Archiv der Kategorie: Berichte und Rezensionen

edwired: Geschichtsblog des Monats April 2007

T. Mills Kelly, Dozent am Departement for History an der George Mason University und Associate Director des Center for History and New Media, bezeichnet seinen Blog edwired als

[…] a blog that considers the intersection of digital technologies and history.

– was ziemlich genau der Bezeichnung unseres Projekts hist.net entspricht. Entsprechend lassen sich auch einige Parallelen entdecken. Weiterlesen

Digital History Hacks: Geschichtsblog des Monats März 2007

An alle Web 1.0-User/innen unter den Historiker/innen, die im Internet noch immer nach „Homepages“ suchen: Wer sich so richtig erschrecken möchte über die Aussichten auf die Geschichtswissenschaften im Jahr – hmmm… – 2017, der darf mal auf Digital History Hacks eine Runde in den Blog-Einträgen stöbern. William J. Turkel gewann mit diesem Blog einen Cliopatra Blog Award für den besten neuen Blog des Jahres 2006 (hier bereits besprochen). Turkel unterrichtet an der University of Western Ontario (Canada) das Fach Digital History und macht in seinem Blog mehr als deutlich, dass er mit Digital History nicht etwa die Download-Option von PDF-Dateien meint und auch nicht digitalisierte Archivbestände, sondern eine konkrete Anwendung der Studienrichtung Public History (das neustens auch in der Schweiz angeboten wird). Weiterlesen

Geschichtstage: 1968er und Neue Rechte

In der Sektion „1968: Revolution und Gegenrevolution“ wird die Frage verhandelt, welche politischen Auswirkungen die 1968er Bewegung hatte und wie stark die Neue Rechte von der 1968er Bewegung inspiriert wurde.

Wolfgang Kraushaar stellt in seinem Referat klar dar, dass zum einen die Rede von einer „1968“er-Bewegung erst um 1980 aufkam, als sich die damalige Jugendbewegung von ihr absetzen wollte. Ausserdem wurde auch erst im Rückblick das Jahr 1968 (mit der Koinzidenz von Pariser Mai und Prager Frühling) zum Bedeutungsträger, davor war es eher das Jahr 1967 gewesen. Zudem weist er darauf hin, dass die 68er-Bewegung nicht ein konkretes politisches Programm verfolgte, sondern stärker als Gegenbewegung agierte (antifaschistisch, antikapitalistisch, antiimperialistisch) und sich an den allgemeinen Vorstellungen orientierte, welche die Vordenker der kritischen Theorie entwickelt hatten. Die Bewegung konnte mit ihren konkreten eigenen politischen Anliegen auch keinen Erfolg erzielen: Sowohl die Notstandsgesetze, als auch die Verhinderung der marktbeherrschenden Stellung des Axel-Springer-Verlages konnten nicht verhindert werden.
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Geschichtstage: Technikgeschichte

Monika Dommann (Uni Zürich) berichtete unter dem Titel „Von der Druckerpresse zum Wissenssystem (1960-1975)“ über die Umbrüche und Automatisierungsprozesse in der Bibliothek. In einem ersten Teil ging es um Siegfried Giedion und das Zeitalter der Mechanisierung. Giedion hat in seinem erstmal 1948 englisch erschienen Buch die Prozesse der Mechanisierung untersucht und – zu einem sehr frühen Zeitpunkt – kritisch analysiert. Der zweite Teil des Vortrages behandelte McLuhan, der 1962 in seinem vielzitierten Buch „The Gutenberg Galaxy“ das (vermeintliche) Ende der Buchkultur beschrieben hat. Den Hauptteil des Referates bildete eine Fallstudie über die Mechanisierung des Abschreibens in der Bibliothek. Dommann ging es dabei um die Frage, wie die Geschichtswissenschaft die Nutzung neuer Medien – hier des Photokopierers – untersuchen kann. Sehr anschaulich zeichnete Dommann die Durchsetzung von Kopiermaschinen im bibliothekarischen Kontext nach und spannte einen weiten Bogen hin zu den aktuellen Copyright-Diskussionen. Nur ein Beispiel: Wenn Photokopien von Aufsätzen den Sonderdruck ersetzen, dann verändert sich natürlich auch das Kommunikationsverhalten von Wissenschaftern. Fazit: Ein schönes Beispiel für den fruchtbaren Zwischenraum zwischen Technikgeschichte, Wissensgeschichte und Bibliothekswissenschaft.

P.S.: Die Tatsache, dass in diesem Panel nur drei Vorträge eingeplant waren, erwies sich als sehr angenehm! Schade, dass dies nicht Standard ist an den Geschichtstagen.

Geschichtstage: Osteuropa

Acht Panels finden heute Nachmittag parallel statt. Ich habe keine Ahnung, wie gleichmässig die Teilnehmer/innen sich auf die einzelnen Räume verteilt haben, aber im Raum 215, wo ich jetzt sitze, herrscht Gedränge. Heiko Haumann, Osteuropahistoriker aus Basel, hat gleich seine ganze Abteilung aufgeboten, um zum Thema „Der unruhige Osten. Umbrüche in Osteuropa während des 20. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für Europa“ zu referieren.

Geschichtstage: Eröffnung

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Der erste Eindruck beim Check-in an den Ersten Schweizer Geschichtstagen: Papier, Papier, Papier. Die Zunft der Historiker/innen scheint tatsächlich digitalisierungsresistent zu sein. Dicke Verlagsprospekte, Neuigkeitenverzeichnisse, Probenummern … Dafür herrscht in der Aula gedrängte Enge, von den 500 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern scheint doch ein ansehnlicher Teil den Weg nach Bern bereits heute gefunden zu haben.

In ihrer Begrüssungsrede wies Regina Wecker, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG), ganz explizit auf die Bedeutung des Internet hin und betonte die Relevanz des geplanten Projektes infoclio.ch, das die SGG zusammen mit der Schweizerischen Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaft lanciert hat.

1. Schweizerische Geschichtstage

Nicht dass ich davon ausgehe, dass hier Werbung für die 1. Schweizerischen Geschichtstage notwendig sein sollten, denn da werden wir ja so oder so alle sein, nicht wahr (500 Anmeldungen ist doch eine respektable Zahl für die kleine Schweiz)? Aber für alle Fälle möchte ich darauf hingewiesen haben, dass unser Panel mit Referenten aus Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich bestückt ist, konsequent zweisprachig geführt wird und ausserdem – falls es klappt – mit einem Podcast dokumentiert werden wird. Aber das soll niemanden davon abhalten, am Samstag in Bern persönlich dabei zu sein! Der Titel: «Digitaler Wandel in den Geschichtswissenschaften – zwischen Theorie und Praxis. Potentiels de l’informatique dans les sciences historiques – entre théorie et pratique».

histucation: Geschichtsblog des Monats Februar 2007

Wir haben hier ja im Februar (anlässlich der Tagung „Das Internet als Raum historischen Lernens„) uns auch über die Potentiale des Online-Games „Second Life“ für das Geschichtslernen ausgelassen (second history). An der Tagung lernten wir auch Jonas Wegener kennen, der den Weblog „histucation“ betreibt. Der Weblog setzt sich mit den Möglichkeiten von digitalen Spielen (PC- und Online-Games) für das Geschichtslernen auseinander, bzw. in den Worten des Weblog-Betreibers mit „game based learning“ und „serious games“. Aber auch allgemeinere Fragen zum Einsatz von E-Learning im Geschichtsunterricht in Schule und in der Universität werden behandelt. Weiterlesen

Tagung „Aufklärung, Bildung, ‚Histotainment‘?“

Am 2/3. März fand in Berlin am Friedrich-Meinecke-Institut der FU eine Tagung statt, die nach der Rolle der Zeitgeschichte in Unterricht und Gesellschaft fragte. Organisiert wurde die Tagung von Michele Barricelli, Juniorprofessor für Geschichtsdidaktik am Friedrich-Meinecke-Institut und von Julia Hornig, Mitarbeiterin bei der Willy-Brandt-Stiftung in Berlin. Die Beiträge setzten sich auf vielfältige Weise mit der Frage auseinandersetzten, wie zeitgeschichtliche Themen heutzutage vermittelt werden. Dabei kam auch den Medien eine wesentliche Bedeutung zu. Weiterlesen

Narrationen im digitalen Zeitalter

Der folgende Beitrag fasst meine Ausführungen während der Tagung „Das Internet als Raum des historischen Lernens“ noch einmal in geraffter Form zusammen. Er befasst sich mit der Rolle, die Narrationen im digitalen Zeitalter spielen können und fokussiert auf die Situation des web 2.0, das heisst von Weblogs und Wikis.
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Das Internet als Raum Historischen Lernens V

Der Abschluss-Vormittag der Tagung (siehe frühere Einträge) befasst sich mehr mit theoretischen Aspekten.

Andreas Körber stellt das aktuelle Kompetenz-Modell historischen Denkens vor, das er (mit anderen Autor/innen) im Rahmen des Projekts FUER Geschichtsbewusstsein erarbeitet hat. Daraus leitet er Folgerungen für das historische Lernen ab, das kompetenzorientiert und nicht mehr primär wissensorientiert erfolgen soll. Seine daraus folgende These: Das Klassenzimmer ist der eigentlich „virtuelle Raum“ des historischen Lernens, weil nicht nur die Vergangenheit da nicht „wirklich“ vorhanden ist, sondern weil die Narrative zur Geschichte, die in der Gesellschaft vorhanden sind, nur durch die Lehrperson gefiltert einfliessen. Die Beschäftigung mit Informationen zu Geschichte im Internet ist so gesehen viel „realer“, weil dort die Schüler/innen direkt mit den verschiedenen Darstellungen in Kontakt kommen. Er betont vor allem die Bedeutung der eigenen Aktivität der Schüler/innen, die selber Narrationen erstellen und sich reflektiert damit auseinander setzen sollen. Weiterlesen

Das Internet als Raum Historischen Lernens IV

Die Nachmittags-Sektion des Donnerstags ist konkreten multimedial aufbereiteten Lernangeboten gewidmet. [Fortsetzung von diesem Eintrag].

Julia Hornig stellt mit der „Aufmerksamen Ausstellung“ im Willy Brandt-Haus in Lübeck eine andere Anwendung von ICT im Ausstellungsbereich: hier wird die Inszenierung durch ein ausgeklügeltes Haus-Management-System gesteuert und durch ein Content-Management-System für webbasierte Darstellungen ergänzt. Innovativ erscheint mir ein „Multimedia-Tisch“, in den ein Touch-Screen eingelassen ist, der Punkte auf einer Weltkarte darstellt, die nicht nur angeklickt, sondern auch anderen Besucher/innen „zugeschoben“ werden können, was interessante Formen der Interaktion ermöglichen könnte. Das würde ich gerne live sehen! Interessant ist auch die Möglichkeit, „Ergebnisse“ des Ausstellungsbesuch sich über das Internet nach Hause schicken zu lassen; auch das möchte ich gerne mal live sehen. Weiterlesen

Das Internet als Raum Historischen Lernens II

Der folgende Beitrag ist eine notiz-artige Gesamtschau der Tagung „Das Internet als Raum historischen Lernens“ am Institut für Zeit- und Regionalgeschichte in Schleswig aus der Sicht von Jan Hodel. Peter Habers Sicht der Dinge ist hier zu finden… So steht es dem geneigten Leser, der geneigten Leserin frei, sich sozusagen multiperspektivisch (oder gar kontrovers) über die verhandelten Inhalte zu informieren. Weiterlesen