Schlagwort-Archive: Microsoft

Nur für starke Nerven….

Es gibt Momente, da überkommt mich mit Schaudern der Gedanke, was Historiker/innen in 100 Jahren wohl über uns frühdigitale Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts denken werden. Unseren Weblog wird es nicht mehr geben, Windows und Mac wird es nicht mehr geben, Microsoft wird eine vage Erinnerung sein (wie so vieles andere auch), und der persönliche Google-Assistent wird uns morgens beim Aufstehen im Headup-Display, der im Badezimmerspiegel integriert ist, darauf hinweisen, dass wir den Müll runtertragen sollen („Ihr Mülleimer ist voll“). Denn das besorgen der Mann und die Frau der Zukunft noch immer von Hand…

Dann wird vielleicht jemand auf einer uralten Festplatte in einer vergessenen Serverfarm aus der Konkursmasse einer Schweizer Grossbank dieses alte, verpixelte Video (siehe oben) entdecken – was wird der eilends beigezogene Experte für frühdigitale Kulturtechniken daraus für Schlüsse ziehen? Weiterlesen

Microspace, Yahoogle, Microhoo und schliesslich Yahooniversigoogle?

Die unsägliche, sich täglich ins Absurde steigernde Debatte um die diversen Übernahmeversuche und Kooperationspläne zwischen den IT- und Internet-Giganten haben wir hier bislang tapfer ignoriert. ((Was kommt wohl als nächstes? Googlezon wurde schon vor Jahren in EPIC 2014 vorgeschlagen, Yahoobay wurde auch schon genannt. Interessante Neu-Kombinationen nehmen wir gerne in den Kommentaren entgegen)) Mit gutem Grund, wie ich denke, schliesslich sind wir kein Business-Blog, sondern wir interessieren uns für die Zusammenhänge zwischen Geschichtswissenschaften und digitalen Medien. Und doch wäre es naiv zu glauben, dass die, wie sagt man, Strukturbereinigungsprozesse (?) oder Oligopolisierung (?) ohne Auswirkungen auf unsere wissenschaftliche Arbeit wäre – und dies nicht nur, weil auch (oder gerade) die persönlichen Daten von uns Wissenschafter/innen sehr interessant für die ökonomische Auswertung sind. Droht eine Yahooniversigoogleisierung??

Denn in den letzten Wochen habe ich mit einigem Interesse gelesen, wie unser Babelblogger Mills T. Kelly sich ausführlich Gedanken dazu gemacht hat, wie das (bereits stark ökonomisierte) US-Hochschulsystem durch die Internet-Business-Logik verändert werden könnte. Einer der Kerngedanken: Studienanfänger/innen erhalten die ersten 40 Credits umsonst, bzw. für eine geringe Einschreibegebühr („Freemium“). Damit sollen sie sich an der Hochschule während des Grundstudiums nach freiem Gusto orientieren und in verschiedenen Fächern rumschnuppern können. Erinnert mich irgendwie an die alte Vor-BA/MA-Studienordnung an unseren Universitäten…

Aber zurück zu Google, Yahoo, Microsoft und Co. Die schleichende „Google/Microsoft/Yahoo-isierung“ der Hochschulen und damit auch der Wissenschaften hat bislang noch wenig zu Diskussionen Anlass gegeben. ((in meiner Wahrnehmung, die ich gerne durch informierte Hinweise verändern lasse)) Offenbar sind alle Aktiven der Meinung, dass sich die wissenschaftlichen Institutionen gegenüber den (widersprüchlichen) wirtschaftlichen Interessen der Informations-/Informatik-Branche problemlos werden behaupten können: Zeitschriftenkrise, OpenAccess-Debatte, Subito-Lieferbedingungen, Google-Books-Projekte zum Trotz. Ich hoffe ja, dass sie Recht behalten und mein Enkel sich nicht an die Yahooniversigoogle einschreiben werden.

OOXML ist ISO-Standard

Kurzer Followup zu einer Meldung vom letzten Sommer: Damals hatte Peter Haber auf einen Bericht in der WochenZeitung hingewiesen, die das Seilziehen um das künftige XML-Dateiformat beschrieb. Nun ist es offiziell: allen Zweifeln und Vorwürfen bezüglich Unregelmässigkeiten zum Trotz – die International Organization for Standardization hat letztes Wochenende das formelle Anerkennungsverfahren abgeschlossen und Microsofts Open Office XML (OOXML) hat dabei als ISO/IEC DIS 29500 neben dem „freien“ Open Document Format (ODF) den Status eines Standards erhalten.

Medien-fit oder IT-kompetent…?

Zuweilen gerate selbst ich ins Grübeln: Was bitte soll der IT-Fitness-Test, den Bundesrätin Doris Leuthardt (Nein, nicht die Bildungs-, sondern die Wirtschaftsministerin) gemeinsam mit Steve Ballmer (ja, der von Microsoft) letzthin eingeweiht hat, ausser zu zeigen, dass ich totale MS-User-Nuss (tja, tut mir leid, wer wie ich Mac nutzt ist per definitionem für Microsoft nicht IT-fit) zwei Punkte mehr (siehe unten) ergattere als Herr Doktor der Informatik Beat Döbeli?? Besser geraten? Oder hat Beat einen schwierigeren Test bekommen, anhand der IP-Adresse, die aus einem Hochschulnetz…? Ich frage mich bloss, was das Wissen über den Unterschied der Zellformatierung BUCHHALTUNG und WÄHRUNG für einen Hinweis auf den kompetenten Umgang mit digitalen Medien geben soll. Vermutlich geht es auch hier nicht darum, zu verstehen, sondern einfach, es „richtig“ zu machen. Deshalb bin ich ja auch ein „Fan“ (Achtung, Ironie-Alarm) von Test und Zertifikaten wie dem ECDL.

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Office will ins Netz…

Google Docs (Besprechung bei CNet) kennen viele ja schon, auch Zoho (eine Alternative dazu; Besprechung bei CNet) ist dem einen oder der anderen eventuell bekannt. Nun hat auch noch Adobe eine Firma namens VirtualUbiquity aufgekauft, die auch ein Online-Office-Tool mit Namen „BuzzWord“ (wie treffend!) anbietet – sehr schön anzuschauen, aber noch mit wenigen Features. Und da darf natürlich auch Microsoft nicht zurückstehen: wieder einmal wurde angekündigt, dass die MS Office Suite bald (auch?) als Online-Version über das Netz erhältlich und nutzbar sein wird (Codename „Office Live“…!). – Und wenn der Netzzugang nicht funktioniert, weil irgendein VPN-Skript sich inkompatibel fühlt oder eine WiFi-Karte verschnupft ist: dann empfehle ich das altbewährte Moleskine.

Cyberhistory: 1994 Comdex Keynote von Bill Gates

Hand aufs Herz: Wer erinnert sich noch daran, wie Bill Gates anlässlich der Comdex Keynote den digitalen Alltag im Jahr 2005 sah? Ein Blick auf das historische Dokument stimmt nachdenklich. Die Visionen waren damals schon die gleichen wie heute… und sind vielfach eben immer noch nur das: Visionen.

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Die BBC baut England nach – und wer baut Helvetien neu?

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Als ich vor einigen Tagen in meinem Leibblatt das Dossier mit dem Titel «Expedition in 3D. Globetrotting am PC mit Google Earth, Microsoft Virtual Earth und Co.» las, fragte ich mich, wie lange es noch dauern wird, bis wir in diesen virtuellen Landschaften auch eine Zeitachse präsentiert kriegen und damit so etwas wie eine vierte Dimension in diesen Systemen haben werden.

Der Spiegel berichtete heute, dass die BBC mit Hilfe der Software Photosynth aus dem Hause Microsoft und mit Tausenden von Photos eine hochauflösende Grosscollage nachbaut: «Das Programm, das Microsoft zusammen mit der Universität Washington entwickelte, gilt als die erste Software, die Bilder anhand von Perspektive und Lichteinfall semantisch miteinander verknüpfen kann.» Dass man Bilder «semantisch verknüpfen» kann, habe ich noch nie gehört und auf den ersten Blick kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen, wie das funktioniert. Dass es aber funktioniert, war offenbar bereits an einer Konferenz zu bewundern, wie der Spiegel weiter berichtet: «Erstmals sorgte Photosynth auf der ‚Technology, Entertainment, Design‘-Konferenz (TED) für Furore. Microsoft-Forscher Blaise Aguera y Arcas demonstrierte damals einem staunenden Publikum, wie das Programm auf der Grundlage tausender Flickr-Fotos ein dreidimensionales virtuelles Abbild der Notre Dame de Paris errechnet.» Nun haben wir leider nicht Tausende von historischen Aufnahmen zu bestimmten historischen Orten und Gebäuden zur Verfügung und schon gar nicht auf flickr.com, aber die Idee ist wohl trotzdem nicht schlecht: Web-Dienste der Generation 4.0 ff. könnten dann zum Beispiel aus Textinformationen, Bildern und sonstigen Informationen historische Landschaften errechnen und dreidimensional darstellen. Die ersten Bilder aus dem BBC-Microsoft-Grossversuch lassen sich hier betrachten!