu Wikipedia, das kann ich hier nicht schnell erklären) aufnimmt: YaCy (hierzu ein einleitender Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung als PDF).

Davon handelt der Artikel in der Zeit leider nur am Rande. Er beleuchtet grundsätzlich, wie Suchmaschinen funktionieren und warum Mathematiker plötzlich für Grossinvestoren interessant sind. Dies hängt damit zusammen, eine möglichst überzeugende Lösung für das Ranking von Suchmaschinen-Ergebnissen programmieren zu können. Ranking ist die Reihenfolge und mittlerweile auch die Gruppierung und die Kontextualisierung, in der die Ergebnisse auf eine Suchanfrage präsentiert werden. Dies ermöglicht nicht nur Werbung, die auf die Suchabfragen abgestimmt ist, sondern auch eine immer intelligentere Darstellung der Ergebnisse. Wirklich gut werden die Antworten aber wohl erst, wenn der Computer auf der anderen Seite der Suchmaske versteht, was ich suche. Auch daran wird getüftelt: Programme mit Sprachverständnis.

Solange bleiben die Suchmaschinen „weisse Löcher“, die mehr Wissen verschlingen und verbergen als aufzeigen, aber so geschickt, dass niemand dies merkt. Hierzu verweise ich auf meinen Artikel „Heidegger in der Strassenbahn oder Suchen in Zeiten des Internets“ (PDF, 752KB) von 2001 (auch nicht mehr ganz taufrisch…).

Schreibe einen Kommentar