Schlagwort-Archive: Digital Humanities

«Dans la toile des médias sociaux» | «Im Netz der sozialen Medien»

Morgen beginnt im Deutschen Historischen Institut Paris das zweitägige Kolloquium «Im Netz der sozialen Medien»: «Das Kolloquium beleuchtet in einer internationalen Perspektive die neuen sozialen Medien und die daraus resultierenden Netzwerke in ihrer Bedeutung für die Geisteswissenschaften. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Frage, wie sich die sozialen Medien auf unsere gegenwärtige Wissenschaftskultur auswirken. Eröffnet wird das Kolloquium durch Geert Lovink mit einem Vortrag zum Thema ‚Kulturpolitik der Sozialen Medien – von der Kritik zu Alternativen’» Das ausführliche Programm gibt es hier, den dazugehörigen Blog hier.

Daten, Daten, Daten – überall sind Daten!

Wir hatten ja unter dem Stichwort Data Driven History ja bereits mehrfach auf die wachsende Bedeutung von Daten auch für die Historische Forschung hingewiesen und unter anderem auch die Möglichkeiten und Grenzen des Google-Projektes Ngram diskutiert.

Nun steht bei JSTOR unter dem Titel Data for Research (DFR) ein neues, speziell auf geisteswissenschaftliche Analysen zugeschnittenes Tool zur Verfügung. Das Prinzip von DFR ist das gleiche wie von Google Ngram, indem grosse Textcorpora nach verschiedenen Häufigkeiten und Wortmustern durchsucht und graphisch dargestellt werden können. Anders als Ngram verwendet aber JSTOR einen klar umrissenen Textcorpus, nämlich die eigenen rund sechs Millionen Volltexte von wissenschaftlichen Aufsätzen, die in den eigenen Kollektionen enthalten sind. Anders als bei Google sind diese Texte sehr präzise metadatiert und erlauben deshalb wesentlich präzisere Abfragen.
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Historisch-statistische Analysen mit Google Books

Passend zum kürzlich an dieser Stelle erfolgte Hinweis von Kollega Haber zum zahlenbasierten Charakter digitaler Geschichte hat Mills Kelly in seinem Blog an drei einfachen Beispielen erläutert, wie er die neue Funktion Ngram Viewer aus den Google Labs in seinen Einführungskursen zu verwenden beabsichtigt. Weiterlesen

Data Driven History

«Digital» bedeutet zunächst einmal, «auf Ziffern beruhend», «durch Ziffern ausgedrückt». Hauptmerkmal einer digitale Geschichtsschreibung wäre demnach ihre Zahlenbasiertheit. Tatsächlich deutet vieles daraufhin, dass mit dem «digital turn» der letzten Jahre Zahlen und Daten eine neue Bedeutung in der Geschichtswissenschaft erhalten könnten.

Anders aber als bei der quantitiv orientierten Geschichtswissenschaft, die sich seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts als eine «Historische Sozialwissenschaft» zu formieren begann, orientiert sich eine neue, eben erst entstehende «data driven history» an kulturwissenschaftlichen Methoden und Fragestellungen.

Anthony Grafton hat es so formuliert: «The digital humanities do fantastic things. I’m a believer in quantification. But I don’t believe quantification can do everything. So much of humanistic scholarship is about interpretation.»
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Sechs Stichworte für eine Digitale Geschichtswissenschaft

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Ausgehend von den gemeinsam mit Jan Hodel vorgetragenen Thesen habe ich in Regensburg sechs Stichworte für eine Digitale Geschichtswissenschaft formuliert. Es sind nun weniger Thesen, vielmehr ist es der Versuch, Problembereiche zu definieren, die uns Historikerinnen und Historiker in den nächsten Jahren vermutlich beschäftigen werden.

Da ich hier in Regensburg mehrmals auf diese Stichworte angesprochen wurde, habe ich mich dazu entschlossen, den Schlussteil meines Eröffnungsreferates des Deutschen Archivtages hier vorab zu publizieren (der Text als PDF).
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Stretching the Physical Boundaries of the Humanities

It’s not very often that someone finds an entirely new way to think about the humanities. Bill Turkel, a historian at the University of West Ontario, has managed this trick by stretching physical boundaries of the humanities. Turkel, one of the co-authors of The Programming Historian is also the founder of the Lab for Humanistic Fabrication. The Lab is the place where Turkel, his colleagues, and his graduate students experiment with ways to build „communicative devices that are transparently easy to use, provide ambient feedback, and are closely coupled with the surrounding environment.“

What does this mean in the context of the humanities? As Turkel explains, historians „have tended to emphasize opportunities for dissemination that require our audience to be passive, focused and isolated from one another and from their surroundings.“ He proposes to change this by creating new physical interfaces between the analog and digital world that will (or at least may) transform the ways we interact with the vast amongs of digitized data (text, image, sound, video) being poured into online databases every day by scholars, archives, libraries, governments, and individual citizens.

What these interfaces might look like, sound like, or feel like is anyone’s guess. But Turkel and his team have already begun to come up with some prototypes–prototypes developed in a fabrication lab — not the kind of place we typically think of humanists as working. Turkel’s work challenges us to think about how we will experience the past in the not so distant future.

Digital Historian, Center for History and New Media

The Department of History and Art History at George Mason University (where CHNM is located) has just received approval to hire a tenure track digital historian. We are very excited about this new position, which will be half in the Department teaching digital history courses and half in CHNM working on existing projects and developing new ones for us. If you know anyone who would be interested in applying or who should be interested in applying, please pass the word to them.

If you are interested in applying, you need to go to the GMU online application page and the number for this position is F5343z. Specific questions about the search should be directed to me, since I am the chair of the search committee. A formal advertisement will appear in the usual outlets soon.

The link to the formal posting of the position is now available.

Digitale Arbeitstechniken

Viele Beiträge in diesem Weblog kreisen um die Frage, wie sich die Arbeitsweise einer Historikerin, eines Historikers durch die Digitalisierung in den letzten Jahren verändert hat. Welche Arbeitsschritte sind unverändert geblieben, welche sind dazu gekommen? Was ist obsolet geworden?

Einige Aspekte sind in den letzten Jahren intensiv diskutiert worden, zum Beispiel die neuen Suchmöglichkeiten. Das «Google-Syndrom», wie ich es vor Jahren einmal genannt habe, bezeichnet diese Veränderung beim Suchen nach wissenschaftlichen Informationen: Dank Google findet man eigentlich zu jedem Thema irgendetwas und bei jeder Suche bleibt gleichzeitig das schale Gefühl übrig, dass man wohl noch mehr hätte finden können.
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Microspace, Yahoogle, Microhoo und schliesslich Yahooniversigoogle?

Die unsägliche, sich täglich ins Absurde steigernde Debatte um die diversen Übernahmeversuche und Kooperationspläne zwischen den IT- und Internet-Giganten haben wir hier bislang tapfer ignoriert. ((Was kommt wohl als nächstes? Googlezon wurde schon vor Jahren in EPIC 2014 vorgeschlagen, Yahoobay wurde auch schon genannt. Interessante Neu-Kombinationen nehmen wir gerne in den Kommentaren entgegen)) Mit gutem Grund, wie ich denke, schliesslich sind wir kein Business-Blog, sondern wir interessieren uns für die Zusammenhänge zwischen Geschichtswissenschaften und digitalen Medien. Und doch wäre es naiv zu glauben, dass die, wie sagt man, Strukturbereinigungsprozesse (?) oder Oligopolisierung (?) ohne Auswirkungen auf unsere wissenschaftliche Arbeit wäre – und dies nicht nur, weil auch (oder gerade) die persönlichen Daten von uns Wissenschafter/innen sehr interessant für die ökonomische Auswertung sind. Droht eine Yahooniversigoogleisierung??

Denn in den letzten Wochen habe ich mit einigem Interesse gelesen, wie unser Babelblogger Mills T. Kelly sich ausführlich Gedanken dazu gemacht hat, wie das (bereits stark ökonomisierte) US-Hochschulsystem durch die Internet-Business-Logik verändert werden könnte. Einer der Kerngedanken: Studienanfänger/innen erhalten die ersten 40 Credits umsonst, bzw. für eine geringe Einschreibegebühr („Freemium“). Damit sollen sie sich an der Hochschule während des Grundstudiums nach freiem Gusto orientieren und in verschiedenen Fächern rumschnuppern können. Erinnert mich irgendwie an die alte Vor-BA/MA-Studienordnung an unseren Universitäten…

Aber zurück zu Google, Yahoo, Microsoft und Co. Die schleichende „Google/Microsoft/Yahoo-isierung“ der Hochschulen und damit auch der Wissenschaften hat bislang noch wenig zu Diskussionen Anlass gegeben. ((in meiner Wahrnehmung, die ich gerne durch informierte Hinweise verändern lasse)) Offenbar sind alle Aktiven der Meinung, dass sich die wissenschaftlichen Institutionen gegenüber den (widersprüchlichen) wirtschaftlichen Interessen der Informations-/Informatik-Branche problemlos werden behaupten können: Zeitschriftenkrise, OpenAccess-Debatte, Subito-Lieferbedingungen, Google-Books-Projekte zum Trotz. Ich hoffe ja, dass sie Recht behalten und mein Enkel sich nicht an die Yahooniversigoogle einschreiben werden.

The Programming Historian

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Wieviel technische Kenntnisse braucht der moderne Historiker, die moderen Historikerin? Welche Kenntnisse müssen wir uns in Zukunft aneignen im Umgang mit technischen und insbesondere digitalen Hilfsmitteln? Vor zehn Jahren war es selbstverständlich, dass Geschichtsstudierende in der Lage sind, ihre Magisterarbeit eigenhändig am Computer zu verfassen. Heute sollte es zum Standard gehören, dass angehende Historikerinnen und Historiker im Netz recherchieren und eine Website aktualisieren können. Und morgen? Werden wir dann selber programmieren können müssen? Tools für semantische Textanalysen bedienen? Bilder analysieren und bearbeiten? Komplexe Datenbanken erstellen?

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Gesucht: Digitale Historiker/innen

Digital Historians

Nein, das ist keine Stellenausschreibung – leider. Mills T. Kelly nimmt einige Ausschreibungen an US-Universitäten zum Anlass, über die Bedeutung von „digital skills“ in den Geschichtswissenschaften zu sinnieren. Bezeichnenderweise stammen die meisten von ihm genannten Stellenausschreibungen im Bereich „public history“. Und Kelly weist darauf hin, dass die George-Mason-Universität die einzige sei, die von ihren Doktoranden die Ausbildung „digitaler Fähigkeiten“ erwartet und einfordert. Die Historiker/innen seien zwar eine notorisch konservative Gruppe, doch wie lange können sich die Ausbildungs- und Forschungsinstitutionen diese digitale Enthaltsamkeit noch leisten?

Of the history majors enrolled in our programs right now, how many of them are going to consider enrolling in a PhD program at a place that offers not one single digital history course? And for how much longer are history departments going to wait before they start begging and pleading for recent PhDs with significant digital skills? Fewer and fewer is my answer to the first question and not much longer is my answer to the second.

Ich fürchte, es würde Mills Kelly nicht trösten, dass auch hierzulande die geschichtswissenschaftlichen Institutionen sich mit der Entwicklung „digitaler Fähigkeiten“ beim akademischen Nachwuchs (von einigen Ausnahmen abgesehen) ziemlich schwer tut.

Digital Humanities Quarterly

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Bereits sind zwei Nummern des neuen eJournals «Digital Humanities Quarterly» erschienen. Die Zeitschrift ist frei zugänglich und kennt ein Peer Review-Verfahren und möchte alle Aspekte digitaler Medien in den Geisteswissenschaften abdecken. Vorgesehen sind wissenschaftliche Aufsätze, Kommentare, interaktive Medienexeperimente, Rezensionen und ein Weblog.

Hinter der neuen Zeitschrift steckt die «Alliance of Digital Humanities Organizations», ein Zusammenschluss von vorwiegend amerikanischen Fachorganisationen, die sich mit dem Einsatz Neuer Medien in den Geisteswissenschaften beschäftigen.

Die erste Nummer von DHQ erschien im Frühling dieses Jahres und befasste sich mit einer sehr breiten Palette von Themen, wobei Fragestellungen aus dem Bereich der Linguistik sehr stark vertreten waren. Auch die zweite Nummer wartete mit zum Teil ähnlich gelagerten Themen auf, brachte aber ein paar neue Features wie zum Beispiel RSS und transparente Publikationsketten.

Wir wünschen der neuen Zeitschrift viel Erfolg und freuen uns, dass die digitalen Geisteswissenschaften immer mehr sich auch zu einem eigenständigen akademischen Feld zu formieren beginnen.