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Tagwerke: Geschichtsblog des Monats Mai 2007

Kollege Haber hat ihn bereits vor einigen Wochen hier vorgestellt und einige mögen mäkeln, das sei ja gar kein „Geschichtsblog“ – aber bitte: Tagwerke ist ein Weblog des Frankfurter Museums für Kommunikation, das in Zusammenarbeit mit dem Giessener Sonderforschungsbereich „Erinnerungskulturen“ eine Ausstellung im Frühling 2008 plant, dies sich für die

spezifische Form selbstbezogener Kommunikation als einer alltäglichen Kulturpraxis

interessiert. Auch wenn der Titel „Vom Tagebuch zum Weblog“ von den Organisator/innen nicht chronologisch verstanden wird (und damit suggerieren könnte, das Weblog hätte das Tagebuch „abgelöst“), sind doch historische Bezüge und Perspektiven von Bedeutung. Weiterlesen

Google, meine Daten und ich

Nicht ich nutze Google – Google nutzt meine Nutzung von Google und ich frage mich: Gehören die Daten, die ich bei der Benutzung von Google generiere, mir – oder Google?

Wenn ich bei Archivalia den Hinweis lese, dass in GoogleBooks neuerdings auch die Einsicht in die Quelltexte möglich ist (Texterkennungsoftware sei dank – obwohl diese (noch?) vor alten Schriften kapitulieren muss), denke ich spontan: wie praktisch! Bald (also in 5 Monaten oder in 5 Jahren, je nachdem), sind alle für mich relevanten Bücher auf dem Netz (Volltextversion und Google-Indizierung sei dank) mit einem Mausklick zu durchforsten. Weiterlesen

«Fachdatenbank Buchwissenschaft» online

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Wer sich bereits auf das kommende Herbstsemester einstimmen möchte, dem sei die kürzlich aufgeschaltete «Fachdatenbank Buchwissenschaft» empfohlen: «Die Fachdatenbank Buchwissenschaft vereinigt mit der Wolfenbütteler Bibliographie zur Geschichte des Buchwesens (WBB), der Bibliographie der Buch- und Bibliotheksgeschichte (BBB) und dem elektronischen Bibliothekskatalog des St. Galler Zentrums für das Buch (SGZFB) die drei wichtigsten bibliographischen Instrumente zur Buch- und Bibliothekswissenschaft. Insgesamt werden über 400.000 Monographien, Zeitschriften und Aufsätze aus dem Berichtszeitraum 1840 bis heute nachgewiesen.»

Europeana – La Grande Nation fights back!

Wir wussten es ja: Das wird sich die Grande Nation nicht bieten lassen! Die kulturelle Vorherrschaft sich von ein paar amerikanischen EDV-Schnöseln mit einem dicken Portemonnaie wegschnappen zu lassen – so nicht! Jean-Noel Jeanneney, der ebenso visionäre wie auch kampfeslustige Direktor der Bibliothèque Nationale de France, kündigte ja an, dass man das Vorpreschen von Google bei der Massendigitalisierung von historischen Büchern nicht einfach so akzeptieren werde. Nun wissen wir, wass die BNF ausgebrütet hat: Europeana.

Geld verdienen mit wissenschaftlichen Informationen?

Da soll noch einer behaupten, wissenschaftliche Informationen seien kein gutes Geschäft. Das Fachmagazin des deutschen Buchhandels, das Börsenblatt, berichtet, dass der niederländische Fachinformationskonzern Wolters Kluwer seinen Umsatz im vergangenen Jahr um neun Prozent, den Gewinn sogar um 16 Prozent steigern konnte. Glückwunsch! Nur: Auf wessen Kosten gehen diese immensen Gewinne? Wenn man sich den Publikationsmarkt für historische Bücher anschaut, kommen andere Gefühle auf. Eine sehr lesenswerte Publikation hat kürzlich diesen Markt analysiert und kam – wenig überraschend – zum Schluss, dass der historische Buchmarkt in einer tiefen Krise steckt. Eine assoziative Ergänzung zum Thema für Kurzentschlossene: Morgen Donnerstag findet in Bern die Frühjahrestagung der Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) zum Thema «Open Access. Vom Prinzip zur Umsetzung» statt. Mehr zum Thema Open Access gibt es übrigens hier!

Collection «Le Savoir Suisse»

Heute Nachmittag bei einem Spaziergang in Genf in der Buchhandlung Payot entdeckt: Le Savoir Suisse, eine hübsch gemachte Buchreihe, die mit dem Anspruch antritt, das Wissen der Schweiz in ein paar Dutzend kleinen, handlichen Büchlein abzubilden. Natürlich mit einem Augenzwinkern. Und vielleicht – aber das ist nur eine Vermutung – mit einer stillschweigenden Referenz auf die Abenteuer der Encyclopédie der Société Typographique de Neuchâtel, die Robert Darnton so wunderbar beschrieben hat …?

Aus dem OPAC direkt in BibSonomy

Meine Lieblingsliste Inetbib meldete gestern, dass der Kölner Universitäts-Katalog ab sofort die Möglichkeit bietet, bibliographische Daten eines gefundenen Buches direkt per Mausklick zu Bibsonomy zu senden:

Der Koelner UniversitaetsGesamtkatalog (KUG) […] verfuegt seit heute ueber eine Verbindung zu dem ’social bookmark and publication sharing system‘ BibSonomy. Von einem Einzeltreffer oder einem Merklisteneintrag koennen nun ueber ein Share-Icon per Klick direkt aus dem KUG heraus die relevanten bibliographischen Daten des Titels an BibSonomy gesendet und dort weiter praezisiert sowie abgespeichert werden. BibSonomy wird von der Knowledge and Data Engineering Group der Universitaet Kassel entwickelt und betrieben, die mit BibSonomy auch im europaeischen Projekt TAGora involviert sind. Mit dem Aufbau und dem Austausch von Bibliographie-Listen ausgehend von einem OPAC oder Recherche-Portal (bei uns ist das der KUG) im Kontext einer Social-Software (wie hier BibSonomy) stehen dem Nutzer durch die Kombination weitere Nutzungsmoeglichkeiten offen und er kann
von dem Mehrwert profitieren (bzw. zu diesem selbst beitragen), der durch Social-Software generiert wird.

Cool! Das ist ganz ähnlich dem Konzept, das wir mit Lit-Link verfogen: Bibliographische Daten per Mausklick in die eigene Bibliographie zu befördern. Bei Lit-Link haben wir dies mit dem Plugin XMLdump gelöst, das bereits einige der grossen Bibliothekskataloge «auslesen» kann. Soviel sei schon verraten: Bald werden es mehr und auch ganz andere Kataloge sein, aus denen sich per Mausklick Daten in Lit-Link exportieren lassen!

Geschichte digital

Wieder einmal gilt es, eine neue Publikationen zur Situation und Befindlichkeit der Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter anzuzeigen:

Hering, Rainer / Sarnowsky, Jürgen / Schäfer, Christoph / Schäfer, Udo (Hrsg.): Forschung in der digitalen Welt. Sicherung, Erschließung und Aufbereitung von Wissensbeständen, Hamburg 2006 (= Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg; 20).

Das rund 200 Seiten umfassende Buch gibt es auch komplett als digitale Edition zum kostenlos herunterladen und die Texte repräsentieren einen spannenden Mix von essayistischen Beobachtungen und konkreter Quellenarbeit. Ausführlichere Leseeindrücke folgen in Bälde!

Plagiatsdebatte

Stefan Weber, habilitierter Medienwissenschafter, Herausgeber eines sehr hilfreichen Readers und mehrfaches Plagiatsopfer, hat in einem kürzlich erschienenen Buch die leidige Plagiatsfrage aufgegriffen. Das Buch trägt den Titel «Das Google-Copy-Paste-Syndrom». Ein schöner und passender Titel. Ein schöner Zufall ist auch, dass die gleichen Elemente bereits im gleichen Kontext verwendet wurden: Unter dem Titel «copy/paste. Zur Kultur des Kopierens» fand 2004 an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel eine Lehrveranstaltung zum Thema Plagiate und Kopieren statt. Und zum Google-Syndrom erschien wenig später ein Aufsatz mit dem Titel «Google-Syndrom. Phantasmagorie des historischen Allwissens im World Wide Web». Wir freuen uns natürlich über diesen lustigen Zufall und werden das anregende Buch in Kürze ausführlicher hier vorstellen.

HOK Lesen: Quellen: Anmerkungen zu Google Books

Erste Erfahrungen mit Google Books, das etliche Bücher als Scans im PDF-Format anbietet – nicht wenige darunter auch kostenlos. Hardy Green berichtet in Business Week von seinen Erfahrungen mit dem Download (brach wegen der Grösse der Datei ab) und dem Lesen (er entdeckte Anmerkungen wohl aus Studentenhand aus der Zeit der Jahrhundertwende im Buch) mit seinem Google Book, einer Ausgabe von Charles Dickens‘ A Tale of Two Cities aus dem Jahr 1908 (die ich zwar bei Google gefunden habe, aber nicht als Full-View-Datei, die frei heruntergeladen werden kann).

Ist Google hier nicht eine Gefahr für jene Verlage, die von der Neuausgabe von Klassikern leben?

Peter Gale Nelson, assistant director of Brown University’s creative writing program, also questions the economic impact. „It may be less expensive to buy a printed version than to pay the cost of toner and paper.“ The Google mechanism, he added, „could be most useful for a book that’s hard to find, one where this is the only way to get it.“

Derweil weisen Verantwortliche des Bereichs Distributed Proofreaders des Gutenberg Projects (wo urheberrechtsfreie Klassiker von Freiwilligen zunächst eingetippt, mittlerweile aber auch eingescannt werden) auf die Notwendigkeit von Qualitätssicherungsmassnahmen hin (gefunden bei O’Reilly-Radar). Nicht selten geht die eine oder andere Seite beim Massen-Scannen ? la Google verloren – oder Bildlegenden werden abgeschnitten. Das kann im Einzelfall ausserordentlich ärgerlich sein. Doch ein kontrollierendes Gegenlesen (Proof-Reading) gibt es bei Google nicht – zu teuer. Eine Gelegenheit, über die Vor- und Nachteile von so genannten „Laien-Projekten“ nachzudenken, wo Freiwillige gemeinsam Inhalte erarbeiten.

Übersicht: HOK Lesen: Quellen

HOK Lesen: Quellen: Urheberrecht (und ein leises Seufzen)

Ich fürchte, dass die Problematik des Urheberrechts für die Historische Online-Kompetenz von zentraler Bedeutung ist. Ich fürchte dies daher, weil ich zugeben muss, dass ich nicht besonders viel Elan beim Durchdringen dieser Problematik aufzubringen vermag: es ist mir zu verkopft und zu widersprüchlich. Vermutlich geht das 98% der Geschichtstudierenden (und Dozent/innen) auch so.

Kevin Kelly hat da ja seine eigenen Ansichten, und ich habe hier ja auch schon einmal einen ersten Versuch gestartet, diese Problematik anzuschneiden und (sehr verkürzt) darzustellen. Derweil geht die Diskussion um die Neuformulierung des Urheberrechts (in Deutschland beispielweise) munter weiter – und auch die Anstrengungen Googles, immer mehr Inhalte zu erschliessen, schreiten voran, ebenso wie die Bemühungen verschiedener anderer Gruppierungen (etwa Bibliothekskonsortien oder Verlage) oder der OpenAccess-Initiative.

Nun kommen schon die ersten Darstellungen als Kinderbuch und als Comic, um die Position der Copyright-freien Nutzung von Inhalten zu propagieren. Diese wenden sich zunächst einmal gegen die rigorose Haltung der Unterhaltungsindustrie, die Musik und Filme rigoros geschützt haben wollen (neuerdings sollen auch Rundfunkprogramme entsprechend vor digitaler Raubkopie geschützt werden…was jedoch nicht unwidersprochen bleibt). Schön.

Aber um die Problematik wirklich zu verstehen, ist wohl doch eine eingehende Auseinandersetzung mit der Sachlage, den Pros und Contras nötig…

Übersicht: HOK Lesen: Quellen

HOK Lesen: Suchen und Finden: EPIC 2015

Beim RSS abgrasen und ziellosen Rumsurfen (Serendipity!) stiess ich bei tagesschau.de auf die Meldung zum Rechtsstreit darüber, ob Google frei Bücher einscannen darf (Google darf, wir hatten es schon mal (kurz) von Googles Projekt, die gesamten (?) Buchbestände der Welt zu digitalisieren und online verfügbar zu machen). In Sicht- und Klickweite fand ich eine Multimedia-Box zu Google. (Es gibt ja kaum noch ein Mainstream-Medium, dass uns nicht die neue „Macht Google“ unter die Nase reibt. Dank dem Stern-Cover weiss jetzt selbst meine Mutter, die sogar die elektrische Schreibmaschine mit spitzen Fingern anfasst und PC und Internet nur vom Hörensagen kennt, von den Gefahren, die vom aufkommenden Monopol Google’s ausgehen werden.)
Besagte Multimedia-Box zeigt also eine weitere Mainstream-Sicht auf den Internet-Giganten: etwas melodramatisch mit bedeutungsschwanger tönenden Off-Texten unterlegt, krawattentragende Bedenkenträger vor zahlreichen Bildschirmen (scheint die Medienkompetenz des Sprechers zu verstärken), als „Computeranimation“ gekennzeichnete Computeranimationen (man könnte ja den Eindruck erwecken, dass richtige Roboter aus Blech und Stahl die Informationen im Internet zusammentragen) – aber auch ein paar bemerkenswerte, in der Vereinfachung überraschend klare Aussagen: G-mail mit dem Empfehlungssystem rekonstruiert soziale Netze, Googles Geldmaschine AdSense mit genau platzierten Anzeigen lädt ein zum „Click-Fraud„usw.
Richtig spannend ist aber der Schluss-Hinweis auf eine Arbeit des imaginären Museum for Media History in Florida aus dem Jahr 2014 (dahinter stecken die Autoren Robin Sloan und Matt Thompson verfasst wurde): ein Blick in die Zukunft, in der das fusionierte Unternehmen Googlezon (aus Google und Amazon) Microsoft *und* die New York Times aus dem Markt verdrängt und mit EPIC den neuen optimalen Informations-Agenten eingeführt hat (deutsche Version – ausserdem gibt es eine neuere englische Version). Brave New World des beginnenden 21. Jahrhunderts: Gerne würde ich das genauer analysieren (oder hat das schon wer? Hinweise erbeten). Bahnbrechend neu ist das Filmchen nicht: Diskutiert wurde es bereits (Übersicht beim Blog von Sloan und Thompson) und eine Geschichte der Entstehung und Beweggründe ist auch bereits im Netz zu finden, ebenso (natürlich) eine Wikipedia-Eintrag. Die New York Times hat angeregt durch den Film eine eigene Version von Google 2084 (sic!) entworfen.

Historische-Online-Kompetenz-Relevanz?

  • Wikipedia kann nicht von Google gekauft werden – uff. Aber muss es das überhaupt? Wikipedia taucht ohnehin bei vielen Suchbegriffen zuoberst auf. Wer hilft da wem?
  • Im Vergleich zu den Strukturen bei Google ist Wikipedia (trotz allen Vorbehalten) ein Ausbund an Transparenz und Mitbestimmung! (Zitat Hendrick Speck aus der Mediabox der Tagesschau zur Problematik des geheimen Such- und Ranking-Mechanismus: „Google entspricht damit einer Bibliothekarin, die unkontrollierbar, nach welchen Kriterien auch immer, nach eigenem Gutdünken, Ihnen als Nutzer Bücher zuteilt oder entsprechend vorenthält, und Ihnen dafür natürlich keine Rechenschaft in irgend einer Art und Weise ablegt.“ – Bitte keine spöttischen Kommentare, diese Beschreibung komme der Wirklichkeit in Ihrer örtlichen Bibliothek ziemlich nahe…)

Nachtrag: Passend zur momentan grassierenden Google-Skepsis („Is Google the new Microsoft?“) die vorgängige Meldung von Cnet.News zum neuen Internet-Zahlungssystem „checkout“, das Google diese Woche vorgestellt hat: „Open your wallet to Google„. Pikant, dass das neue Zahlungssystem vor allem als Kampfansage an Amazon (der „zon“-Teil von Googlezon) interpretiert wird. Ein Interview dazu mit (aha!) Hendrik Speck.

Übrigens: Blogger gehört auch Google…

Übersicht: HOK Lesen: Suchen und Finden

HOK Lesen: Quellen: Google plant kostenpflichtigen Bücherdienst

Die Preise des Google Book Search genannten Dienstes sollen von den kooperierenden Verlagen festgelegt werden. Die Bücher dürfen aber nur im Web-Browser angesehen und nicht ausgedruckt werden. Damit erhält die längere Auseinandersetzung um den Weg zum digitalen Zugriff auf Buchinhalte (der bei Google einst Google Print hiess) eine neue Wendung.

Übersicht: HOK Lesen: Quellen