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HOK: Schreiben: Blogs und Wikis

Erik Möller kommt bei der Frage „Sind Blogs Journalismus“ (die ich hier auch schon behandelt habe) zum Schluss: „Tatsächlich sind die meisten politischen Blogs eher vergleichbar mit täglichen Kolumnen“ (Die heimliche Medienrevolution, 133). Gibt es eine Tendenz zu einer unausgesprochenen „Arbeitsteilung“ bei der Webpublikation:

  • einerseits die sehr subjektiven, von Einzelpersonen verantworteten, zugespitzt formulierten Blogs, die Meinungen, Haltungen, Deutungen präsentierten und
  • andererseits die kollaborativ erstellten, lexikalischen, einem neutralen Standpunkt verpflichteten (und daher so viel mehr umstrittenen und diskutierten) Wikis – wie im Paradebeispiel Wikipedia, das eher Faktenwissen generiert?

Wikis, so scheint mir, tendieren dazu, Texte mit grösstem gemeinsamen Nenner zu generieren – oder sie werden schnell unübersichtlich. Dies ist leicht nachzuvollziehen, wenn man die Diskussionseiten zu den verschiedenen Wiki-Seiten aufruft. Die verschiedenen Diskussionstränge werden schnell unübersichtlich und schwer nach zu verfolgen.

Möller hat diese Schwäche nicht nur erkannt, sondern mit Liquid Threads einen Vorschlag unterbreitet, der die Diskussion nicht nur besser gliedern soll, sondern durch regelmässige Zusammenfassungen (offensichtlicher Unsinn wird dann „weg-zusammengefasst“) und differenziertes Rechtemanagement (Autoren können selber festlegen, ob sie anderen Usern das Verändern des Textes erlauben wollen) auch deren inhaltliche Qualität besser sichern könne.

Darüberhinaus kann sich Möller durchaus vorstellen, dass die unterschiedlichen Funktionalitäten bzw. Nutzungen von Blogs und Wikis sich in Zukunft dank besserer technischer Lösungsmodelle vermischen können.

Literatur:
Möller, Erik: Die heimliche Medienrevolution.Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern, Hannover: heise 2005.

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Aus der Welt der Blogs

Übersicht über die Blogeinträge „aus der Welt der Blogs“ (letztes Update 6.12.2006 – mit dem Wechsel zu weblog.histnet.ch ist die Kategorie „Blogs“ der geeignete Zugang zu diesen Einträgen):

Aus der Welt der Blogs II: journalistische Bedeutung

Blogs werden im Moment hoch gehandelt als ein neuartiges Werkzeug für journalistische Arbeit. Dabei geht es einerseits um den „anderen“ persönliche Stil der Weblogs, vor allem aber um die Schnelligkeit und die gegenseitge Vernetzung. Da bei Blogs auch kleinteilige Textchen und Informationshäppchen (immer versehen mit Links) publikationswürdig sind, ist der Publikationsrhythmus relativ hoch. Und auch wenn der einzelne Beitrag kurz ist: in der Masse wird das schnell viel Information.

Doch das mit den Trends ist so eine Sache. Den einen fällt es schwer sich darauf einzulassen. So beklagen sich etablierte Weblog-Leser und Schreiber über die wenig überzeugenden Versuche der etablierten Zunft, auf den Blogger-Zug aufzuspringen („Schwer ist leicht was“ – Telepolis). Das kann auch in Polemik ausarten („No Blogs, please, we’re Leipzig“ – Blog „Indiskretion Ehrensache“), ist aber vermutlich vor allem der Diskrepanz von angesagtem Thema und tatsächlichem Interesse geschuldet. Im deutschen Sprachraum hat das Bloggen noch nicht so richtig Fuss fassen können („Deutsche sind Bloggmuffel“ – Heise. Was ist eigentlich mit den Schweizern und Österreichern?). Ob da wohl die Blog-Awards („BOB – best of blogs“) was helfen, die von der Deutschen Welle ausgeschrieben worden sind?

Andererseits gefällt vielen an Weblogs die Möglichkeit, dass dank geringen technischen Voraussetzungen auch Menschen aus Ländern mit kräftiger Zensur zu einer freien Meinungsäusserung zu verhelfen. Aus diesem Grund haben die Reporter ohne Grenzen ein Handbuch veröffentlicht, wie man als Blogger die Zensur umgehen kann (das Handbuch gibts in Englisch, Französisch, Chinesisch und Arabisch…). Dass dies gerade im Streit darum, ob Blogs als „echter Journalismus“ gelten darf oder kann, der Blogger-Gemeinde als Argumentationshilfe gelegen kommt, leuchtet ein (vgl. Weblogs und die grosse Freiheit – Telepolis).

Dennoch, was Blogs wirklich sind, beantwortet diese Debatte nicht. Sie ist auch unwesentlich, eigentlich dreht sich in diesem Blog die Frage darum, was die Blogs für die Historische Online Kompetenz bedeuten.

Aus der Welt der Blogs (Intro)

Es mag befremdlich wirken, in einem Blog zu erklären, was Blogs sind. Doch a) hat auch dieses Medium etwas Selbstreferentielles, und b) ist es für die Frage, ob Blogs eine Bedeutung für die Historische Online Kompetenz haben, von Wichtigkeit, sich zu vergewissern, was andere Leute von Blogs halten, insbesondere jene, die solche verfassen und sie als neues Medienform propagieren.
Für einen ersten Einstieg: die c’t, reichlich bekanntes und renommiertes Fachmagazin für Computer-Technik, hat in der Ausgabe 19/2005 die Weblogs auf die Titelseite gebracht. Einen Teil der Titelgeschichte „Massenmedium. Blogosphäre: Kommunikationsgeflecht und Marketingfaktor“ kann auf den Archiv-Seiten des c’t-Webauftrittes gelesen werden.
Zwei wesentliche Erkenntnisse, warum Blogs ein Trend sind (und dies nicht nur von Trend suchenden Journalisten herbeigeschrieben wird):

  • Blogs sind technisch einfach zu eröffnen und zu betreuen: Einfacher als eigene Homepages, Websites oder gar Foren. Dennoch bieten sie ziemlich viel: Verlinkungsmöglichkeiten und Archivfunktionen. Die Struktur ist denkbar einfach, kein Blogger braucht sich über die Strukturierung des Blogs Gedanken zu machen: Es ist einfache eine aneinandergereihte Menge Text. Und wenn der Verfasser will, kann jeder einfach seine Meinung zum Text kundtun.
  • Blogs sind daher auch einfach zu starten und zu pflegen: Im Gegensatz zu Foren, Mailing-Listen oder Diskussionsgruppen kann ein Blog auch gut funktionieren, wenn nur eine Person sich um das Verfassen von Texten kümmert.

Natürlich sind gerade diese Elemente auch dafür verantwortlich, dass die Blogs das Image von Selbstdarstellungs-Werkzeugen haben. Doch die Bandbreite von Blogs ist sehr gross, fast jeder Blog hat seinen eigenen Charakter. Bei ca. 16 Millionen Blogs (soviele sind im auf Blogs spezialisierten Suchdienst technorati verzeichnet) kann man da schnell die Übersicht verlieren, bzw. beim Versuch scheitern, etwas Bestimmtes oder gar Nützliches zu finden (hatten wir das nicht schon mal?). Dazu eine dritte Erkenntnis:

  • Die Technologie, die den Blogs zugrunde liegt, ermöglicht auch eine sehr schnelle Indizierung in Suchsystemen (neue Einträge können innerhalb von Stunden erfasst werden) und mit der neuen Möglichkeit des RSS (Rich Site Summary) kann man sich als Leser Inhalte nicht nur einfach zusammenfassen, sondern auch Hinweise auf neue Einträge anzeigen lassen.

Die Geschwindigkeit und Flexibilität ist auch der Grund, weshalb Blogs besonders im Journalismus mit grossem Interesse verfolgt wird. Dazu in einem anderen Beitrag mehr.