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Geschichtstage: DODIS

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich will und kann hier nicht einen richtigen Bericht von den Geschichtstagen liefern. Zu gross ist das Angebot und zu punktuell sind meine Eindrücke, die ich mitnehme. Das Panel von Heiko Haumann gab einen sehr guten Eindruck in die Vielfalt der Forschungsansätze und an die zeitliche und räumliche Varianz, die in der Abteilung gepflegt wird. Ich muss gestehen, dass ich immer wieder beeindruckt bin von den spannenden Forschungsergebnissen und der inspirierenden Ausstrahlung.

Eindrücklich war auch die Präsentation von DODIS, den Diplomatischen Dokumenten der Schweiz im Internet. Viel zu sehr steht dieses Projekt im Schatten des viel mächtigeren Historischen Lexikons der Schweiz (HLS). DODIS arbeitet eher im Stillen, im Hintergrund – aber mit einer verblüffenden Hartnäckigkeit. Wer in den letzten Jahren die DODIS-Seiten regelmässig besucht hat, der hat keine grossen Sprünge feststellen können, sondern eine Politik der kleinen Schritte. Schritte hin zu einer noch besseren Präsentation der Inhalte, hin auch zu einer intensiven Nutzung der Möglichkeiten, die das Netz bietet. Auch das HLS ist vor einigen Monaten mit einer neuen Web-Präsenz online gegangen. Die neuen Seiten gefallen und sie sind intuitiv zu bedienen, hübsch gemacht und übersichtilich. Aber sie sind noch im Geiste von Web 1.0 konzipiert. Heute stehen die Zeichen eigentlich auf Interaktivität, Multimedialität und vor allem Syndikation.
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Jenny Diski über Second Life

Die neue Zürcher Zeitung publizierte am Samstag einen längeren Artikel (hier das englische Original) der englischen Autorin Jenny Diski, worin sie sich etwas ernüchtert über die unausgeschöpften Potentiale von Second Life auslässt: So viel Aufwand und Fantasie für die platte Nachbildung der uns umgebenden alltäglichen Welt?

I suppose that I misread the whole thing. ‘Second’ doesn’t mean ‘alternative’. But not only does Second Life not offer an alternative existence, it positively encourages a replication of the regular world. It’s less a case of do it better than do it again: in fact, this seems to be its chief attraction.

Ob Front National oder Reuters-Korrespondent: Das zweite Leben ist dem ersten unerfreulich ähnlich. Immerhin werden bei Demos rosa Schweinchen statt Farbbeutel geworfen. Und beim Sex? gibt es wundersame Dinge wie „poseballs“ und „sex gen beds“ (wobei Diski wegen Geldmangel, wie sie sagten, nicht herausfinden konnte? – oder wollte – was es mit diesen Praktiken auf sich hat).

Literatur:

Google und die Bayerische Staatsbibliothek?

Im Börsenblatt lesen wir: „Offenbar hat der Suchmaschinenbetreiber Google den ersten deutschen Partner für sein Bibliotheks-Projekt Book Search Library gefunden. Nähere Informationen wollen die Bayerische Staatsbibliothek und Google Deutschland bei einer Pressekonferenz morgen in München mitteilen. Bisher haben sich zwölf Bibliotheken dem Projekt angeschlossen; zuletzt kam die Princeton University dazu.“ Damit wäre zu ersten Mal eine Bibliothek aus dem deutschen Sprachraum beim umstrittenen grossen Digitalisierungsprojekt von Google mit dabei. Wir sind gespannt.

Geschichte von und in SecondLife

Zuweilen bin ich selbst erstaunt über die telepathisch anmutende Parallelität, mit der Peter Haber und ich uns der gleichen Themen annehmen (ich spiele an auf Peters Eintrag von gestern zu secondhistory.com). Seit Anfang dieses Jahres denke ich daran, einen Blog-Eintrag zu Second-Life zu verfassen. Mich faszinieren die Möglichkeiten einer „totalen“ Geschichte und die Komplikationen einer „doppelten Geschichte“ zwischen „First Life“ und Second Life. Weiterlesen

secondhistory.com

Im nächsten Semester wird an der Uni Leipzig eine ziemlich spezielle Lehrveranstaltung stattfinden. Die Medienwissenschafterin Karin Wehn (siehe auch hier) hat vor einigen Tagen in einer Radiosendung auf SWR2 angekündigt, sie werde einen Kurs anbieten, der nicht im Hörsaal oder auf einer universitären eLearning-Plattform stattfinden wird, sondern auf www.secondlife.com. Secondlife.com ist eine dreidimensionale Simulationsplattform, die über das World Wide Web läuft und bereits über 3 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählt. – Was bedeutet dieser Schritt für die Geschichtswissenschaft? Was heisst Authentizität im Kontext von secondlife und wie lässt sich Geschichtlichkeit und Geschichtsbewusstsein in secondlife denken. Wird es in secondlife einen Ort der Geschichte geben, der bestehen kann, ohne auf die Geschichte im realen Leben zu rekurrieren, also bestehen kann ohne eine Konstruktion qua firstlife? Zugespitzt formuliert: Wird es in einer gar nicht mehr so fernen Zukunft eine Art von secondhistory.com geben? Affaire ? suivre …