Irgendwann Anfang der 80er Jahre besichtigte ich als Teenager mit Eltern und Bruder die Wehranlagen von Carcassonne. Oder, präziser: Ich nahm an einer Führung teil. Ich verstand zwar kein Wort dessen, was der „guide“ (oder die „guide“, denn es war eine Frau) uns über die historische Bedeutung der Stadtmauern mitteilen wollte, jedenfalls erinnere ich mich nicht mehr (Stichwort „Vergessen“). Woran ich mich aber erinnere war der obligate Spruch am Ende der Führung, der in Frankreich zur stehenden Redewendung geworden ist: „N’oubliez pas le guide!“ Die Aufforderung, das Nicht-Vergessen nicht zu vergessen, war nicht als Bitte gemeint, die Führung in guter Erinnerung zu behalten, sondern wollte sicherstellen, dass der Person, welche die Führung durchgeführt hatte, beim Abschied ein Trinkgeld entrichtet würde.
Die Episode fiel mir ein bei der Vorbereitung für einen Workshop, den ich an der Fachtagung „Geschichtsvermittlung am originalen Schauplatz“ moderieren soll, die am 16. und 17. Oktober im Rahmen der 700-Jahr-Feierlichkeiten des Klosters Königfelden stattfindet. Der Workshop (als einem von acht) soll sich mit der Frage befassen: „Hat Historisches Lernen am originalen Schauplatz angesichts von Wikipedia, TV-Dokumentationen und Online-Museen noch Zukunft?“ Ich meine: Ja.