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HOK Lesen: Quellen: Komplott- und Verschwörungstheorien (II)

Aus der Menge der medialen Aufmerksamkeit rund um den 5. Jahrestag von 9/11 zwei Hinweise, die auch eine Verbindung zum Film „Loose Change“ aufweisen, den ich letzthin thematisierte.

Zum einen fasst Spiegel Online in einer Übersicht die Entgegnungen zusammen, welche die Behauptungen in den Verschwörungstheorien zu entkräften und zu widerlegen versuchen. Dabei werden viele Fragen behandelt, welche der Film „Loose Change“ (aber auch andere Theorien) aufwerfen. Inwiefern diese Fragen in diesen „offiziellen“ Versionen überzeugender beantwortet werden, muss jedem selbst überlassen werden. Es zeigt sich meiner Ansicht nach, dass Attentate komplexe, chaotische und schwer zu rekonstruierende Prozesse sind, was Planung, Durchführung und Auswirkungen betrifft. Da bleiben (mehr noch als ohnehin bei jeder Erschliessung historischer Ereignisse und Entwicklungen) Ungereimtheiten und Widersprüche offen, die sich als Ansatzpunkte für andere Sichtweisen und Interpretationen anbieten.

In der Kulturbeilage der Basler Zeitung vom 9.9.2006 äussert sich der Historiker Daniele Ganser zu einigen Aspekten der Verschwörungstheorien rund um 9/11. So handelt es sich bei den Anschlägen von 9/11 auf jeden Fall um eine Verschwörung: in der offiziellen Lesart um jene der islamistischen Attentäter. Folglich hat auch die US-Regierung eine „Verschwörungstheorie“ – diese ist allenfalls plausibler als andere. Zu Loose Change meint Ganser:

Am Auffälligsten ist dabei der Einfluss der neuen Medien. „Loose Change“ ist auf einem Laptop gemacht worden, mit guter Software, und steht jetzt gratis im Internet. Das wäre rein technisch vor zehn Jahren noch nicht mögliche gewesen. Der Informationskrieg wird heute von allen Gruppen geführt: Osma Bin Laden schickt Videobotschaften – ob echt oder gefälscht. Rumsfeld meldet sich – mit Wahrheit oder Lügen. Und jetzt kommt auch noch die Internet-Community. Sie bringt Ansatz mit diesm Film auf den Punkt, ist gekonnt geschnitten, unterlegt mit gutem Sound und entwickelt so eine starke Kommunikationskraft. „Loose Change“ hat sehr, sehr viele Leute davon überzeugt, dass Bush gelogen hat. Ob „Loose Change“ historisch gültig ist, ist eine andere Sache.

Auf die Frage nach seiner Kritik an Loose Change meint Ganser:

Dass probiert wird, eine komplett kohärente, neue Geschichte zu erzählen. Dies scheint mir nicht der stärkste Teil des Films. Viel stärker ist er da, wo die Macher sagen: Schaut euch die Bilder vom Pentagon an. Es ist nicht ausgeschlossen, dass da tatsächlich ein Flugzeug hineingeflogen ist, aber dann soll die US-Regierung doch einfach die Bilder der Überwachungskameras veröffentlichen, auf denen das Flugzeug klar zu erkennen wäre. (Basler Zeitung, 9.9.2006, Kulturbeilage, S. 5)

Eine andere offene Frage ist jene nach den Ursachen des Einsturzes von WTC 7, einem 170 Meter hohen Gebäude neben den Twin Towers, dass nicht von Flugzeugen getroffen wurde.

Ganser beschäftigt sich vor allem mit Fragen der Sicherheitspolitik. Er hat einen Beitrag verfasst zum Buch „9/11 and American Empire: Intellectuals Speak Out“ von David Ray Griffin und Peter Dale Scott verfasst und letztes Jahr im International Security Network der ETH einen Artikel zu einer Spezialfrage von 9/11 verfasst.

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