Heute hat doch tatsächlich unser Lokalblatt namens Basler Zeitung die „CopyPaste Generation“ entdeckt (eine unliebsame Variante der Net Generation, die ich hier ja schon ausführlich behandelt habe). Wäre der Artikel nicht gespickt mit Namen bekannter lokaler Protagonisten der hiesigen Universität, man würde den Verdacht nicht los, auch hier wäre Copy/Paste zur Anwendung gelangt, dermassen wiederholen sich die Statements.
Rolf Weder, Dekan ((eigentlich Studiendekan, aber so genau kann man das als Journalistin ja nicht nehmen…)) der Wirtschaftwissenschaftlichen Fakultät konzediert: „Abschreiben ist leichter geworden“, Plagiate seien ein Problem, daher prüfe man die Anschaffung einer Plagiats-Überprüfungs-Software (welcher? Es gibt ja einige zur Auswahl, bspw. safeassignment). Ueli Mäder, Vorsteher ((eigentlich Dekan, aber so genau… siehe Fussnote 1)) der Philosophisch-Historischen Fakultät, beruhigt: man wolle nicht dem Kontrollwahn verfallen. Und Karin Sutter-Somm, Stellvertreterin des Studiendekans der juristischen Fakultät, berichtet, man habe bei einem Plagiatsfall auf der Proseminar-Stufe ein Auge zugedrückt, weil es auf dieser Stufe ja darum gehe, wissenschaftliches Arbeiten zu erlernen. Auf der Seminar-Stufe wäre ein Studienausschluss die logische Sanktion eine solchen Vergehens. So weit, so unspannend.
Wirklich originell fand ich jedoch die kurze Sequenz, in der aus der Täter(innen)-Sicht der Copy/Paste-Alltag beschrieben wurde (und das ist jetzt garantiert, dank entsprechenden Vorkehrungen der Basler Zeitung, nicht ge-copy-pastet, sondern – in Ermangelung von OCR-Stiften etc. – noch old-School-mässig abgetippt):
Exerzieren wir es durch: Hausaufgaben an der Uni, Modul Neuere Deutsche Literaturwissenschaft. ((Sorry, Kollega Haber, keine Geschichtswissenschaften, das lag nicht in meiner Hand…)) In zwei Wochen Deadline für die Proseminararbeit über Goethes „Wahlverwandschaften„. ((Ok, immerhin ein Thema aus der Vergangenheit)) Schauen wir doch erst einmal im Netz nach, was darüber schon publiziert wurde. Hier ein Text über „Goethe und die Frauen“. ((Hier bietet sich ja laut Google einiges an, aber nichts, was ich mich in eine Proseminar-Arbeit hineinzukopieren wagen würde.)) Würde sich prima als Exkurs eignen.
Schnell gebastelt – „Copy-Paste“ sei dank. Weiter im Hypertext. Suchen kopieren, einfügen. Dann noch das Layout. Der Professor ist eh ein Bücherwurm – alte Schule. Checkt seine Mails nie. Wird also auch nicht im Internet surfen. Er in der Tat nicht, aber seine Assistentin. Erwischt. Arbeit mit Verwarnung zurückgewiesen. ((Baumann, Nathalie: Generation „Copy-Paste“. Wie die Universität Basel auf Plagiate aus dem Internet reagiert, in: Basler Zeitung 73, 28.3.2008))
Nun abgesehen davon, dass die Sanktion für einige wohl zu milde ausgefallen ist (Nach dem Motto: Was kümmert die Generation CopyPaste schon eine Verwarnung), muss ich sagen, der Text klingt doch recht authentisch – der ist vermutlich nicht mittels CopyPaste entstanden.
Deswegen bitte ich oefters um vergleichende Quelleninterpretationen, die nicht im Internet zu finden sind. Das geht eher mit Undergraduates in den USA. Ich weiss nicht wie das im Einklang mit den traditionalen, deutschen Proseminar- und Seminararbeiten zu bringen waere.