Alle Beiträge von Peter Haber

Faule Studis?

Ostersonntagsprogramm

Es soll ja Leute geben, Dozierende sogar, die behaupten, Studis seien alle faul und sie würden vor allem abschreiben. Ich glaube nicht, dass dies stimmt. Beweisen kann ich nun zumindest, dass Studis auch am Sonntag – an Ostersonntag sogar! – oft und gerne vor ihren Computern sitzen. Heute Vormittag nämlich schrieb ich allen Seminarteilnehmenden eine Mail mit den bisher eingegangenen Themen und Daten. Viele hatten aber bis heute noch nicht reagiert und siehe da: Meine Mailbox begann sich heute Nachmittag langsam zu füllen. Und das bei diesem schönen Wetter …

Désherbage

Die Bibliothekare nennen es „désherbage“, Bestandespflege. Laufmeterweise habe ich heute Papier aussortiert und weggeschmissen. Mein ganzes Archiv auf ein paar wenige Dossiers reduziert. Ein seltsames Gefühl, einerseits eine gewisse Erleichterung, diesen Ballast nun loszuwerden, andererseits auch die bohrende Frage: Und was, wenn ich diese Unterlagen in ein paar Jahren doch gebrauchen könnte …

Das Aussortieren der Papierberge auf dem Dachstock, den ich (leider oder zum Glück, je nach dem) räumen muss, war nur ein Teil der Aktion. Der andere Teil Bestand darin, alte Gerätschaften wegzuwerfen. Mein erster Computer war dabei, ein Atari ST, aber auch ein paar Erbstücke, die noch älter waren. Es war ein innerer Kampf: Aufbewahren? Wegwerfen? Verschenken? Ich habe mich aus pragmatischen Gründen für die erste Variante entschieden und werde vermutlich schlecht schlafen nächste Nacht. Aber es ist besser so, es sind keine Unikate. Christian Philipp Müller hat in seiner sehenswerten Installation passé immédiat im Basler plug.in schliesslich viel mehr alte Geräte zusammengetragen, als ich heute weggeworfen habe …

Cyberinfrastructure Vision for 21st Century Discovery

Ende März hat die US-amerikanische National Science Foundation ihren neuesten Bericht zum Thema Cyberinfrastructure präsentiert. Darin wird – mit wunderschönen Bildern illustriert – beschrieben, wie die Forschung der Zukunft dank Computern und IT-Infrastrukturen nach Ansicht der NSF aussehen könnte respektive auszusehen hat. Was bringt der Bericht ausser schönen Bildern neues für die Geistes- und Kulturwissenschaften? Nicht viel – das Wort «Humanities» kommt nämlich nur gerade im Anhang versteckt in Form von zwei Literaturangaben vor. Bleiben wir also bei unseren guten alten Schreibmaschinen ….?

Erster Schweizer Verlag eröffnet Filiale in Second Life

Als erster Schweizer Verlag eröffnet die JM Jüdische Medien AG eine Filiale in Second Life und lanciert mit «2Life» das erste jüdische Magazin in der virtuellen Welt. Die JM Jüdische Medien AG ist Herausgeberin der Magazine tachles, revue juive und aufbau und schafft nach eigenen Angaben mit dem virtuellen Presshaus einen «Ort der Begegnung mit Lesesaal, Diskussionsplattformen und Veranstaltungen».

Bibliothekskatalog 2.0: Wortwolken und eigene «tags»

Eine schöne Neuerung hat der Kölner Universitätsgesamtkatalog soeben freigeschaltet, wie auf Inetbib heute zu lesen war: Mit Hilfe von «tag clouds» (Wortwolken) lassen sich für die einzelnen Teilkataloge die Zweihundert am häufigsten verwendeten Katalogeinträge für Schlagworte, Systematiken, Körperschaften, Institutionen sowie Personen anzeigen.wolken.png

Zusätzlich bietet der Katalog allen registrierten Benutzerinnen und Benutzern die Möglichkeit, Katalogeinträge mit eigenen (vorerst nur individuell zu nutzenden) «tags» zu versehen. Mit «tags» sind Etiketten gemeint, die wir aus Web 2.0-Diensten wie flickr oder del.icio.us kennen. Damit haben die Bibliothekare von Köln den eigentlichen Kernbereich ihres Hoheitsgebietes, die inhaltliche Erschliessung der Bibliotheksbestände, dem Laienpublikum geöffnet. Mutig.

Freie Netze. Freies Wissen

Das hübsch gestaltete Buch Freie Netze. Freies Wissen – entdeckt übrigens in der gedruckten Ausgabe von c’t – geht auf zahlreiche aktuelle Themen ein, die uns hier auf hist.net aber auch im Netzwissen-Seminar beschäftigen: Open Access, Weblogs, eLearning … Beim ersten Querlesen auf dem Bildschirm habe ich mir nur gedacht: Wieso eigentlich finden solche Projekte immer im Ausland statt und wieso eigentlich so auffallend häufig in Österreich? Wer kann mir das erklären?

Zur Medienkultur des Netz-Wissens

Heute fand die erste Sitzung des Seminars «Zur Medienkultur des Netz-Wissens» statt. Das wäre an sich nicht besonders interessant und auch keinen Eintrag in diesem Weblog wert, wenn nicht ein Grossteil des Seminars im eigens dafür eingerichteten Weblog auf dem Rechner des Instituts für Medienwissenschaft stattfinden würde. Dass dies überhaupt möglich ist, verdanke ich der tatkräftigen Hilfe von Oliver Hagmann vom Institut für Medienwissenschaft und von Jan Hodel. Auch an dieser Stelle sei beiden nochmals herzlich gedankt.

netzwissen.png

Die Idee mit dem Weblog kam mir, als ich sah, dass sich über 50 Studierende für das Seminar angemeldet hatten. Nun wird ein grosser Teil der eigentlich seminarinternen Kommunikation öffentlich im Weblog abgehalten werden: Literaturlisten, Sitzungsberichte, Essays – dies alles werden wir gemeinsam im Weblog einstellen. Das ist auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär und vielleicht wird es dies auch auf den zweiten Blick bleiben. Es könnte aber sein, dass mit dem Weblog eine Dynamik in die Diskussionen kommt, die wir ohne dieses Medium nicht gehabt hätten. Es sind verschiedene Szenarien vorstellbar: So könnte es sein, dass wir anfangen, in unseren Berichten immer wieder auf andere Beiträge zu verweisen und dass so eine grössere inhaltliche Kohärenz entsteht, als dies sonst bei einsemestrig geführten Seminaren der Fall ist. Es könnte auch sein, dass sich noch während des Semesters Externe in unsere Diskussionen einschalten und auf diese Weise unsere Arbeit beeinflussen. Und schliesslich ist auch nicht auszuschliessen, dass das Material – es werden am Ende des Semesters hoffentlich rund 50 wunderbare Berichte und Essays zum Thema «Wissen im Netz» auf unserem Weblog sein – eine Art von Nachleben entfaltet und das Seminar auf diese Weise sich weiterentwickelt.

JSTOR legt nochmals zu

JSTOR, die führende Anbieterin von digitalisierten Zeitschriften, hat wieder einige nette, kleine Verbesserungen an ihren Dienstleistungen vorgenommen. So sind neu die PDF-Dateien, die heruntergeladen werden können, im Volltext durchsuchbar. Dies war bisher erst nach einer lokalen Nachbearbeitung mit einem Texterkennungsprogramm (OCR) möglich. Neu können auch Textpassagen mittels Copy/Paste in andere Anwendungen wie etwe Word oder Litlink übernommen werden. Verbssert wurde auch die Darstellung von Suchbegriffen auf den JSTOR-Seiten.

CAH – Computer Aided Historiography

Das Buchstabenpaar „CA“ steht für „Computer Aided“ und existiert in zahlreichen Varianten: Computer Aided Design, Computer Aided Software Engineering … Wieso also nicht Computer Aided Historiography als Sammelbegriff dafür, was wir bisher etwas unbeholfen mit „Geschichtsschreibung im digitalen Zeitalter„, „Geschichte 2.0“ etc. bezeichnet haben. CAH würde dann den ganzen Prozess des historiographischen Arbeitens umfassen, von der Recherche bis zum kollaborativen Erstellen von Texten. Anhängen an CAH könnte man die verschiedenen Ebenen unserer Forschungsprojekte: die Frage der Historischen Online Kompetenz, die Frage des Strukturwandels und der Methodologie, das Thema der Wissensstrukturierung …

Schreiberlings Traum

Es ist nun einmal so: Wir sind und bleiben Schreibtischtäter. Wir, damit meine ich die Angehörigen der Zunft der Historiker. Der grosse Michel de Certeau, den wir hier ja auch schon erwähnt haben, sprach zwar von der «opération historiographique» und liess mich damit weniger einen hölzernen Schreibtisch als vielmehr chromblitzende Operationsinstrumente assoziieren. Aber das ist nur eine Illusion, der schöne Schein der klinischen Reinheit, den wir aber nie erreichen werden. Nein, wir sitzen am Schreibtisch, vor uns ausgebreitet die Beute aus Bibliothek und Archiv, Papierstapel, wohin man schaut und viele Bücher natürlich.
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Europeana online – mit Inhalten

Wie futurezone@orf.at meldet, ist das auch hier bereits angekündigte französische Digitalisierungsprojekt Europeana in diesen Tagen online gegangen – und zwar mit Inhalten: „Die neue Online-Bibliothek bietet Volltextzugriff auf rund 12.000 Dokumente in französischer, ungarischer und portugiesischer Sprache. Sie entstand in Zusammenarbeit mit der ungarischen Szechenyi-Nationalbibliothek und der portugiesischen Nationalbibliothek.“ Nachtrag: Aufmerksamen Leserinnen und Lesern dürfte zumindest der ungarische Teil von Europeana bereits seit längerem bekannt sein: Magyar Elektronikus Könyvtár (MEK) …

Wikipedia in den Wissenschaften | Werkstattgespräch in Basel

Die freie Enzyklopädie Wikipedia ist längst schon Teil des wissenschaftlichen Alltags geworden. Wikipedia wird von Dozierenden ebenso genutzt wie von Studierenden, ist Steinbruch für eigene Texte und ein medialer Grossversuch zugleich. Fluch oder Segen? Im Rahmen des medienpraktischen Kurses «Schreiben für Wikipedia. Eine medienpraktische Einführung mit theoretischen Bezügen» laden das Institut für Medienwissenschaft und das Historische Seminar der Universität Basel zu einem öffentlichen Werkstattgespräch ein.

Datum: Freitag, 20. April 2007
Ort: Institut für Medienwissenschaft der Universität Basel, Bernoullistrasse 28 (Lageplan)

Programm:

13:00 Prof. Dr. Christoph Tholen (ifm) und Dr. Peter Haber:
Begrüssung und Einführung

13:30 PD Dr. Maren Lorenz (Uni Hamburg)
Wikipedia. Zum Verhältnis von Struktur und Wirkungsmacht eines heimlichen Leitmediums

14:00 lic. phil. Jan Hodel (PH Nordwestschweiz)
Didaktische Überlegungen zum Nutzen und Nachteil von Wikipedia

14:30 Dr. Andreas Ineichen / lic. phil. Suzanne Schaer Pfister (Historisches Lexikon der Schweiz)
Vom Schreiben eines Fachlexikons in den Zeiten von Wikipedia

15:00 Pause

15:15 Diskussion und Thesen

16:00 Ende

Das Programm als PDF.