Schlagwort-Archive: Digital Natives

Digitale Immigranten, zwitschernde Eingeborene und die Positivismusfalle

Beim Umgang von Historikerinnen und Historikern mit dem Netz können wir einen interessanten Wandel beobachten: Grundsatzkritik an der Verwendung des Netzes in geschichtswissenschaftlicher Lehre und Forschung findet sich kaum mehr. Noch vor gut zehn Jahren war das anders. Da waren die Bedenkenträger nicht zu überhören, die das Netz für die (Geistes-)Wissenschaften als unnütz und unnötig einstuften und entschlossen waren, dieses vermeintlich kurze technische Intermezzo auszusitzen – Vertreter vor allem der älteren Generation, die sich schon mit der Einführung des Personal Computers seit den 1980er-Jahren schwertaten. Heute geht es vielmehr um die Frage, in welchen Bereichen und mit welchen Fragestellungen das Netz in den Forschungs- und Lehralltag zu integrieren ist.
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Was macht eigentlich die «Generation Internet» im Internet? Und mit Wikipedia?

Pädagogen und andere gescheite Leute beschäftigen sich schon seit Jahren mit der Frage, was eigentlich unsere Jugend im Netz so macht. Wie kompetent sie ist im Umgang mit dem ganzen technischen Kram, der uns, den Älteren schon nicht ganz geheuer ist. Und wie viel Belehrung sie, die «Digital Natives» von uns, den «Digital Immigrants» eigentlich noch brauchen.
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Zur Demographie des Netzes

Wir hatten an dieser Stelle bereits mehrmals über die sogenannten «Digital Immigrants» und die «Digital Natives»“ geschrieben, darüber, dass das Netz ein Medium der Jungen sei, über die Probleme auch des Unterrichtens von «Eingeborenen» durch «Einwanderer» (könnte man ja auch mal auf andere gesellschaftliche Bereiche übertragen …). Und wir haben auch nicht unerwähnt gelassen, dass dies – selbsredend – ein Übergansphänomen sein muss. Irgendwann werden schliesslich alle im Netz „Digital Natives“ sein.
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Nie mehr Nerds im Netz, nur noch Normalos?


Die Zeit der Nerds im Netz sei vorbei, meint Florian Knoke in Spiegel Online, denn: „Das Internet gehört den Normalos„. Ja, mehr noch: Die Nerds hätten das Netz zwar gern zu ihrem Erfolgsprojekt gemacht, aber sowohl die Cordhosen-Träger-Lötkolben-Zeilenkommando-Tipper der 80er- und 90er-, wie auch die Neue-Welt-Ordnung-Idealisten der 00er-Jahre hätten den angestrebten Einfluss auf die Entwicklung des Netzes gar nie ausüben können. Der Erfolg des Internets sei allein den Normalos zu verdanken, die das Netz ganz unspektakulär udn langweilig in ihren Alltag integriert haben, der da heisst: Selbstoptimierung. Die Nerds von heute seien eher jene, die sich von Computern und Internet fernhalten. Weiterlesen

Wie studiert die NetGeneration? Teilnehmende Beobachtung in der Unibib-Cafeteria

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Die Cafeteria der Universitäts-Bibliothek ist ein interessanter Ort um Feldstudien zur aktuellen Studierenden-Generation (=Digital Natives!!) durchzuführen. Hier wird nicht nur Pause gemacht, getratscht und das leibliche Wohl durch Essen und Trinken befördert. Hier wird vor allem gearbeitet. Fast alle Tische sind belegt mit Arbeitsmaterialien, über die sich Studierenden zumeist in Gruppen zu Zweit, zu Dritt oder zu Viert beugen und murmelnd Erkenntnisse, Fragen und/oder Antworten austauschen.

Womit arbeiten die Studierenden? Ich werfe einen diskreten Blick in die Runde. Weiterlesen

Das «Digital Native»-Missverständnis, again

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Vor ein paar Tagen bin ich über eine Meldung gestolpert, wonach eine australische Dozentin (namens Jacqui Ewart) in einer medienwissenschaftlichen Veranstaltung die Studierenden zum Twittern über ihre Lernfortschritte verpflichtete und erstaunt feststellte, dass rund ein Drittel der Studierenden darüber gar nicht entzückt waren. Viele von ihnen hielten das für Zeitverschwendung. Passend dazu verlinkte der Beitrag bei Spiegel online auf Nachricht zu einer Studie eines 15-jährigen, der feststellte, dass seine Freunde Twitter gar nicht nutzen. Was ist los mit den Digital Natives? Oder ist es eher ein Problem des Begriffs „Digital Native“?
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Gedruckte Schulbücher, «You Are Terminated!»

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Es passt so gut, man möchte an eine Zeitungsente glauben. Aber es ist wohl wahr: Ex-Schauspieler (und bald auch Ex-Gouverneur von Kalifornien) Arnold Schwarzenegger, der der Welt die Phrasen „Hasta La Vista, Baby“ und „You Are Terminated“ geschenkt hat, will in den kalifornischen Schulen die gedruckten Schulbücher abschaffen und durch digitale Lehrmittel ersetzen. Das reizt nicht nur mich zu entsprechenden Wortspielen im Titel (siehe hier und hier). Dabei wird noch nicht einmal versucht, in irgend einer Art und Weise den Anschein von „neuen Möglichkeiten des Unterrichtens“ zu erwecken. Es geht wirklich und alleine darum, Geld zu sparen. Womit wir wieder genau da wären, wo wir doch schon vor ein paar Jahren mit dem E-Learning waren.
Was das mit Geschichtswissenschaften zu tun hat? In Kürze werden wir in den Einführungskursen den Studienanfänger/innen erklären dürfen, was ein «Buch» ist. Etwas später kann man das entsprechende Modul aus dem Einführungskurs in die historischen Hilfswissenschaften und Archivkunde verschieben. Aber eigentlich können das die Studierenden auch gleich bei Wikipedia nachlesen.

Geschichtslernen mit Copy & Share

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An der Tagung „Historisches Lernen im Virtuellen Raum“, die letzte Woche in Heidelberg stattfand, habe ich erstmals aus meiner laufenden Forschungsarbeit (Geschichte 2.0) berichtet. Ich habe mir Gedanken zum Copy/Paste-Verhalten der von mir befragten Schüler/innen gemacht, und mir die Frage gestellt, was das mit dem Geschichtslernen zu tun hat.
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Gern aufgewärmt: die faulen (jungen) Bildschirmleser/innen

Sie kehren in regelmässigen Abständen wieder: die aufrüttelnden Artikel, die den Werte- und Intelligenzverfall beklagen, die das Internet verschuldet, und ebenso die Repliken, die diese kulturpessimistischen Attacken belächeln. Jüngstes Beispiel: Die Süddeutsche berichtet jüngst in leicht süffisanter Manier von einem Artikel in der Zeitschrift „The Chronicle of Higher Education„, betitelt Online Literacy Is a Lesser Kind, verfasst von Mark Bauerlein, Autor des Buchs (oder Pamphlets) „The Dumbest Generation“ ((Bauerlein, Mark: The Dumbest Generation. How the Digital Age Stupefies Young Americans and Jeopardizes Our Future (Or, Don’t Trust Anyone Under 30), New York: Penguin Press 2008.)) und Professor an der Emory University in Atlanta. Bauerlein fegt wortgewaltig über die faulen Studierenden her, die nur noch oberflächlich über die Internet-Seiten scannen und keine Inhalte mehr richtig verinnerlichen. Weiterlesen

Digital Secondos – Reloaded

Ich habe ja in den letzten Wochen bereits einige Male über verschiedene Studien berichtet, die den „Mythos“ der NetGeneration (oder Digital Natives oder Google Generation) kritisch hinterfagten und konstatierten, dass die Jugendlichen keineswegs dergestalt von den digitalen Medien sozialisiert werden, dass sie durchs Band neue Verhaltensformen beim Lernen und Forschen entwickelten. Die Digital Natives (so meine These) seien vermutlich eben nicht „Einheimische“, die in die digitale Kultur durch die Eltern eingeführt und sozialisiert werden, sondern wenn schon „Digital Secondos“, also Kinder von „Eingewanderten“, die sich selber auf sehr unterschiedliche Weise in der neuen (digitalen) Kultur zu behaupten wissen: Einige der Digital Immigrants neigen zur Überanpassung („Wow, der neuste Web-2.0 Trend – gleich ausprobieren und als Must-Have in meinem Blog anpreisen“); andere wiederum halten an der altvertrauten Ursprungskultur fest („Es gilt das gedruckte Wort“).
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CopyPaste reloaded

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Heute hat doch tatsächlich unser Lokalblatt namens Basler Zeitung die „CopyPaste Generation“ entdeckt (eine unliebsame Variante der Net Generation, die ich hier ja schon ausführlich behandelt habe). Wäre der Artikel nicht gespickt mit Namen bekannter lokaler Protagonisten der hiesigen Universität, man würde den Verdacht nicht los, auch hier wäre Copy/Paste zur Anwendung gelangt, dermassen wiederholen sich die Statements.

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Net Generation und was sie mit Geschichtswissenschaften zu tun hat

Virtual Student

Die Nicht-Frage von Kollega Haber zum Eintrag „Digital Secondos – No Net Generation„, was das mit Geschichtswissenschaften zu tun habe, mündete in die konkrete Frage, ob Rolf Schulmeister in seiner Publikation „Gibt es eine Net Generation?“ zu den Auswirkungen auf die Hochschullehre Aussagen gemacht habe. Ja, hat er, bzw. haben einzelne Studien und Arbeiten, die er rezipiert ((nur zwei Nennungen: 1. Palloff, Rena M./Pratt, Keith: Virtual Student. A Pro?le an Guide to Working with Online Learners. Jossey-Bass. San Francisco 2003. – 2. Kennedy, Gregor E./Judd, Terry S./Churchward, Anna/Gray, Kathleen/Krause, Kerri-Lee: First year students‘ experiences with technology: Are they really digital natives? In: Australian Journal of Educational Technology 2008, 24(1), S. 108-122.)). Dazu noch einige kurze Bemerkungen.

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Digital Secondos – oder: No Net Generation?

schulmeister

Rolf Schulmeister wendet sich in einer kürzlich veröffentlichten Arbeit (Gibt es eine „Net Generation“?) gegen die Rede von einer Net Generation, die ein ganz eigenes Medienverhalten aufweise und daher auch besondere Bedürfnisse in die Bildungsinstitutionen mitbringe. ((Via beats blog, der auch zahlreiche Blog-Hinweise auf Schulmeisters Aufsatz auflistet)) Die Jugendlichen, so Schulmeister, seien keine einheitliche Generation, sondern sehr unterschiedlich in ihrem Medienverhalten, dass sich grundsätzliche nicht von jenem der Jugendlichen der vordigitalen Zeit unterscheide. Die Jugendlichen suchen soziale Kontakte zu Gleichaltrigen oder Unterhaltung.

So weit, so gut. Dennoch ist wohl unbestritten, dass die Jugendlichen heute unter anderen Medienverhältnissen aufwachsen als noch vor 15 Jahren – und ihr Verhältnis zu den digitalen Medien ein anderes sein dürfte. „The Internet just is“ ((Aus „Media Awareness Network: Young Canadians In A Wired World – Phase II Focus Groups 2004, S. 8; Verfügbar unter http://www.media-awareness.ca/english/special_initiatives/surveys/phase_two/ upload/yccww_phase_two_report.pdf)): Das Internet mitsamt Google und Wikipedia ist zu einem Teil des Alltags geworden. Dass diese „Digital Natives“ nicht alle einfach eine souveräne Kompetenz im Umgang mit den digitalen Medien an den Tag legen („Digital Naives“ nennt sie Beat Döbeli), widerlegt diese Tatsache noch nicht. Schliesslich sind die Jugendlichen auch in anderen Bereichen ihrer alltäglichen Umwelt unterschiedlich kompetent.

Möglicherweise bedarf das Konzept der „Digital Natives“ einer Anpassung. Statt davon auszugehen, dass der selbstverständliche Umgang mit digitalen Medien von kleinauf automatisch zu kompetenten Benutzer/innen führt, wäre (in der gegenwärtigen Situation zumal) eher von „Digital Secondos“ zu sprechen: Sie wachsen in einer Umgebung auf, die sie nicht „gewählt“ haben, in der sie (aller Alltäglichkeit zum Trotz) letztlich unerfahren sind. Denn niemand führt sie in diese „digitale Kultur“ ein, es gibt keine etablierten spezifischen Initiationsrituale von erfahrenen Kulturträgern. Die Erwachsenen sind ja selber noch damit beschäftigt, diese digitale Kultur zu meistern. Die „weisen Alten“ sind die einige Jahre älteren Peers, die Brüder und Schwester, die Kolleg/innen, zum Teil die digitalen Medien selbst, die berichten, wie und wo man was mit den digitalen Medien anfangen kann. In diesem Umfeld digitaler Medien kommen die einen besser zurecht als die anderen. Das liegt möglicherweise zum einen am individuellen Interesse an den digitalen Medien, wohl aber auch an Zufälligkeiten, wie sich die Rahmenbedingungen der Sozialisation konkret ausgestalten: was die Lehrpersonen, die Schule, die Eltern oder eben die Peers zum Einfinden in die digitale Kultur beitragen können und wollen.

Letztlich geht es um die grundsätzliche Frage, welche Bedeutung man den Medien und dem digitalen Medienwandel in unserer Gesellschaft beimessen will. Ist es nur eine leichte Variation des Status quo in der Gesellschaft, die durch ganz andere Kräfte gestaltet wird? Oder handelt es sich beim Umbruch von der Gutenberg-Galaxis zum Cyberspace um einen radikalen Schnitt, der die Gesellschaft auf völlig neue Grundlagen stellt? In diesem Spannungsfeld (wenngleich aus anderer Warte) sind auch die Habermas’schen Einschätzung zu Web 2.0 zu sehen. Weiterlesen

Digital Na(t)ives in Münchenwiler

Münchenwiler

Während sich Kollege Haber an den politisch brisanten Verhandlungen zur Memopolitik in der Bundeshauptstadt aufhält (und sich live zuschaltet, wenn es etwas Bemerkenswertes zu berichten gibt), habe ich mich auf das ruhige Land zurückgezogen und als Referent am Workshop „e-education“ der ICT-Gruppe der SATW teilgenommen. Ich befürchte, dass ich zur Fragestellung des Workshops („Über welche ICT-Kompetenzen sollen die Lehramts-Studierenden bei Studienbeginn und bei Studienabschluss verfügen, und wie (und von wem) kann dies sicher gestellt werden?“) nicht allzu viel habe beitragen können mit meiner Fallstudie des Einsatzes von ICT in meinen Lehrveranstaltungen. Weiterlesen