Martin Sauter hat in seinem hübschen Weblog Vogelschau auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, mit wenigen Klicks eigene thematische Karten selber zu produzieren.
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Martin Sauter hat in seinem hübschen Weblog Vogelschau auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, mit wenigen Klicks eigene thematische Karten selber zu produzieren.
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So lieber nicht. In Beats Blog fand ich vor längerer Zeit einen Hinweis auf einen Visualisierungsversuch historischer Prozesse, der alle Klischees von Historiker/innen gegenüber ICT (bzw. Neuen Medien) bestätigt: oberflächlich, vereinfachend, ästhetisierend. Es handelt sich um eine „Map of Wars“ des Vorderen Orients (oder des nahen Ostens, wie man will), der die verschiedenen Herrschaftsgebiete darstellt, die in den letzten 2000 Jahren in dieser Region entstanden und vergingen. Die Kernaussage soll woll sein (deklariert ist sie nicht, sie lässt sich aus dem Schnelldurchlauf-Blitzlichtgewitter am Ende und der Hervorhebung der Städte Jerusalem und Bagdad erschliessen): Kein Wunder geht im nahen Osten die Post ab, das war schon seit jeher ein ständiges kriegerisches Hin und Her, wo mal jene und dann diese Herrscher die Oberhand gewannen und die Gebiete mal zu jenem, dann zu diesem Reich gehörten.
(Quelle: http://mapsofwar.com/ind/imperial-history.html)
Also, weil sich da in 2500 Jahren neun Reiche bilden und wieder zerfallen, gibt es hier ein besonderes Gewaltpotential? Wie sieht denn das in Indien, China oder in Europa aus? Und inwiefern ging es da um ökonomisches Gefälle, geostrategische Verbindungen oder religiöse Gegensätze, wie bei den heutigen Konflikten? Da bleibt doch eigentlich nur ein Kopfschütteln, denn auch im Detail bleiben viele Fragen offen: Auf welcher Grundlage wurden die Jahreszahlen gewählt? Wie breiteten sich diese Herrschaftsgebiete aus? Lagen da kriegerische Auseinandersetzungen zu Grunde, oder waren das andere Arten der Gebietserwerbung? Wie waren diese Herrschaftsgebiete strukturiert: waren das Staaten oder Staatenverbünde, wie war die Herrschaftsform und so weiter und so weiter.
Dabei halte ich Karten (wie bereits erwähnt) für eines der interessantesten Gebiete, bei welchen sich multimedial Möglichkeiten inhaltlich gewinnbringend anwenden lassen.
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Ergänzend zu meinem ersten Eintrag zu Karten hier noch ein Hinweis auf einen lesenswerten Artikel bei Telepolis darüber, wie Kartographien unsere Weltbilder beeinflussen. Besonders interessant sind die Hinweise auf die Karte der Tagesschau, die (ungewollt) abbildet, was wir schon lange wissen – das nämlich die Nachrichten aus anderen Teilen der Welt sehr spärlich auftauchen und sich zumeist um Kriege oder Katastrophen drehen. (Gilt übrigens auch für die Berichterstattung aus der Schweiz, die auch im Menü „Europa“ ausgewählt werden kann: Berichte über Gewitterschäden, gesperrte Autobahnen, herunterstürzende Felsen.) Desweitern weist der Autor Nils Zurawski noch auf Projekte zu Informationskarten hin, welche gemäss inhaltlichen Kriterien proportioniert sind (Worldmapper), oder auf „emotionale Karten“, die Einstellungen und persönliche Wahrnehmungen der Umgebung von Menschen abzubilden versuchen (Biomapping-Projekt).
Passend dazu die Meldung, wonach Greenpeace Frankreich in Google Maps nicht die Standorte von Feldern angeben darf, auf denen gentechnisch veränderter Mais angebaut wird, und der Hinweis auf ein Plug-In zu Google Earth, der in der Karibik eine Fantasie-Insel „Pirate Island“ als Promotion für den Film „Pirates of the Caribbean II“ einblendet. Karten können im Zeitalter von ICT für vielerlei Dinge verwendet werden.
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Seit Google Maps es ermöglichen, vom Desktop aus den Strassenzug des Lieblingsrestaurants in New York zu eruieren, und Online-Routenplaner (wie zum Beispiel map24) einem den Weg zu unbekannten Tagungsorten oder Besprechungs-Treffpunkten zeigen, ist die Bedeutung der interaktiven Möglichkeiten von ICT für die Darstellung räumlicher Sachverhalten offensichtlich. Routenplaner und Karten sind zwar zweidimensionale Abbildung; doch Google Earth bietet bereits dreidimensionale Darstellungen, vor allem von Städten, die sich wir Karten nutzen lassen.
Besonders interessant ist die benutzergesteuerte Verbindung von Daten aus verschiedenen Quellen, also etwa die Kombination eines besonders interessanten Verzeichnisses von Restaurants mit einer Karte, oder die Kombination von Wikipedia-Artikel mit GoogleMaps wie etwa MyGeotags, wo auch andere räumliche Informationen von den Benutzer/innen eingegeben werden können. Ähnlich funktioniert. Diese als Mash-up bezeichnete Technologie ist noch nicht ganz auf dem Niveau der Endnutzer/innen angelangt, sondern noch ein Feld von Website-Betreiber, die mit dieser web 2.0-Technologie ihre Angebote aufpeppen (vgl. das Verzeichnis bei web2null.de). Sie gilt aber als wegweisend für die zukünftige Nutzung und Erstellung von Karten.
Konkretes Beispiel für eine Anwendung eines solchen 3D-Mashup: Pascal Treuthardt, ein Diplomand des Hyperwerks (an der Hochschule für Gestaltung der Fachhochschule Nordwestschweiz) hat mithilfe von Google Earth ein Programm entwickelt, mit dem in Basel eigene dreidimensionale Objekte platziert werden können – zumindest virtuell. Der Name des Ganzen: Simbasel.
Auch hier entstehen neue Quellengattung, die zunächst einmal angemessen „gelesen“ werden wollen. Eventuell bieten sich aber auch Möglichkeiten fürs „Schreiben“. Es gäbe wohl einige geschichtswissenschaftliche Nutzungen solcher Mash-up: und sei es nur, die alten mittelalterlichen Stadtmauern der Stadt Basel in der aktuellen Google Earth-Darstellung zu zeigen.
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