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Wia die Zeit vergeht. Oder wenn Facebook nur noch ein Marketingthema ist

«Wia die Zeit vergeht» heisst eines der schönsten Alben von Hubert von Goisern. Das dachte ich mir heute auch, als ich gegen Mittag im Wildt’schen Haus in Basel eintraf. Das Wildt’sche Haus ist ein Stadtpalais unmittelbar neben dem Kollegiengebäude der Universität, wo gerne repräsentative Anlässe von Regierung und Universität abgehalten werden.

Heute fand dort die Abschlussveranstaltung von «Swiss Academia and the Social Media Landscape» statt, einem Projekt der schweizerischen Wissenschaftsaussenpolitik, Standort San Francisco.

Hm. Interessant, dachte ich mir. Und es war auch interessant. So weiss ich nun, welche Universität wann angefangen hat, Twitter und Facebook zu nutzen, weiss, wer wieviele Follower, Friends und Liker hat, weiss, dass Universitäten, die bei Klout, Instagram oder Pinterest noch nicht dabei sind, schon vorgestrig wirken könnten. Und dachte an Hubert von Goisern.

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren fand am gleichen Ort unsere gemeinsam mit infoclio organsierte Veranstaltung «Geschichtswissenschaften und Web 2.0» statt, ein Workshop der ein Thema aufgriff, für den damals erst wenige Kolleginnen und Kollegen Interesse und/oder Verständnis hatten. Dass das Interesse auch in unseren Kreisen unterdessen angestiegen ist, zeigen die kommentierenden Aktivitäten rund um unser Projekt «historyblogosphere. Bloggen in den Geschichtswissenschaften» drüben bei den Freunden von Oldenbourg.

Doch während in den Texten und Kommentaren bei historyblogosphere über neue Medialitäten, die Grenzen der Selbstvermarktung und auch ganz grundsätzlich über Sinn und Unsinn des Bloggens für Historiker/innen nachgedacht wird, geht es in den Zentralen von Akademia um Klickraten, Kundenbindung und Profilbildung.

Das kommt Ihnen bekannt vor? Hatten Sie auch schon gelesen bei Berichten über Social Media und der Automobilbranche? Social Media und die Zukunft der Grillbuden? Oder Social Media und das Verlagswesen? Das kann durchaus sein. Denn vorgestrig ist, wer erstens noch nicht gemerkt hat, dass Facebook und Co. heute nur noch als Marketingthema interessieren. Und zweitens, wer noch immer nicht akzeptieren will, dass die Märkte für universitäre Dienstleistungen (Lehre, Forschung, Gutachten), Grillbuden und Verlage viel ähnlicher sind, als wir als Angehörige des akademischen Betriebes meist wahrhaben wollen.

Zeit, wieder ein wenig Münch zu lesen oder zu hören!

P.S.: Und vor genau einem Jahr fand – als Folge des Web 2.0-Workshops 2010 – in Lausanne das erste schweizerische THATcamp statt, unter anderem von infoclio und hist.net organisiert. Und dort, in Lausanne, entstand in einer langen Kaffeepause die Idee zum historyblogosphere-Book. Wia die Zeit vergeht. Oder um es mit den Worten von Hubert von Goisern zu sagen: «Manchmal ist’s mir gestern wars, Und manchmal wia a Ewigkeit. Und manchmal hab i Angst, es woa a Traum.»

Zehn Tage Open Peer Review bei historyblogosphere. Eine Zwischenbilanz

Seit 10. Oktober ist bei unserem Projekt gemeinsam mit dem Oldenbourg Verlag und der Universität Innsbruck durchgeführten Projekt historyblogosphere das Open Peer Review eröffnet, Zeit also, eine erste Zwischenbilanz zu versuchen. Um es gleich vorweg zu sagen: es läuft gut! Rund 80 Kommentare sind bisher eingetroffen und das ist mehr, als wir eigentlich erwartet hatten. Von den rund 30 angemeldeten Kommentatorinnen und Kommentatoren sind noch nicht alle aktiv geworden, es ist also noch auf jeden Fall mit einigen Beiträgen zu rechen!

Auffallend ist, dass es einen Poweruser und einige regelmässige Kommentatoren gibt. Der Poweruser verantwortet rund die Hälfte der bisherigen Beiträge und das ist natürlich eine schöne Leistung! Vielen Dank! Ebenfalls auffallend ist die breite Varianz der Art und Weise der Kommentierung. So fallen etliche der Kommentare in die Kategorie «Tippfehler und sonstige Kleinigkeiten», daneben finden sich auch einige lobende Worte und Fragen. Grundsatzkritik oder Gegenthesen sind bisher noch keine aufgetaucht. Sind alle Texte derart konsensual? Oder getraut sich (noch) niemand, Texte auch mal richtig grundlegend zu kritisieren?

Zur Zwischenbilanz gehören auch einige selbstkritische Anmerkungen: So kam es gleich zu Beginn zu einigen langen Wartezeiten bei der Freischaltung. Wir haben nun die internen Abläufe angepasst und nun sollten neue Benutzer/innen normalerweise recht schnell freigeschaltet werden. Ausserdem haben wir nicht geschrieben, dass man sich bitte mit Klarnamen anmelden soll, was auch zu ein paar wenigen Zweitanläufen geführt hat. Ebenfalls ein Versäumnis unsererseits war es, nicht genauer anzugeben, was wir mit Kommentaren meinen: Tippfehler? Stilfragen? Grundsatzbemerkungen? Klar, alles soll Platz haben, aber vermutlich wäre es einfacher gewesen, wenn wir für Tippfehler etc. einen anderen Rückkanal vorgeschlagen hätten. Nun werden wir nach einiger Zeit die Hinweise auf Tippfehler und sonstige Kleinigkeiten in die Texte einarbeiten und die entsprechenden Kommentare dann löschen. Das Korrektorat der Buchfassung wird sich natürlich freuen, wenn es weniger zu tun haben wird – vielen Dank also an alle, die sich auch diese Mühe genommen haben! Für allgemeine Bemerkungen zu einem Text hätten wir vorschlagen sollen, dass diese ganz zu Beginn des jeweiligen Textes eingebracht werden sollen (was ja dann auch meistens gemacht wurde).

Besonders erfreulich übrigens, dass das Projekt auch schon ausserhalb des deutschen Sprachraumes wahrgenommen wurde, etwa von John Theibault, Direktor des South Jersey Center for Digital Humanities.

Kurzum: Wir wissen, was wir beim nächsten Mal anders machen würden (werden), freuen uns, dass es so gut läuft, danken allen, die schon mit Kommentieren angefangen haben und freuen uns auf alle kritischen, produktiven, interessierten und zustimmenden Kommentare, die in den nächsten Wochen hoffentlich noch kommen werden!

«historyblogosphere.org» am Historikerinnen- und Historikertag in Mainz

Im Rahmen des nächste Woche stattfindenden deutschen Historikerinnen- und Historikertages in Mainz wird auch das Buchprojekt «historyblogosphere.org | Bloggen in den Geschichtswissenschaften» des Oldenbourg Verlages, des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck und von hist.net vorgestellt.

Die Präsentation des Buchprojektes findet am Donnerstag, 27. September um 13 Uhr c.t. statt am Stand des Oldenbourg Verlages im Erdgeschoss (Nr. 0.33/0.34). Der Verlag schreibt, es gebe «Brezen und Getränke zum Anstossen». Wir fragen uns, was «Brezen» sind und wieso man auf ein noch weitgehend unfertiges Buch anstossen soll. Wir werden berichten!

Gerne verweisen wir bei dieser Gelegenheit auch nochmals auf unsere kleine Umfrage zum Thema Blogs in der Geschichtswissenschaft, die wir auf der Website des Projektes gestartet haben.

Reminder: historyblogosphere.org

Noch bis Ende Woche läuft der Call for Abstracts zu «historyblogosphere.org | Bloggen in den Geschichtswissenschaften. Ein Open Peer Review-Buchprojekt». Wir freuen uns über möglichst viele Beiträge zum Thema Blogging, Microblogging und alles was dazu gehört in den und um die Geschichtswissenschaften! Den Call gibt es hier und hier als PDF. Eine englische Beschreibung des Projektes ist hier.

CfP: historyblogosphere.org | Bloggen in den Geschichtswissenschaften. Ein Open Peer Review-Buchprojekt

Das Medium Blog oder Weblog ist in den Geschichtswissenschaften angekommen: Historische Museen, Geschichtsdozierende, lokale Geschichtsvereine – in allen Bereichen des geschichtswissenschaftlichen Feldes wird gebloggt. Doch während im angelsächsischen Raum ein wissenschaftlicher Blog bereits zum persönlichen Portfolio insbesondere jüngerer Forscher/innen gehört, ist die Akzeptanz im deutschen Sprachraum noch prekär.

Blogs werden als Teil der wissenschaftlichen Kommunikation bzw. des wissenschaftlichen Arbeitens noch nicht angemessen anerkannt. Das liegt auch daran, dass die Bedeutungen, Anwendungen und Potentiale der geschichtswissenschaftlichen Blogosphäre wenig bekannt sind. Hier setzt «historyblogosphere» an.

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