Mit rund 400’000 Buchtiteln, deren Inhaltsverzeichnisse im Volltext durchsuchbar sind, stellt Dandelon – nach eigenen Aussagen – wohl einer der grössten derartigen Kollektionen in Europa dar. Monatlich kommen etwa 20’000 neue Titel hinzu. Hinter dem Katalog stehen Einträge aus «National-, Landes-, Universitäts- und Fachhochschulbibliotheken in Bregenz, Dornbirn, Vaduz, St. Gallen, Darmstadt, Mainz, Göttingen, Braunschweig, Hamburg, Kiel und Berlin, sowie Daten aus Verlagen, die wir zusätzlich einspielen und viele fleissige Mitarbeiter, Freunde, Kollegen, Partner.» Auch wenn viele andere Kataloge bereits ähnliche Dienste anbieten, scheint mir Dandelon eine für Historiker recht nützliche Auswahl an Material zu bieten. Etwas monströs die Eigenwerbung: «Search Engine für wissenschaftliche Literatur – semantisch, crosslingual, kollaborativ, unabhängig, international».
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Transparenz und Gedächtnis im digitalen Zeitalter
Zwei kleine Anekdoten, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun – und doch: es gibt einen Zusammenhang.
Wie Jan Hodel berichtet hatte, wurde unser Weblog vor einigen Wochen gehackt und Jan Hodel hat das ganze System neu aufgesetzt und alle Daten neu einlesen müssen. Dabei ist eine Panne passiert, es wurde nämlich ein Textfragment, das ich im April geschrieben habe und vergessen habe zu löschen, für wenige Stunden freigeschaltet. In dieser Zeit wurde unser Weblog von Bloglines indiziert und der Text war sozusagen in die digitale Freibahn entlassen. Herr Graf von Arichvalia störte sich, nicht ganz zu unrecht, an dem Text (es ging um Wikipedia und ich schrieb sehr pointiert, dass Wikipedia nicht zitierfähig sei). Da es sich um ein Fragment handelt, ist meine Argumentation weder schlüssig noch logisch nachvollziehbar. Ausserdem entspricht das, was man jetzt nachlesen kann, auch nicht meiner Meinung. Ich bat Herrn Graf, den Text wieder zu löschen, was er nicht wollte, freundlicherweise hat er seine Angriffe gegen mich wenigstens in eine moderate Form gebracht. Er hoffe, schreibt er, „dass Sie dann mit Ihrer Quengelei aufhören.“
Um das gehts gar nicht. Was mich an dieser Anekdote interessiert, ist der Umstand, dass das digitale Gedächtnis anders funktioniert, als das analoge. Wäre mir in einem Text für ein gedrucktes Werk ein Fehler passiert, so hätte man die Auflage eingestampft oder ein Corrigendum eingeheftet. Kein ernstzunehmender Kollege wäre dann auf die Idee gekommen, mich mit der „falschen“ Version zu zitieren. Wäre die falsche Auflage vernichtet worden, hätte auch kaum jemand etwas von der Panne mitgekriegt. Ganz offensichtlich funktioniert dies im digitalen Zeitalter anders und das finde ich spannend und – ich gebe es zu – dies war mir bisher auch zu wenig bewusst.
Und noch ein Satz zur Sache: Das nun auf Archivalia sezierte Textstückchen werde ich bei gegebenem Anlass in einer revidierten, das heisst vollständigen und differenzierten Version veröffentlichen. Und freu mich auf die Diskussion (auch wenn dann, Herr Graf, unsere Positionen vermutlich so divergent gar nicht sein werden …).
Die zweite Anekdote ist vielleicht tendenziell unterkomplex, aber soll hier trotzdem kurz Erwähnung finden. In der Liste der Backlinks auf unser Weblog fand ich heute einen Link von MediaStar. Dort rapportierte die Bloggerin die Benotung ihrer Seminararbeit. Ich war etwas erstaunt darüber, dass die bei mir eingereichte Seminararbeit offenbar von diversen anderen Leuten auch noch benotet wurde und fragte mich, ob ich – da ich laut diesem Eintrag die beste Note vergeben hatte – zu mild war oder das Niveau in Basel tiefer als anderswo ist. Und: Was genau ist die Relevanz solcher Informationen (okay, die Frage sollte man nicht stellen im Zeitalter von Web 2.0) und: Was könnte wohl die Intention der Autorin gewesen sein … (diese Frage indes sollte man sich sehr wohl stellen, gerade im Sinn einer zeitgemässen Quellenkritik!)?
«Das Buch als Kulturphänomen»
Und gleich noch ein Hinweis zum Thema «Buch»: Die Mediengewerktschaft Comedia veranstaltet am Samstag, den 1. Dezember, in Basel den «Tag der Typographie». Im Rahmen dieser Veranstaltung wird Dr. David Marc Hoffmann vom Schwabe Verlag – den Teilnehmern des Kurses «Das Medium Buch. Buchgeschichte(n) aus Basel» in allerbester Erinnerung als hervorragender Referent – um 10:15 Uhr einen Vortrag halten zum Thema «Das Buch als Kulturphänomen».
Medium Buch. Buchgeschichte(n) aus Basel: Das Buchzentrum
Bücher, Bücher, nichts als Bücher. Gegen vier Millonen Bücher lagern im Buchzentrum in Hägendorf bei Olten. Vier Millonen Bücher, das ist mehr, als die Universitätsbibliothek Basel in ihren Magazinen stehen hat. Im Buchzentrum werden die Bücher aber palettenweise gelagert, denn hier befindet sich der grösste Buch-Zwischenhändler der Schweiz.
Das Buchzentrum wurde vor 125 Jahren als Selbsthilfeorganisation der Buchhändler gegründet und erfüllt heute zwei Funktionen. Einerseits ist es die Verlagsauslieferung für die Schweiz von rund 400 Verlagen. Und zugleich ist das Buchzentrum auch ein sogenannter Barsortimenter, das heisst, das Buchzentrum kauft bei den Verlagen auf eigenes Risiko Bücher ein und liefert sie mit einer ausgeklügelten Logistik an die Buchhandlungen in der Schweiz. Endkunden können beim Buchzentrum nicht bestellen, denn damit würde man die Buchhandlungen, denen das Buchzentrum immer noch zu einem grossen Teil gehört, kannibalisieren.
Die heutige Exkursion im Rahmen des Kurses «Medium Buch. Buchgeschichte(n) aus Basel» bescherte uns eine fundiert Einführung in Geschichte und aktuelle Lage des Buchmarktes sowie einen eindrucksvollen Rundgang durch das Herzstück des schweizerischen Buchmarktes. Weitere Bilder gibt es auf Flickr, mehr Hintergrundinfos zum Thema in unserem Wiki und die bisherigen Weblog-Einträge zum Kurs können hier aufgerufen werden.
Forum Buchkultur in Basel
Während wir uns dem «Medium Buch» widmen, widmen sich andere der «Buchkultur». Das freut uns, auch wenn sich die Termine ein wenig überschneiden, so wie zum Beispiel heute leider, als Prof. Lucas Burkart über «Wissensspeicher Buch» sprach. Am 13. Dezember wird Wolfgang Hagen zum Thema «Es gibt kein digitales Buch!» sprechen. Wir sind gespannt. Das ganze Programm steht hier zum Download bereit.
Vielen Dank
Noch ist der Monat November gar nicht zu Ende und wir haben schon einen neuen Höchststand erreicht. Mit täglich über 100 Besuchern sind wir noch nicht ganz im Bereich der A-Blogger, für ein ausgesprochens Fach-Weblog sind das aber sehr gute Werte. Vielen Dank also allen treuen Leserinnen und Lesern von weblog.histnet.ch. Und bereits jetzt können wir ankündigen, dass wir für das Jubiläumsjahr 2008 einige Neuerungen planen – Jubiläumsjahr übrigens deshalb, weil 2008 hist.net das methusalemische Online-Alter von zehn Jahren erreichen wird!
Digitale Eitelkeiten
Da übt man fröhlich im Zweierteam das kollaborative Schreiben (und freut sich, dass das «A» im Alphabet vor dem «O» steht und ergo der Haber vor dem Hodel zitiert wird) – und dann dies.
«Universal Digital Library»
heise.de berichtet heute: «Das ‚Million Book Project‘, ein internationales, nichtkommerzielles Projekt der Carnegie Mellon University, der Zhejiang-Universität, dem Indian Institute of Science und der Bibliothek von Alexandrien, hat mehr als 1,2 Millionen Bücher digitalisiert, die nun online über die Webseite der Universal Library verfügbar sind. Digitalisiert wurden Bücher, die seit dem Jahr 1000 erschienen sind. Die meisten stammen jedoch aus diesem und dem letzten Jahrhundert, von einer halben Million Büchern ist das Erscheinungsjahr unbekannt. Nur wenige Bücher findet man bislang auf Deutsch, die überwiegende Mehrzahl ist in englischer oder chinesischer Sprache geschrieben, gefolgt von Büchern in Arabisch oder den indischen Sprachen Telugu, Hindi oder Kannada.» Kritische Annotationen zum Projekt hat natürlich bereits Klaus Graf auf Archivalia gepostet.
Das Buch der Woche: Wikipedia goes Foucault!
Aufmerksame Leser unseres Weblogs werden es ja schon gemerkt haben: Während Kollege Hodel sich immer mehr in die didaktischen Sphären der neuen Netzwelten einarbeitet, widme ich mich seit einiger Zeit vermehrt dem intermedialen Crossover – sprich: dem Medium Buch im digitalen Zeitalter.
So kam mir unlängst – nach einem längeren Streifzug durch die Freihandmagazine unserer Universitätsbibliothek – die Idee, die Rubrik «Das Buch der Woche» hier einzuführen.
Sinn und Zweck dieser neuen Rubrik soll es nicht sein, mit ausführlichen Fachrezensionen bestehende Organe wie H-Soz-u-Kult oder Sehepunkte zu konkurrieren, vielmehr möchte ich in regelmässiger Folge und in kurzer Form auf Bücher hinweisen, die etwas abseits der grossen akademischen Felder liegen, Bücher, die mir besonders gefallen oder die mich besonders aufgeregt haben, Bücher, die man leicht übersieht oder die man einfach gelesen haben muss.
Und so möchte ich mit einem kleinen Büchlein beginnen (entstanden aus einer Magisterarbeit an der TU Chemnitz), das sich Wikipedia widmet und sich dabei einem innovativen Ansatz verschrieben hat: Mit Hilfe des Diskurskonzeptes von Michel Foucault untersucht Pentzold Wikipedia als Informationsspeicher und Diskursplattform. Damit wird die von den Wikipedianern imaginierte und mit viel Aufwand immer wieder beschworene Traditionslinie zurück zur Encyclopédie von Diderot und d’Alembert bewusst ignoriert und Wikipedia gleichsam gegen den Strich gelesen. Im Mittelpunkt der Studie steht die Beschreibung von «Aushandlungsprozessen bei der Verfertigung geteilten Wissens», was an zwei Beispielen untersucht wird. Eine innovative Arbeit, die hoffentlich die etwas frischen Wind in dier verfahrene Wikipedia-Diskussion der letzten Monate bringen wird.
Pentzold, Christian: Wikipedia. Diskussionraum und Informationsspeicher im neuen Netz, München 2007 (= Internet Research; 29).
Das Buch am Ende? Am Ende das Buch!
Die westliche Kultur ist stark geprägt vom Medium Buch. Seit dem Aufkommen des World Wide Web mehren sich jedoch Stimmen, die das Ende des Buches kommen sehen.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Medium Buch. Buchgeschichte(n) aus Basel» des Instituts für Medienwissenschaft und des Historischen Seminars diskutieren Buchexperten über Überlebenschancen des Mediums Buch in einer digitalen Gesellschaft und über Nutzen und Nachteil einer interdisziplinären Buchwissenschaft.
Diskussionsteilnehmer
Dr. Urs Breitenstein, bis Ende November Verleger des Schwabe Verlages und Präsident des Schweizer Buchhändler- und Verleger Verbandes SBVV | Hannes Hug, Direktor der Universitätsbibliothek Basel | Dr. Uwe Jochum (Konstanz), Autor zahlreicher Bücher zur Buch- und Bibliotheksgeschichte | Martin Kluge, Leiter Abteilung Wissenschaft im Schweizerischen Papiermuseum Basel und Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Universität Basel | Prof. Dr. Christoph Tholen, Vorsteher Institut für Medienwissenschaft der Universität Basel.
Datum
Donnerstag | 20. Dezember 2007 | 16:15 bis 18:00
Ort
Kollegiengebäude der Universität Basel | Hörsaal 119
Moderation
Dr. Peter Haber
Programm als PDF
WissKom2007: Volltexte gut versteckt
Das ist mehr als seltsam: Archivalia vermeldet, dass der Volltext des Tagungsbandes der diesjährigen WissKom2007 in Jülich (wir berichteten) frei als Volltext erhältlich ist. Das freut uns natürlich. Weniger erfreut sind wir aber darüber, dass wir als Autoren darüber nicht informiert werden und auch auf den Webseiten des Verlags und der Tagung kein Hinweis zu finden ist.
Bochumer Kolloquium Medienwissenschaft (bkm)
Mit dem auch für Historiker nicht ganz trivialen Thema «Die (Un)Möglichkeiten der Mediengeschichtsschreibung» startet am 21. November die erste Ausgabe des Bochumer Kolloquiums Medienwissenschaft. Als Referent ist Bernhard Siegert von der Bauhaus-Universität Weimar eingeladen worde. Das Bochumer Kolloqium Medienwissenschaft soll fortan jedes Semester abgehalten. Die neue Vortrags- und Gesprächsreihe des Instituts für Medienwissenschaft (ifm) an der Ruhr-Universität wird die Frage nach den technisch-medialen Bedingungen von Kultur und Gesellschaft, insbesondere von Wissenschaften und Künsten verhandeln und ein internationales Forum für medienwissenschaftliche und -philosophische Grundlagenfragen darstellen.» Die Homepage wird demnächst aufgeschaltet werden. Via ifm Basel.
Digitales Gedächtnis (2)
Auf der Fahrt zurück aus der Bundeshauptstadt gestern Abend habe ich mir überlegt, wie ich einem Aussenstehenden beschreiben könnte, was ich die letzten beiden Tage erlebt habe: War das eine wissenschaftliche Fachtagung? Ein Polit-Forum? Eine Weiterbildungsveranstaltung für die Branche? Oder war das die inoffizielle Vernehmlassung des Berichtes zur Memopolitik, den das Bundesamt für Kultur in wenigen Wochen veröffentlichen wird?
Die Eckdaten zuerst: Die Schweizerische Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) hatte als Thema für ihre diesjährige Herbsttagung «Das digitale Gedächnis der Schweiz. Stand, Herausforderungen, Lösungswege» gewählt. Eine kleine Pikanterie am Rande: Der ursprüngliche Titel der Tagung lautete schlicht und einfach «Memopolitik» – wie man übrigens dank digitalem Gedächtnis mit zwei Mausklicks sehen kann – und man wüsste sehr gerne, wieso der Titel schliesslich abgeändert wurde oder werden musste. Zurück zur Tagung: Die Teilnehmerliste umfasste rund 200 Leute, die meisten aus der Schweiz, die meisten aus sogenannten Gedächtnisinstitutionen, die meisten in leitenden Positionen beschäftigt. Fast interessanter an der Liste war indes, wer nicht darauf stand: Zum Beispiel leitende Persönlichkeiten von leitenden Gedächtnisinstitutionen in diesem Land …
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Digitales Gedächtnis (1)
Bevor wir voraussichtlich morgen über die Tagung «Das digitale Gedächtnis der Schweiz. Stand, Herausforderungen, Lösungswege» berichten werden, hier nur eine erste visuelle Impression und zwei Sätze: Die Tatsache, dass rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich mit einem Thema befassen, das noch vor ein paar Jahren, als wir anfingen, uns mit diesen Fragen zu beschäftigen, kaum einen Menschen interessiert hat, ist erfreulich. Dass aber noch immer Kraut und Rüben durcheinander geraten und nun dauernd und unreflektiert von «Digitalisierung» gesprochen wird, ohne zu schärfen, was gemeint ist, wirkt schon ein wenig befremdlich. Auf jeden Fall: Fortsetzung folgt …
WissKom2007 (2)
Über das kollaborative Tagging an Hochschulbibliotheken berichtete Dr. Christian Hänger von der Universitätsbibliothek Mannheim in einem sehr spannenden Vortrag. «Unter Collaborative Tagging versteht man die freie Verschlagwortung von digitalen Ressourcen, bei dem die Nutzer auf der Basis von verschiedenen Social Software Anwendungen Webseiten mit Hilfe einer beliebigen Zahl von Schlagworten – sogenannten Tags – kennzeichnen.» Mehr über dieses Vortrag lesen Sie hier.