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Aus der Welt der Blogs: Blog für Literaturpreis nominiert

Wenn wir schon beim Thema „Blog und Bagdad“ sind: Der Weblog einer (oder mehrerer?) anonymen Irakerin, die seit 2003 unter dem Titel „Girls Blog from Iraq“ ihre Beobachtungen aus Bagdad publiziert und 2005 als Buch mit dem Titel „Bagdad Burning“ (Link zu amazon) veröffentlicht wurde, ist für den Samuel-Johnson-Literatur-Preis der BBC nominiert worden. Für diese neue Literatur-Form gibt es nicht nur eine eigene Bezeichung (Blooks) sondern bereits einen eigenen Preis, den Blooker-Prize (mit gewollter Ähnlichkeit zum renommierten Booker Prize). Erste Preisträgerin ist Julie Powell, die in ihrem Blog „Julie/Julia“ die Erfahrungen beim Nachkochen eines populären Kochbuches niederschrieb – was über 100’000 Käufer/innen fand. Müssen die Historiker/innen nun doch nicht mit einer neuen Quellengattung rechnen, da sich das wichtigste aus dem Bereich der Blogs doch irgendwann in gedruckter (und verlegten) Form wiederfindet?

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HOK Schreiben: Neues Kollaborationstool (gekauft durch Google)

Eine Meldung, die gleich zwei frühere Einträge (Neues Kollaborationstool, Einschub zum Thema „Google“) in diesem Blog betrifft: Google kauft Writely.com. Jede und jeder kann sich selber einen Reim darauf machen, was das für die Bedeutung von Webdiensten für kollaboratives Schreiben bedeutet – und was für die Wachstumsstrategie von Google.

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HOK Schreiben: Wiki und Blogs vereint

Nicht genug, dass freie Blog-Angebote zum Ausprobieren verfügbar sind (zum Beispiel nur zwei sehr bekannte: blogger und twoday), bzw. sogar die Möglichkeit besteht, sich seine eigene Weblog-Software auf ein Stück Web-Space zu laden (zum Beispiel WordPress): mit infogami bietet Aaron Swartz eine Möglichkeit, Blogs und Wikis zu kombinieren: Wer will, kann seine Blog-Einträge gleich zum Editieren für jedermann freigeben.
Hinweis gefunden bei Text & Blog

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HOK Schreiben: Neues Kollaborationstool

Writely bietet einen neuen webbasierten Dienst, um kollaborativ Texte zu erstellen. Die Arbeitsweise erinnert an die Office-Umgebung, mit dem Unterschied, dass die Texte auf einem Server der Firma Writely abgelegt werden und daher Mitarbeiter/innen (die ich als Eröffner eines Dokumentes auswählen kann) jederzeit via Web Zugriff darauf haben. Der Dienst ist momentan im Beta-Stadium und (noch) umsonst nutzbar.

Verblüffend an diesem Dienst ist die Vielzahl von Befehlsoptionen, die mit der neuen Technologie AJAX implementiert werden. Damit können lassen sich auf Webseiten viele Befehle ausführen, ohne dass die Seite vom Server neu geladen werden muss. So wird die Arbeit sehr viel komfortabler.

Während Writely zu stark auf die Office/Dokumenten-Metapher setzt, um etwa ein besseres Wiki zu werden, wäre die stärkere Berücksichtigung von AJAX für die Bedienung von Wikis oder Blogs (oder Lern-Management-Systemen) durchaus zu begrüssen. Dass hier weitere Ideen möglich sind als die Abbildung einer Office-Umgebung zeigen die AJAX Programmier-Ideen zu Microcontent (Kleine Inhalte innerhalb einer Webseite, die separat nachgeladen werden können), Microlinks (Links, die Microcontent aufrufen, also nur einen Teil der Webseite neu laden) oder Live-Suche (beim Eintippen in Suchfenster wird eine laufend aktualisierte Trefferliste angezeigt).

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Aus der Welt der Wikis: Systemwissenschaftliche Analyse von Wikipedia

Ingo Frost hat im Ergänzungsstudiengang Angewandte Systemwissenschaft an der Universität Osnabrück eine Diplomarbeit zu Wikipedia verfasst. Die Arbeit trägt den Titel: Zivilgesellschaftliches Engagement in virtuellen Gemeinschaften? Eine systemwissenschaftliche Analyse des deutschsprachigen Wikipedia-Projektes. Darin kommt Ingo Frost laut einleitendem Abstract zu folgenden Erkenntnissen:

Zwischen zivilgesellschaftlichen Aktivitäten und dem Engagement der Wikipedia-Gemeinschaft lassen sich breite Überlappungen feststellen. Sie beziehen sich auf individuelle Motive, strukturelle Aspekte der Beteiligung und auf die Faktoren soziales Kapital und soziales Vertrauen (nach der Auslegung Putnams). Besonderheiten bei Wikipedia sind die fehlende Planungsphase, wodurch viele Vorgänge vereinfacht werden und die Tatsache, dass im Gegensatz zu Vereinen die Interaktionen zwischen den Engagierten relativ anonym ablaufen und meist sachbezogen sind. Generell ist festzuhalten, dass Wikipedia als funktionierendes Beispiel dafür zu nennen ist, wie sich trotz hoher Teilnehmerzahl jeder in jedem Bereich mit gleicher Stimme einbringen kann: Wikipedia dokumentiert Wissen demokratisch und kann als bürgerschaftlich selbstorganisiert angesehen werden.
Wikipedia erweist sich somit als Spiegel unserer Gesellschaft, die zunehmend geprägt wird von Individualisierung, Beteiligung und der wachsenden Bedeutung der Wissensgesellschaft. Wikipedia verbessert den Anschluss an die wissenschaftliche Öffentlichkeit. Gleichzeitig ist Wikipedia aber auch Austragungsort ideologischer Kon?ikte (ideologischer Vandalismus).

Dass die fehlende Planungsphase viele Vorgänge vereinfacht, ist eine für mich neue Erkenntnis der Systemwissenschaft – da kann man ja auch anderer Ansicht sein. Bei Wikipedia mag dies Teil des Erfolges sein, das wäre aber dann doch genauer auszuführen.

Dass hingegen die Interaktionen anonym sind, habe ich auch schon als Merkmal von Wikipedia festgestellt. Interessant wäre hier die These, ob dies zum Erfolg beiträgt, weil die Anonymität die Interaktionen vereinfacht, bzw. versachlicht.

Etwas gewagt finde ich die Aussage, dass Wikipedia der Spiegel gesellschaftlicher Entwicklung sein soll, und dass die Gesellschaft, in der Wikipedia entwickelt und genutzt wird (im Fall dieser Diplomarbeit die deutsche Gesellschaft, vielmehr die deutschsprachige Gesellschaft) von den gegenläufigen Tendenzen der Individualisierung und der Beteiligung geprägt sein sollen. Zudem ist Wikipedia ja ein internationales Projekt; hier wären also Differenzierungen angezeigt (auch wenn eine Diplomarbeit zugegebenermassen nicht der Ort für eine solche Differenzierung sien kann).

Auch die Aussage, dass Wikipedia den Anschluss an die wissenschaftliche Öffentlichkeit verbessere und generell ein Indiz für die wachsende Bedeutung der Wissensgesellschaft sein soll, halte ich (auch bei näherer Betrachtung von Frosts Argumentation) für nicht sehr stichhaltig, bzw. für eine zu allgemeine Aussage. Dennoch eine interessante Darstellung des Wikipedia-Projektes.

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HOK Schreiben: Soziale Beziehungen beim Kollaborativen Schreiben

Angesichts der zentralen Bedeutung, die Lunsford und Ede in ihrer Untersuchung über das kollaborative Schreiben den Machtverhältnissen und Hierarchien in den gemeinsam schreibenden Gruppen beimessen, wird das Potential von Wiki, oder genauer von Wikipedia deutlich.

Lunsford und Ede stellten fest, dass bei den von ihnen untersuchten kollaborativen Schreibprozessen die Machtkonstellationen unterschiedlich mit der tatsächlichen Schreibbeteiligung und der schliesslichen Kennzeichnung der Autorschaft korrelierten. Sie stellten einerseits zwei Typen der Kollaboration fest: einen hierarchischen (Der Chef strukturiert, die Unterstellten schreiben, der Chef entscheidet) und einen kollegialen (alle Beteiligten entwickeln gleichberechtigt den gemeinsamen Text).
Allerdings müsse der hierarchische Typus keineswegs immer in der (aus der Sicht der kritischen Theorie naheliegenden) ausbeuterischer Form vorliegen. Der hierarchische Modus könne auch mit geteilter Macht und Autorschaft sehr effizient zu Prozessen und schliesslich Ergebnissen führen, die für alle Beteiligten sehr zufriedenstellend seien (S. 134).

Auch bestehe kein zwingender Zusammenhang zwischen Macht und Einfluss bei der Textgestaltung und Autorschaft beim Endprodukt. Es gäbe hier verschiedene Mischformen.

Entscheidend scheint mir folgende Feststellung von Lunsford und Ede in Bezug auf das von ihnen untersuchte Sample, das vor allem aus männlichen, angelsächsischen Weissen aus Wissenschaft, Privatunternehmen und Verwaltung bestand: „The fact that collaborative writing is so readily accepted in this world may be connected to this world’s homogeneity. What, we wonder, will result when such a context changes, when the professional work scene is populated much more by women and people of color?“ (S. 138)

Auch wenn die Frage offen bleiben muss, warum zu Ende der 1980er Jahre diese Durchmischung in den USA offenbar noch nicht stattgefunden hat (oder haben soll) – interessant bleibt der Aspekt der Homogenität. Er bezieht sich auch darauf, dass die Beteiligten an kollaborativen Prozessen sich gegenseitig bekannt sind. Das heisst, es herrschen soziale Beziehungen, eventuell auch Machtgefälle zwischen den Beteiligten, die sich in den Arbeitsprozessen abbilden können. (Anmerkung: Lunsford und Ede untersuchten konventionelle Formen des kollaborativen Schreibens, ohne Unterstützung durch neue Informationstechnologien wie das Internet).

In dieser Hinsicht bietet Wikipedia eine interessante Alternative an. Hier können einander Unbekannte gemeinsam an einem Text arbeiten. Die sozialen Beziehungen zueinander werden erst im Verlaufe der Arbeit bestimmt. Dass dieser Prozess relativ unklar ist, bzw. sich zumindest nicht an etablierten Strukturen ausrichtet, sondern im Prinzip einen egalitären Ansatz verfolgt (die Schülergruppe von 15-jährigen ist genauso teilnahmeberechtigt wie gestandene Professorinnen und Professoren) trägt auch zur Verunsicherung bei, welche die Scientific Community beim Experiment Wikipedia beschleicht.

Dies ist eine soziale Konstruktion, keine technische. Denn Wikis können auch zur Erarbeitung von Texten dienen, an denen Personen beteiligt sind, die sich bekannt sind und deren Beziehung zueinander geklärt ist. Der Einfluss der Technik auf die Zusammenarbeit dürfte vergleichsweise klein sein und sich vor allem auf Effizienzsteigerung und Flexibilität beziehen.

Selbst die Aufzeichnung von Veränderungen gegenüber früheren Versionen mit Verweis auf die Autorschaft, die die Veränderung verantwortet, sowie die Archivierung aller früheren Versionen ist an sich nicht neues. Viele kennen diese Hilfsmittel vom verteilten Arbeiten mit Word-Dokumenten. Doch dass diese Aufzeichungen dem Wiki-System derart zugrunde liegen, dass das Wikipedia-Projekt mit dem Prinzip der Accountability überhaupt starten und sich entwickeln konnte, ist eine wichtige Differenzierung gegenüber früheren technischen Lösungen von Kollaborationshilfsmitteln, die entscheidenden Einfluss auf die Art der Kollaboration hat.

Literatur:
Ede, Lisa, Lunsford, Andrea: Singular texts/plural authors. Perspectives on collaborative writing, Carbondale: Southern Illinois University Press 1992

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HOK Schreiben: Blog = Microcontent

Bei der Suche nach Ansätzen, Blogs für e-Learning einzusetzen, stiess ich auf den Begriff „Microcontent“. Der Begriff bezeichnet die einzelnen Blog-Einträge, was mir einleuchtend und auch aussagekräftig erscheint. Microcontent erfüllt idealtypisch die Voraussetzungen des Hypertexts auf kleine, in sich geschlossene Informationseinheiten, die modular beliebig miteinander kombiniert werden können.
Auch das Verfassen von Blog-Einträgen in vorliegendem Blog macht mir dies deutlich: die Hemmschwelle zur Publikation ist geringer, da der Kontext nicht a priori schon entwickelt sein muss. Die Zusammenhänge der Microcontents können auch nachträglich durch Verlinkung erstellt werden (wenn das überhaupt erwünscht ist). Sonst muss sich der Leser, die Leserin eben selber die Zusammenhänge erstellen, ganz in Sinne eines „schreibenden Lesens“, der Konstruktion von Sinn aus non-linearen Texten.

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HOK: Lesen/Schreiben: Einstieg

Dass sich Online-Kompetenz mit Lesen und Schreiben befasst, ist angesichts der Tatsache, dass mit der Hypertext-Technologie eine neue Textgattung postuliert wird, naheliegend. Das „Wreading“ macht die Unterscheidung zwischen Lesen und Schreiben immer schwieriger, diese ist aber dennoch nötig: Gerade in der Geschichtswissenschaft ist der Prozess des Schreibens (eben die „Geschichtsschreibung“) von grosser Bedeutung. Neben dem HOK Lesen und HOK Schreiben daher hier eine Sammlung von Blog-Einträgen zu HOK Lesen/Schreiben (neueste Einträge zuerst – letztes Update: 1.12.2006):

HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Fazit

Die kleine Fallstudie (die mich doch einiges an Zeit gekostet hat) zeigte meines Erachtens folgendes:

  • Die Rolle der etablierten Medien (auch in Online-Versionen) als Meinungsführer und Ort der Debatten ist noch immer bedeutend,
  • Blogs begnügen sich (in diesem Fall) zumeist im Verweisen auf und Kommentieren von Nachrichten oder Ereignissen, wobei darunter auch interessante Beobachtungen zu finden sind,
  • Wikipedia hat die Fakten in angemessener Weise (nämlich mit Verweis auf den Kontext der Informationen), umfassend und schnell in die einschlägigen Artikel aufgenommen. Eine Diskussion über die Aussage des Films wurde jedoch nur angedeutet.

Der Film selber hat mich enttäuscht, ich fand ihn weder formal noch inhaltlich wirklich überzeugend. Die filmische Aufarbeitung des Falles hat eher Fragen aufgeworfen als sie beantwortet. Solange wichtige Quellen (in diesem Falle besonders die kubanischen Geheimdienstunterlagen) nicht zugänglich sind, muss mit Vermutungen und Plausibilitäten vorgegangen werden. Und ob man glauben will, dass Castro sich zu diesem Zeitpunkt wirklich zu solch einem Husarenstreich entschied, hängt davon ab, was man persönlich von diesem Mensch hält.

Übersicht: HOK: Fallstudie „Rendezvous mit dem Tod“

Aus der Welt der Wikis: Nie mehr Nihils?

Ein zufälliger Fund (Serendipity…) in der letzten Sonntagszeitung zu sogenannten Nihil-Artikeln in Lexika (auch als U-Boote bekannt) bringt einen weiteren Aspekt des „Wiki Way of Publishing“ zum Vorschein.
Nihil-Artikel sind erfundene Artikel, die von der Redaktion in Nachschlagewerke eingefügt werden. Beispiele dafür sind der Eintrag zur Steinlaus im klinischen Wörterbuch Pschyrembel, die vom deutschen Humoristen Loriot erfunden wurde, oder der Artikel über den antiken Vorläufer des Fussballs Apopudobalia, der im „Neuen Pauly“ Aufnahme gefunden hat.
Zweck dieser erfundenen Wahrheiten sei die bessere Kontrolle darüber, ob aus den Nachschlagewerken abgeschrieben werde. Sie scheinen den Fachautoren aber auch Spass zu machen.

Und was hat das mit Wikis zu tun? Nun, bei Wikipedia wird jeder Eintrag von zahlreichen voneinander unabhängigen Lesern und Leserinnen kontrolliert. Es gibt da keine geschlossene Gruppe, die Artikel redigiert und publiziert und sich darüber verständigen könnte, welche Falschinformationen in das Gesamtwerk eingeschleust werden. Bei Wikipedia gilt das Prinzip, dass alle mitmachen können: ein egalitäres Prinzip des kollaborativen Zusammenwirkens von einander Unbekannten. Da haben Nihil-Artikel keine Chance – oder?

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HOK: Was es ist und zu welchem Zwecke es dienen soll

Die Historische Online-Kompetenz (HOK) entstand aus dem Bedürfnis heraus, den Einsatz von ICT (Information & Communication Technologies; auch bekannt als Neue Medien) in den Geschichtswissenschaften (in der Lehre, aber auch in der Forschung) evaluieren und beurteilen zu können. Dafür fehlten Kriterien, die sowohl die geschichtswissenschaftlichen Anforderungen als auch die medienspezifischen Voraussetzungen berücksichtigten. Die vorhandenen geschichtsdidaktischen Postulate an guten Geschichtsunterricht sind bislang kaum auf den Einsatz, bzw. die Nutzung von ICT angewendet worden. Sie haben auch nur beschränkt Aussagekraft für die wissenschaftliche Ausbildung an den Universitäten, wo der Einsatz von ICT eine bedeutendere Rolle als in der Mittelschule spielt. Auch der Einfluss von ICT auf geschichtswissenschaftliche Forschungsmethoden ist nur sehr spärlich reflektiert worden. Andererseits verfügen alle jene Empfehlungen und Untersuchungen zu Medien- oder Informationskompetenz über wenig fachspezifische Relevanz.
Die HOK versucht, allgemeine Kompetenzen der Geschichtswissenschaften zu bezeichnen und diese mit den Ausprägungen der Medien- bzw. Informationskompetenz zu kombinieren, um daraus Anforderungen abzuleiten, welche das Arbeiten oder Lernen mit ICT in den Geschichtswissenschaften erfüllen sollte.
Bei der Definition der HOK werden die Arbeitsbereiche der Geschichtswissenschaft vereinfacht auf

  • Informationsbeschaffung und -bewertung (Analyse),
  • Produktion von eigenen, neuen Darstellungen (Synthese) und
  • (selbst-)kritische Reflexion und Situierung im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext

In einem weiteren Vereinfachungsschritt unterscheidet die HOK zwischen den Kompetenzen „Lesen“, „Schreiben“ und „Reden“.

Diese Gliederung ist konsistent im Vergleich mit den Arbeitsbereichen, welche die Geschichtsdidaktik bezeichnet (Rüsen, Jeismann, Schreiber, Pandel) (siehe HOK und Theorie der Geschichtsdidaktik). Sie lässt sich auch in Verbindung bringen mit den Gliederungsvorschlägen der Informationskompetenz (welche die Informationsbeschaffung und -bewertung umfasst) und der Medienkompetenz (nach Baacke; siehe: HOK und Medienkompetenz).
Die Schwierigkeit dabei ist, dass ICT immer unter verschiedenen Aspekten gesehen werden kann: als Gegenstand, als Hilfsmittel oder als Werkzeug. Daher bezieht sich die Historische Online-Kompetenz jeweils auf diese drei Aspekte. (siehe HOK: drei Bezugsebenen der Kompetenzen).

Weitere Ausführungen zu finden via hist.net/hok

HOK: Schreiben: Blogs und Wikis

Erik Möller kommt bei der Frage „Sind Blogs Journalismus“ (die ich hier auch schon behandelt habe) zum Schluss: „Tatsächlich sind die meisten politischen Blogs eher vergleichbar mit täglichen Kolumnen“ (Die heimliche Medienrevolution, 133). Gibt es eine Tendenz zu einer unausgesprochenen „Arbeitsteilung“ bei der Webpublikation:

  • einerseits die sehr subjektiven, von Einzelpersonen verantworteten, zugespitzt formulierten Blogs, die Meinungen, Haltungen, Deutungen präsentierten und
  • andererseits die kollaborativ erstellten, lexikalischen, einem neutralen Standpunkt verpflichteten (und daher so viel mehr umstrittenen und diskutierten) Wikis – wie im Paradebeispiel Wikipedia, das eher Faktenwissen generiert?

Wikis, so scheint mir, tendieren dazu, Texte mit grösstem gemeinsamen Nenner zu generieren – oder sie werden schnell unübersichtlich. Dies ist leicht nachzuvollziehen, wenn man die Diskussionseiten zu den verschiedenen Wiki-Seiten aufruft. Die verschiedenen Diskussionstränge werden schnell unübersichtlich und schwer nach zu verfolgen.

Möller hat diese Schwäche nicht nur erkannt, sondern mit Liquid Threads einen Vorschlag unterbreitet, der die Diskussion nicht nur besser gliedern soll, sondern durch regelmässige Zusammenfassungen (offensichtlicher Unsinn wird dann „weg-zusammengefasst“) und differenziertes Rechtemanagement (Autoren können selber festlegen, ob sie anderen Usern das Verändern des Textes erlauben wollen) auch deren inhaltliche Qualität besser sichern könne.

Darüberhinaus kann sich Möller durchaus vorstellen, dass die unterschiedlichen Funktionalitäten bzw. Nutzungen von Blogs und Wikis sich in Zukunft dank besserer technischer Lösungsmodelle vermischen können.

Literatur:
Möller, Erik: Die heimliche Medienrevolution.Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern, Hannover: heise 2005.

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HOK: Lesen oder Schreiben? From Wreader to Wiki…

Krameritsch spricht in seinem Artikel „Geschichte(n) im Hypertext“ von „Wreadern“, das sind Reader, die zugleich durch ihr Leseverhalten zu Writern werden, einer Vermischung von Lesen und Schreiben (der Begriff wurde von George Landow erstmals verwendet: „Technology transforms readers into reader-authors or ‚wreaders'“, Landow 1994, 14). Diese Vermischung entsteht etwa beim Lesen von Hypertexten, da jedes Individuum anderen Hyperlinks in anderen Reihungen folgt und damit einen eigenen Hypertext zusammenstellt. Dieses Zusammenstellen entspricht den Suchpfaden, die ich bei den Informationsräumen beschrieben habe.

Doch wo genau hört dann der Akt des Lesens auf und wo beginnt jender des Schreibens? Beim „Wreading“ handelt es sich ja nur um eine Teil-Interaktion. Die User wählen aus bestehenden Möglichkeiten aus, sie bestimmt lediglich die Reihenfolge und die Übergänge der Informationseinheiten. Wirklich interaktiv wird das Geschehen erst, wenn die Leserinnen und Leser das Gelesene verändern oder mitgestalten können.

Hier setzt die Idee von Wiki ein, jene technische Lösung, die es einer Gruppe von Menschen erlaubt, gemeinsam mit wenig Aufwand Texte auf dem Internet zu erstellen und zu bearbeiten (es gibt auch andere Lösungen, von Foren mit ausgefeilten Texteditoren-Funktionen, netzwerkfähigen, kollaborativen Textverarbeitungen (wie SubEthaEdit oder MoonEdit) bis hin zu Web-Applikationen wie „Writely“). Dabei gilt es zwischen verschiedenen Interaktionsformen (Kommunikation, Kooperation und Kollaboration) und verschiedenen Textformen (Lauftexte und Hypertexte) zu unterscheiden.

Literatur

  • Krameritsch, Jakob: „Geschichte(n) im Hypertext. Von Prinzen, DJs und Dramaturgen“, in: Haber, Peter, Epple, Angelika (Hg.): Vom Nutzen und Nachteil des Internet für die historische Erkenntnis. Version 1.0, Zürich: Chronos 2005 (Geschichte und Informatik, Vol. 15/2004), S. 33-56
  • Landow, George P. (Hg.): Hyper text theory, Baltimore (Md.) [etc.]: The Johns Hopkins University Press 1994

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