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Und nochmal: Plagiate

Spiegel Online rollt das Thema Plagiate noch einmal auf (und würzt es trendgerecht mit dem Titel 2.0). Aufhänger sind diesmal die Anti-Abschreib-Programme, die an den Universitäten eingeführt werden, um die plagiatorischen Studierenden zu überführen. Interessant sind die Anmerkungen der Berliner Plagiats-Spezialistin Debora Weber-Wulff allemal. Unter ihrer Leitung entstand auch der Online-Lehrgang „Fremde Federn finden“ zum Thema Plagiate, auf das wir hier schon mehrmals hingewiesen haben. Sie stellt den Anti-Abschreibprogrammen ein schlechtes Zeugnis aus: diese fänden je länger je weniger Plagiate!! Das Problem das Plagiierens sei, so Weber-Wulff, ohnehin nicht mit Software zu lösen. Es gelte bei entdeckten Plagiaten klare Vorgehensweisen zu definieren – und ein sauberes wissenschaftliches Arbeiten auch im Alltag vorzuleben. Denn auch die arrivierten Wissenschaftler/innen würden nur zu oft einfach abkupfern.

Deutschland muss sich eine Kultur des korrekten Zitierens wieder angewöhnen. Es ist keine Schande, die Werke anderer zu nutzen. Aber man muss angeben, woher man die Gedanken hat, nach bestem Wissen und Gewissen. Wir Lehrenden müssen erst mal vorleben, was gute Wissenschaft ist. Bei der Lehre müssen wir das Wort „Betreuung“ ernst nehmen und tatsächlich Zeit investieren, um mit jungen Leuten über ihre Arbeiten zu reden, um ihnen zu zeigen, wie man schreibt. […] Dass Studenten und Wissenschaftler abschreiben, ist ein ernstes Problem für die Hochschulen. Mit Software ist es nicht zu lösen.

Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

HOK: Lesen – Quellen IV: Plagiate

Die Copy/Paste-Mentalität greift in den Bildungsinstitutionen dermassen um sich, dass Dozenten sich angehalten sehen, ziemlich rigide auf gängige Zitierpraxis in wissenschaftlichen Publikationen hinzuweisen (ein Problem, dass auch Wikipedia plagt…). Die Studierenden fügen nach einer erfolgreichen Internet-Recherche in ihren Arbeiten oft ganze Abschnitte ein, ganz im Sinne von „besser hätte ich das auch nicht formulieren können“. Plagiate sind zwar vergleichsweise einfach aufzudecken: Sätze, die in Stil, Wortwahl und Tonfall stutzig machen, können in Google gezielt gesucht werden – oft wird dann das Original gefunden. Ein Angebot der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin bietet einen kleinen Online-Kurs, mit dem man seine eigene „Plagiat-Auffind-Kompetenz“ beurteilen kann.