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Zum Bloggen in Lehrveranstaltungen (und in der Wissenschaft)

Ich habe zum Ausklang des alten Jahres mir die Zeit genommen, mich ausführlicher in den Weblogs der Lehrveranstaltung „Informatik und Medien in der Geschichtswissenschaft“ an der Universität Wien umzusehen. Hingewiesen habe ich auf diese erstmalige Verwendung von Blogs in einer Lehrveranstaltung der Geschichte im deutschsprachigen Raum bereits vor einigen Wochen zu Semesterbeginn. Ich hatte die Blogs zwar in den letzten Wochen immer wieder mal beobachtet, bislang jedoch noch wenig Anlass gehabt, mich dazu zu äusssern. Dazu gaben erst die letzten Einträge einen Anstoss, als es ums Bloggen ging. Die Studierenden äusserten sich zum Nutzen von Weblogs und reflektierten über ihre Erfahrungen, Einschätzungen und Erwartungen gegenüber diesem Medium. Dies gab mir Anlass, einige Einträge zu kommentieren. Dabei erlaubte ich mir den Luxus, im Gegensatz zu den Betreuer/innen der Lehrveranstaltung unvollständig bleiben zu können und nicht alle Blog-Einträge zu kommentieren.

Einige Erkenntnisse, die beim Durchlesen und Kommentieren zu Tage traten, seien hier kurz zusammengefasst.

Vielfalt
Zunächst fiel mir die formale Vielfalt der Weblogs auf. Da gibt es ausführliche, gegliederte Darstellungen neben kurzen, flachen und kompakten Einträgen. Hier wird die Individualität der Studierenden am deutlichsten sichtbar: man merkt, wem diese Art des schriftlichen Ausdrucks liegt, aber auch, wem es wichtig ist, dass keine Tippfehler oder stilistische Ungereimtheiten im Text vorkommen – entsprechende Korrekturen brauchen natürlich Zeit.

Andererseits weisen fast ausnahmslos alle Einträge nur wenige Links auf. Sie bestätigen damit ihren Charakter als Begleit-Texte zu einer Lehrveranstaltung, die eher „aus einer Lehrveranstaltung in einen Blog“ als „aus dem Web in einen Blog“ geschrieben werden.

In Bezug auf den Inhalt sind sich die Einträge sehr ähnlich, ja fast schon schematisch: sie rezipieren einen vorgegebenen Text, der zusammengefasst und kurz kommentiert wird. Das gibt wenig Anknüpfungspunkte für „Kommentare“ – die auch zum grossen Teil bislang fehlen.

Zeit
Zeit ist (entgegen dem landläufigen Vorurteil) auch für Studierende ein knappes Gut. Das merkt man den Blog-Einträgen zuweilen an: für viele ist dies eine Aufgabe neben anderen, nicht unbedingt ein Herzensanliegen, sondern eine Vorgabe der LV-Verantwortlichen. So halten sich die Einträge oft kurz und werden mit „heisser Nadel“ gestrickt, d.h. kurz vor dem vorgeschriebenen Termin verfasst. Teilweise sprechen die Studierenden die Zeitknappheit (bzw. den Zeitaufwand für die Abfassung von Blogeinträgen) gleich selber an (z.B. bei Barbara Trampitsch oder Julia Zauner). Ina Markova spricht das Thema Zeit auch an, aber anders herum: sie bezweifelt die Sinnhaftigkeit der Aussage, dass Weblogs eine Möglichkeit seien, auf den zunehmenden Zeitdruck im Studium zu reagiere. Nicht, weil sie es nicht für möglich, sondern weil sie es nicht für sinnvoll erachtet.

Öffentlichkeit
Einige Studierende thematisieren auch die Öffentlichkeit, in der die Lehrveranstaltung, bzw. ihre Beiträge dazu durch die Blog-Einträge stehen. In der Tat, hier wird die eigene Arbeit ja nicht einer Teilöffentlichkeit, die aus Dozent, Tutor/innen und Mitstudierenden besteht, präsentiert, sondern buchstäblich allen, die Zugriff auf das Netz haben und der deutschen Sprache mächtig sind (was Barbara Walkobinger im treffenden Titel „Paradoxon Weblog – das öffentliche Tagebuch“ zusammenfasst). So ein Blog-Eintrag mag jeweils nur ein kleiner Tropfen in die unendliche Informationsflut sein. Und doch: wie hätte ich das gefunden, wenn fremde, mir unbekannte Leute Äusserungen kommentierten, die ich im Rahmen einer Lehrveranstaltung formuliert habe? Wie finden das wohl die Studierenden in diesem konkreten Fall? Damit meine ich nicht den Umstand, sich in einer weltweiten Öffentlichkeit zu äussern (wo schon das Mitlesen in den Zusammenfassungen der Mitstudierenden eine neue Erfahrung ist, wie Andreas Schmidt erwähnt), sondern dass man dazu im Rahmen einer Lehrveranstaltung verpflichtet wird – es also nicht selber wählt.

Da kann man durchaus verschiedene Ansichten dazu haben: Ich bevorzuge (ähnlich wie Richard Valenta) die Sicht, dass der „Mut zur Praxis“ letztlich durch Erfahrungen belohnt wird, die sich mit rein theoretischen Auseinandersetzungen (z.B. ein Referat in einem Seminar zum Thema „Bloggen“: Powerpoint, mit schönen Screenshots und knackigen Zitaten) nicht erzielen lassen.

Kommunikation/Interaktion
Ebenfalls wird von einigen Blogger/innen bedauert, dass die Möglichkeiten des gegenseitigen Kommentierens, also des Online-Austausches zu wenig genutzt werde (z.B. Michael Weinrichter oder Peter Sniesko). Hier scheint sich zu bestätigen, was viele Foren-Gründer auch schon erfahren haben. Diskussionen stellen sich nicht von alleine ein. Dass sich hier (bislang) keine Online-Diskussion eingestellt hat, hat wohl verschiedene Ursachen (denk ich mir als Aussenstehender, der nicht Einblick in die Gesamtheit des Lehr/Lernprozesses hat). Einerseits treffen sich die Studierenden in den Präsenzveranstaltungen, deren Diskussionsformen vertrauter sind und daher bevorzugt werden. Zum Anderen gab es bis anhin wenig Anlass zur Diskussion: die Studierenden fassten Texte zusammen und haben bisher kaum abweichende Einschätzungen zu den vorgegebenen Inhalten entwickelt. Das kann sich allerdings schnell ändern, wenn die Aufgabenstellungen etwas anders gefasst werden, worauf auch Philipp Doerler hinweist. Generell wäre auch eine andere Konstellation denkbar, wie Blogs in Lehrveranstaltungen integriert werden: Wechselweise könnte ein Teil der Studierenden die Aufgabe erhalten, auf die Blogeinträge anderer zu reagieren und diese zu kommentieren.

Wissenschaftlichkeit
Hrovje Tokic fragt sich: Können Blogs zitierfähige wissenschaftliche Beiträge sein? Im Prinzip schon, wenn sie Anforderungen an wissenschaftliche Texte erfüllen, mit anderen Worten der Autor bekannt ist und dieser klar darlegt, auf welcher Grundlage er zu seinen Schlüssen gekommen ist (Quellen- und Literatur-Nachweis). Das scheint mir nicht eine grundsätzliche Frage des Formats, sondern eher eine seiner üblichen Verwendung zu sein: Weblogs sind in der Regel eher informell gehaltenes „lautes Denken“; ein Beleg dafür, dass sich im Web geschriebene und gesprochene Form der Auseinandersetzung durchmischen und die Grenzen zwischen Publikation und Kommunikation durchlässiger werden.

Soziale Kontakte
Am meisten beschäftigt die Studierenden die (vermeintliche) Aussage Martin Gasteiners und Jakob Krameritschs (deren Text zu Weblogs den Einträgen zugrunde lag, siehe unter Literatur – sehr ausführliche Zusammenfassung im Blog von Claudia Brandstetter), dass Weblogs im Stress des Studienalltags auch Funktionen sozialen Kontakts wahrnehmen können. Hier gehen alle Äusserungen in die Richtung, dass Weblogs die herkömmliche Form des Umgangs miteinander nicht ersetzen könne (z.B. bei Ina Markova, Michael Reiter, Andreas Schmidt, Dominik Schwarz und Barbara Walkobinger) Dabei geht es ja (wie oft in der Diskussion um Neue Medien) weniger um Ablösung und Ersatz bestehender Nutzungen als um die Erweiterung des Nutzungsmixes – und damit einhergehend die Notwendigkeit zur Entscheidung, in welchem Verhältnis man neue und alte Medien (und die damit zusammenhängenden Kontaktformen) mischen möchte.

Tanja Jenni bringt die letzten Punkte noch einmal anders aufgefädelt auf den Punkt: Sie fragt eigentlich danach, ob ein Blog seinen Sinn und Zweck erfüllen kann, wenn nicht eine aktive Gruppe an der Diskussion partizipiert, die durch die Einträge angeregt werden soll. Ich frage mich (und dies ist keine suggestive Frage): ist der Nutzen eines Weblog abhängig von der Grösse und der Aktivität der Leserschaft?

Mich selber interessiert am Bloggen weniger die Frage, ob es sich durchsetzt oder nicht. Vielmehr nimmt mich Wunder, wer genau zu welchen Zwecken und mit welchen Absichten als Wissenschafter Weblogs betreiben wird: als Hobby zu seinen Lieblingsfilmen, als Ventil, um den im Alltag der Scientific Community angestauten Frust zu verdauen, als Marketingmaschine, um auf die eigene Kompetenz (Forschungsprojekte, Publikationen) hinzuweisen, als Austausch- und Diskussionplattform, die der Themenfindung oder -abrundung dient. Und trennt sich die Scientific Community in eine Gruppe, die sich auf Tagungen trifft und solchen, die sich im Netz austauschen – wobei es beliebig grosse Schnittmengen geben kann?

Oder setzt sich in den Wissenschaften vielleicht nur das Edu-Bloggen als autodidaktische Spielwiese zur Schulung der Schreibkompetenz für angehende Jungakademiker (und als Plagiatsverminderungs-Strategie wie sie Sterngold vorschlägt) durch?

Immerhin haben einige der Studierenden geäussert, dass sie sich zumindest überlegen, ihren Weblog auch nach der Lehrveranstaltung weiter zu führen. Mal sehen.

Literatur:

  • Gasteiner, Martin; Krameritsch, Jakob: Schreiben für das WWW. Bloggen und Hypertexten, in: Schmale, Wolfgang (Hg.): Schreib-Guide Geschichte, Wien 2006, S. 243-271.

Cliopatra: Geschichtsblog des Monats Dezember 2006

Ehe das Jahr zu Ende geht, folgt hier der Dezember-Eintrag in der Rubrik „Geschichtsblog des Monats„. Die Wahl fällt nicht deshalb auf cliopatra, weil der Titel wieder aus einem Wortspiel besteht (wie im November) und auch nicht aus Gefälligkeit (weil der Vorgänger-Blog von weblog.histnet.ch bei Cliopatra auf einer Liste nicht-englischsprachiger Websites aufgeführt wird). Vielmehr ist cliopatra ein Beispiel dafür, wie Weblogs zur Vernetzung und zum Informationsaustausch von Historikerinnen und Historikern beitragen können.

Cliopatra widmet sich vielfältigen Aspekten der Geschichtswissenschaft. Entwicklungen im Bereich der Neuen Medien, geschichtswissenschaftliche Debatten oder politische Ereignisse werden thematisiert. Vielfach werden (ganz blog-typisch) Fundstücke aus dem Netz präsentiert, die den Autorinnen und Autoren von geschichtswissenschaftlichem Interesse erscheinen.

Cliopatra verleiht auch die cliopatra-Awards für die besten Geschichts-Blogs in verschiedenen Kategorien: Einzel-Blog, Gruppen-Blog, Newcomer-Blog, Blog-Autor, einzelner Blog-Beitrag, Serie von Blog-Beiträgen. Die Awards wurden letztes Jahr bereits einmal verliehen. Die Nominationen für die Awards 2006 sind Ende November gesammelt worden, die Gewinner werden Anfang 2006 anlässlich der Jahrestagung der American History Association bekannt gegeben.

Cliopatra startete als Gruppen-Blog vor etwas mehr als drei Jahren mit einem Eintrag von Spiritus Rector Ralph E. Luker. Laut diesem Eintrag stammt der Blog-Titel aus Finnegans Wake und ist der Blog die Fortsetzung eines älteren Blogs mit anderem Namen (wie bei weblog.histnet.ch). Neben Luker tragen noch weitere 16 Autorinnen und Autoren zu cliopatra bei, die oft auch eigene Weblogs führen.

Cliopatra ist Teil des „History News Network“ (HNN), selbst ein interessantes Projekt, das eine ausführlichere Beschreibung verdiente: HNN ist ein News-Portal, das von Historikerinnen und Historikern betrieben wird und sich mit dem aktuellen (vorab US-amerikanischen und politischen) Geschehen befasst. HNN wird auf einem Server der George Mason Universität (Fairfax, Virginia, USA) gehostet, der gleichen Institution, an der auch des Center for History and New Media angesiedelt ist. HNN bietet neben cliopatra noch einer ganzen Reihe weiterer Blogs Gastrecht.

Alles in allem ist cliopatra als Ergänzung zu den e-Mail-basierten wissenschaftlichen Kommunikationsformen zu sehen, wie sie sich in unzähligen H-Net-Listen bereits etabliert haben. Mir scheint es daher durchaus denkbar, dass auch im deutschsprachigen Raum ein cliopatra ähnlicher Gruppen-Blog H-Soz-u-Kult ergänzen könnte.

Eckdaten
Titel: cliopatra
URL: http://hnn.us/blogs/2.html
Autor: Diverse (Ralp E. Luker)
Region: USA
Frequenz: täglich

HOK (in eigener Sache): Geschichte lehren an der Hochschule

Heute hab ich ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk erhalten: Die Publikation „Geschichte lehren an der Hochschule„, die meinen Aufsatz zur Historischen Online-Kompetenz enthält und die auf jene Tagung zurückgeht, die der Anlass zur Eröffnung dieses Blogs war, ist bei mir in Form eines Belegexemplars eingetroffen.

Der Klappentext erläutert:

Wer als Dozent je vor einem schweigenden Seminar gestanden hat, weiß um die Bedeutung didaktischer Kompetenzen und Methoden.

Doch das Buch ist eigentlich das Gegenteil von Geschichte, als Erscheinungsjahr ist 2007 eingedruckt und entsprechend kann man es zwar schon vorbestellen, aber die Auslieferung dürfte für Nicht-Autoren nicht mehr vor Weihnachten stattfinden. Dennoch: eine lohnende Investition (nicht meines Aufsatzes wegen! Jedenfalls nicht nur…).

Literatur:

  • Pöppinghege, Rainer (Hg.): Geschichte lehren an der Hochschule. Bestandsaufnahme, methodische Ansätze, Perspektiven, Schwalbach: Wochenschau 2007 (ISBN: 978-3-89974294-7; 24.80 EUR).

Aus der Welt der Blogs: Welcome as new member of the category „Primarily Non-English Language“ History Blog

Also bitte, Cliopatra, der Geschichts-Blog im englischsprachigen Raum (und zukünftiger Blog des Monats), hat meinen Blog entdeckt – und im über 500 Einträge umfassenden Blog-Verzeichnis („Blogroll“ für Insider, noch umfassender als in meinem letzten Hinweis) in der Kategorie „Primarily Non-English Language“ eingeordnet. Prima. Wie meint Blog-Gründer Ralph E. Luker:

Even if English is your primary language, try exploring these in other languages

Ja, genau! Und auch wenn die Muttersprache Deutsch ist, darf man diesen Blog erforschen!

Übersicht: Aus der Welt der Blogs

Axis of Evel Knievel: Geschichtsblog des Monats November 2006

Dieser Blog hatte es mir schon mit seinem Titel angetan. Das Wortspiel mit der „Achse des Bösen“ und dem historischen Evel Knievel (fast ein Held meiner Kindheit, aber ich stand nicht so auf Motorräder – der Name jedoch hat seinen 70er-Jahre-Glanz bis heute behalten) lässt auf einen humorvollen Zugang zum historischen Geschäft schliessen. Der Humor wächst sich glücklicherweise nicht aus zur Spassmacherei, sondern bleibt im augenzwinkernden Jargon, den die Amerikaner auch in der Wissenschaft so gut beherrschen.

Der Inhalt der Blog-Einträge ist nämlich eigentlich gar nicht so spassig. Der Untertitel „another day, another pointless atrocity“ deutet darauf hin: Hier werden Jahrestage von Massakern, Anschlägen, Katastrophen, Todesurteile aus der näheren und weiteren Vergangenheit behandelt: Ereignisse, bei welchen Menschen ums Leben kamen.

Der ereignisorientierte Ansatz bringt einige interessante Erkenntnisse zutage, denn die beschriebenen Sachverhalte sind ja eigentlich zufällig aneinandergereiht und beschreiben jeweils dunkle Kapitel der Geschichte. Das klingt schwerer als es sich liest, im Gegenteil wirkt dieser Zugang recht frisch und die Beiträge sind gut geschrieben. Bedauerlich hingegen ist der Verzicht auf jegliche Quellen/Literatur-Angaben. Sollte man da nicht auch bei Blogs wissenschaftliche Masstäbe anlegen?
Durchmischt werden die makabren Einträge durch Übersichten über aktuelle Einträge aus der Welt der Blogs (History Carnival) – was belegt, wie selbstreferentiell die Blogs sind.

Eckdaten
Titel: Axis of Evel Knievel
URL: http://axisofevelknievel.blogspot.com/
Autor:? David H. Noon,? Assistenz-Professor für Geschichte an der University of Alaska, Southeast, in Juneau
Region: USA
Frequenz: täglich bis wöchentlich
Übersicht Geschichtsblogs des Monats

Aus der Welt der Blogs: Geschichtsblog des Monats

Da ich ja kürzlich auf eine ziemlich lange Liste von interessanten Geschichts-Blogs gestossen bin (und auch schon zuvor einige Blogs als für meine Zwecke interessante Quellen entdeckt habe), such ich nun nach einem Anlass, diese Entdeckung zu erschliessen. Was eignete sich da besser, als einmal im Monat einen Blog herauszupicken und den kurz vorzustellen? Hier befindet sich eine Liste mit kurzen Einträgen zu den Geschichtsblogs des Monats.

HOK Reden (In eigener Sache): Erwähnung in GWU

Nun hat es dieser Blog auch in die Welt des Prints geschafft. Sabine Büttner schreibt in der Rubrik „Information Neue Medien“ in der neusten Ausgabe von Geschichte in Wissenschaft und Unterricht über die „Blogosphäre“, bzw. die Spuren, die die Geschichtswissenschaften darin bislang hinterlassen hat – oder auch nicht. So wird mein Blog hier als „Pionierversuch“ bezeichnet, in dem die geneigten Leser/innen vor allem Folgendes finden können:

… essayistische Stellungnahmen, Kommentare und Hinweise, die als „lautes Denken“ über Einsatzmöglichkeiten der Neuen Medien in der Geschichtswissenschaft informieren und vor allem einen Dialog anregen wollen.

Dem bleibt nicht mehr hinzufügen als die Adressen der anderen erwähnten Blogs:

  • Christophs Notizen (des Trierers Mittelalter-Historikers Christoph Cluse mit einem Schwerpunkt auf jüdische Geschichte)
  • Der Archiv-Weblog „Archivalia“ (mit mehreren Beiträgern, eine Art Kollektiv-Blog; auch mit einer eigenen Kategorie zu Fragen rund um OpenAccess)
  • AdressComptoir des Wiener Historikers Anton Tantner, vor allem mit Einträgen zu seiner Hausnummernschildern-Sammlung
  • der französisch-sprachige Blog PECIA: le manuscrit médiéval (zu Fragen mittelalterlicher Manuskripte – wie der Titel schon sagt)
  • der US-amerikanische Gruppen-Blog Cliopatra
  • der Blog Early Modern Notes der britischen Historikerin Sharon Howard

Diese Links ausführlicher zu kommentieren und zu bewerten, soll späteren Einträgen vorbehalten sein.

Literatur

  • Büttner, Sabine: „Eintritt in die Blogosphäre“, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 2006, Nr. 9, S. 540-541.

Übersicht: HOK Reden, Aus der Welt der Blogs

HOK Lesen/Schreiben: Blogs in einer Geschichts-Lehrveranstaltung der Universität Wien

Am Institut für Geschichte der Universität Wien, das schon mit dem Online-Lehrgang zum (geschichts-)wissenschaftlichen Arbeiten „Geschichte Online“ und dem preisgekrönten und eben bei H-Soz-Kult besprochenen Web-Projekt past.perfect sein Interesse an Internet-gestützter Lehre kundgetan und belegt hat, findet im laufenden Wintersemester die erste mir bekannte Lehrveranstaltung der Geschichtswissenschaften im deutschen Sprachraum statt, die mit Blogs arbeitet.

Die Studierenden sind angehalten, während des Semesters die Ergebnisse der Online-Phasen der Blended-Learning-Veranstaltung individuell in Blogs zu dokumentieren. Das Thema des Kurses lautet (etwas selbstreferentiell) „Neue Medien in der Geschichtswissenschaft“, wobei in erster Linie das Internet mit seinen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten gemeint ist.

Noch ist das Semester zu jung, um abschätzen zu können, inwiefern der Einsatz von Blogs zu neuen Erkenntnissen beitragen kann. Das inhaltliche Programm ist jedenfalls geeignet, Vergleiche zu anderen Kursen mit ähnlichen Inhalten zu ermöglichen. Besonders gespannt bin ich auf die Reflexionen zum Ende der Veranstaltung.

Übersicht HOK: Lesen/Schreiben

Aus der Welt der Blogs: PayPerPost

Telepolis berichtet von einem neuen Business-Modell in der Blogosphere: PayPerPost will Bloggern Geld dafür bezahlen, wenn sie Produkte oder Firmen in ihren Posts erwähnen – so wie jetzt hier gerade Telepolis und PayPerPost, nur dass ich dafür leider kein Geld kriege.

Die Absicht: das vertrauenswürdige Image von persönlich betreuten Blogs nutzen, um Werbung gezielt an den Mann und die Frau zu bringen (statt der üblichen Banner-Klick-Werbung ? la AdSense von Google mit der ganzen Click-Fraud-Problematik).

Die (befürchtete) Folge: In Zukunft steht jeder Blog, der Produkte oder Firmen nennt, unter dem Verdacht, dafür Geld zu nehmen. Denn auch ein Verriss oder beissende Kritik kann, wie schon oft bewiesen, durchaus einen positiven Werbeeffekt haben in einem Umfeld, in dem Aufmerksamkeit das rare Gut ist.

Bedeutet das das Aus für die Blogs? Denn in der Tat: Ein seltsamer Gedanke, dass ich mich beispielweise von Google für mein Blog-Einträge bezahlen lasse (mit Wikipedia hingegen liesse sich wohl nicht viel Geld verdienen). Jeder Hinweis auf ein kommerzielles Produkt will da gut bedacht sein.

Und wenn wir das noch aus geschichtswissenschaftlicher Warte anschauen und Blogs als Quellen betrachten: wie sind diese möglichen Verbindungen und Abhängigkeiten zu berücksichtigen, bzw. überhaupt zu eruieren?

Übersicht: Aus der Welt der Blogs

Aus der Welt der Blogs: Blog für Literaturpreis nominiert

Wenn wir schon beim Thema „Blog und Bagdad“ sind: Der Weblog einer (oder mehrerer?) anonymen Irakerin, die seit 2003 unter dem Titel „Girls Blog from Iraq“ ihre Beobachtungen aus Bagdad publiziert und 2005 als Buch mit dem Titel „Bagdad Burning“ (Link zu amazon) veröffentlicht wurde, ist für den Samuel-Johnson-Literatur-Preis der BBC nominiert worden. Für diese neue Literatur-Form gibt es nicht nur eine eigene Bezeichung (Blooks) sondern bereits einen eigenen Preis, den Blooker-Prize (mit gewollter Ähnlichkeit zum renommierten Booker Prize). Erste Preisträgerin ist Julie Powell, die in ihrem Blog „Julie/Julia“ die Erfahrungen beim Nachkochen eines populären Kochbuches niederschrieb – was über 100’000 Käufer/innen fand. Müssen die Historiker/innen nun doch nicht mit einer neuen Quellengattung rechnen, da sich das wichtigste aus dem Bereich der Blogs doch irgendwann in gedruckter (und verlegten) Form wiederfindet?

Übersicht: Aus der Welt der BlogsHOK Lesen: Quellen

Aus der Welt der Blogs: Investigativer Journalismus, oder: moderne Quellenkritik

Florian Rötzer berichtet von einem Vorfall beim Wahlkampf um einen Sitz im Stadtparlament San Diegos im Süden Kaliforniens. Der republikanische Politiker Howard Kaloogian (hier seine Wahlkampf-Site) betreibt zu diesem Zweck einen Weblog, in dem er (unter anderem) von seiner Reise zu den Truppen an der irakischen Front berichtete. Dabei wollte er vermitteln, dass das Leben in Bagdad weitaus friedlicher sei, als die miesepetrischen Medien dies immer berichteten. Im dies zu belegen, stellte er ein Bild von einer Strassenszene in seinen Blog, die aus Bagdad stammte – scheinbar. Aktive Blogger (angeregt von den Supportern der politischen Gegnerin) fanden dank privaten Fotos im Internet schnell heraus, dass sich die abgebildete Strasse in Istanbul befindet. Was entgegnet der Politiker? Der Webmaster ist schuld. Er hat die Fotos verwechselt. Was sage ich? Social Software (Blogs, öffentliche von Privatfotos und Communities) sei dank, wird Quellenkritik zum Volkssport. Allerdings sei auch bedacht: wer kritisiert die Quelle hier aus welchen Gründen.

Übersicht: Aus der Welt der Blogs HOK Lesen: Quellen

HOK Schreiben: Wiki und Blogs vereint

Nicht genug, dass freie Blog-Angebote zum Ausprobieren verfügbar sind (zum Beispiel nur zwei sehr bekannte: blogger und twoday), bzw. sogar die Möglichkeit besteht, sich seine eigene Weblog-Software auf ein Stück Web-Space zu laden (zum Beispiel WordPress): mit infogami bietet Aaron Swartz eine Möglichkeit, Blogs und Wikis zu kombinieren: Wer will, kann seine Blog-Einträge gleich zum Editieren für jedermann freigeben.
Hinweis gefunden bei Text & Blog

Übersicht HOK Lesen/SchreibenAus der Welt der WikisAus der Welt der Blogs

Aus der Welt der Blogs: Blogs in Geschichtswissenschaften

Heute morgen hat mich die Arbeit auf diesem Weblog an unerwarteter Stelle eingeholt: An der Tagung .hist06 an der Humboldt-Universität in Berlin, stellte Johannes Fournier im Rahmen seines Vortrags über Ergebnisse und Folgen der DFG-Studie „Publikationsstrategien im Wandel“ den hodel.hist.net.blog als Beispiel für zukünftige Publikationsformen in den Geschichtswissenschaften, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die genaue Bestimmung der Rollen, die die verschiedenen Publikationsformen in der scientific community übernehmen sollen oder können, noch ausstehe.

Immerhin bestätigte er (mehr oder weniger explizit) meinen vorläufigen Stand der Recherchen, wonach es praktisch keinen geschichtswissenschaftlichen Blog deutscher Sprache gibt. Seit längerer Zeit aktiv ist der Blog Archivalia, der sich auch mit fachwissenschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzt, und der englischsprachige Blog „ProjectHistory„.

So erfreulich eine Nennung auf einer Fachtagung ist. Die Pionierstellung bedeutet durchaus auch Risiko – für meine wissenschaftliche Karriere und für das Anliegen, neue Formen der ICT-gebundenen („elektronischen“/Online-) Publikationen in den Geschichtswissenschaften zu etablieren. Denn dieser Blog geht ja eben nicht den Weg, wie das heute morgen ebenfalls vorgestellte Online-Journal „zeitenblicke„, die konservativen Erwartungen des geschichtswissenschaftlichen Publikums möglichst zu erfüllen, um Akzeptanz zu erlangen.

Übersicht: Aus der Welt der Blogs | HOK Schreiben

Aus der Welt der Blogs: Blogs als Teil der eLearning-Landschaft

Dazu, wie Blogs als Teilbereich des e-Learnings eingesetzt werden könnten, sind einige Hinweise und Leitfäden erschienen.
Die Beratungsstelle für Informatik in Aargauer Schulen stellt auf einer dedizierten Seite verschiedene Überlegungen an, wie Weblogs im Schulunterricht eingesetzt werden kann (Vorteile: Einfach, schnell, spontan, persönlich; Nachteile: Subjektivität, zuwenig redaktionell betreut/kontrolliert; Einsatzmöglichkeiten im Unterricht: Dokumentation, kooperatives Lernen, Diskussion) und liefert eine ganze Reihe von weiterführenden Links.

Darunter ist auch jener zum Dossier Weblogs im Bildungsbereich auf dem Schweizer Bildungsserver Educa.ch, der von Miriam Fischer gestaltet wurde (die ihrerseits das Weblog netzlernen herausgibt). Sie verweist auf den Charakter des Micro-Contents in Blogs führt den Begriff der EduBlogs ein (Blogs, die sich mit Bildungsfragen befassen) und stellt verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Blogs im Unterricht vor: Lerntagebücher, Klassenblogs, Blogs von Studierenden und Dozierenden oder ePortfolios.

Was Blogs an tertiären Bildungseinrichtungen (sprich: Hochschulen) für eine Rolle spielen können, hat die TU Wien zusammengefasst, die ihren Studierenden eine uni-eigene Blog-Umgebung anbietet. Neben dem Lernjournal könnten Blogs aus begleitend zu Lernveranstaltungen, für Lerngruppen oder als Blog eines Lehrstuhls geführt werden.

In diesem Zusammenhang ist auch Peter Baumgartners Aufsatz bei Educa.ch zur Rolle von Blogs zu sehen: er weist nicht nur darauf hin, dass die bei Blogs in Micro-Content vorhandene Argumentationen und Aussagen einfacher zu diskutieren seien als ausführliche Artikel, sie sind auch einfacher zu referenzieren als Verweise auf lange Web-Pages, die über keine Seitennummerierung verfügen.

Baumgartner sieht auch eine andere Chance von Weblogs. Sie ermöglichen auch den Konstruktionsprozess sichtbar und damit zum Gegenstand von Beurteilung und Rückmeldung zu geben und nicht nur die Lernergebnisse (fertiggestellte schriftliche Arbieten, Tests).

Literatur:
Baumgartner, Peter: Eine neue Lernkultur entwickeln: kompetenzbasierte Ausbildung mit Blogs und E-Portfolios, 2006 (http://www.educa.ch/dyn/bin/131141-131143-1-eportfoliodeutsch.pdf (Zugriff 6.2.2006))

Übersicht: Aus der Welt der Blogs