Schlagwort-Archive: loosechange

HOK Lesen/Schreiben: Visualisierungen

Kollege Beat Döbeli interessiert sich für Visualisierungs-Techniken (und -Anwendungen) bei Lehr/Lernanwendungen von ICT. Was im Hinblick auf Geschichte eine nette Fussnote abzugeben scheint, ist meiner Ansicht nach ein Trend, der durch ICT noch verstärkt werden wird.

Es geht nicht nur darum, dass ständig neue Quellenbestände und sogar neue Quellengattungen dank ICT auftauchen. Dabei geht es nicht nur darum, dass neue Formen der Interaktion auch neue Forschungsfragen an neue Quellen ermöglichen. Dazu zähle ich etwa die Manipulation von Internet-Communities, bzw. Umgang oder Spiel mit neuen Medienformen, wie das Beispiel des Wirbels um lonelygirl15 auf YouToube aufzeigt, aber auch die Möglichkeiten von Google Earth, hochauflösendes Kartenmaterial mit unterschiedlichen Themen zu belegen, neustes Beispiel: Umweltdaten.

Die Digitalisierung erlaubt es zunehmend, Ton- und Bildquellen aber auch bewegte Bildern immer einfacher in Darstellungen zu integrieren. Wenn es mittlerweile fast jedermann möglich ist, auf eigene Faust Filmchen zu drehen (YouTube) oder einen Dokumentarfilm am Computer zu produzieren (LooseChange) – wie lange geht es, bis Studierende in Geschichte ihre Seminararbeiten als kurze Filmdokumentationen oder als Podcasts (genauer: MP3-Sprachdateien) abgeben? Diese Darstellungsformen mit den Anforderungen an Wissenschaftlichkeit zu verbinden, ist wohl eine ziemliche Herausforderung – aber ist es unmöglich oder undenkbar?

Verändert sich auch unser Zugang zu Informationen von text- zu bildbasierten Navigationssystemen? Eine solche Vermutung hatte ich schon bei der von Apple vorgestellten Backup-Software „TimeMachine“ angestellt; die neue „Blätter“-Funktion in der Medienverwaltungs-Software iTunes (siehe Bild) bestärkt mich darin. Werden wir in Zukunft vermehrt auch online durch visualisierte Buchdeckel „blättern“, während unten eine kurze Zusammenfassung und die Metadaten angezeit werden – und ein Knopf, mit dem wir den Download auslösen können?


Schliesslich haben Visualisierungsmöglichkeiten auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie komplexe Zusammenhänge dargestellt werden können. Die Suchmaschine Kartoo sei hier als Beispiel genannt. Aber gerade in Geschichte wird viel mit Schaubildern gearbeitet, um Strukturen und Prozesse darzustellen – Zeitleisten sind vielleicht die einfachste und grundlegendste Form.

Noch denken wir über Möglichkeiten nach, Texte kollaborativ zu erstellen. Doch wie weit ist der Schritt zum kollaborativen Erstellen von visuellen Darstellungen, der gemeinsamen Erstellungen von Zeitleisten, Grafiken, Filmen?

Übersicht: HOK Lesen/Schreiben

HOK Lesen: Quellen: Komplott- und Verschwörungstheorien (II)

Aus der Menge der medialen Aufmerksamkeit rund um den 5. Jahrestag von 9/11 zwei Hinweise, die auch eine Verbindung zum Film „Loose Change“ aufweisen, den ich letzthin thematisierte.

Zum einen fasst Spiegel Online in einer Übersicht die Entgegnungen zusammen, welche die Behauptungen in den Verschwörungstheorien zu entkräften und zu widerlegen versuchen. Dabei werden viele Fragen behandelt, welche der Film „Loose Change“ (aber auch andere Theorien) aufwerfen. Inwiefern diese Fragen in diesen „offiziellen“ Versionen überzeugender beantwortet werden, muss jedem selbst überlassen werden. Es zeigt sich meiner Ansicht nach, dass Attentate komplexe, chaotische und schwer zu rekonstruierende Prozesse sind, was Planung, Durchführung und Auswirkungen betrifft. Da bleiben (mehr noch als ohnehin bei jeder Erschliessung historischer Ereignisse und Entwicklungen) Ungereimtheiten und Widersprüche offen, die sich als Ansatzpunkte für andere Sichtweisen und Interpretationen anbieten.

In der Kulturbeilage der Basler Zeitung vom 9.9.2006 äussert sich der Historiker Daniele Ganser zu einigen Aspekten der Verschwörungstheorien rund um 9/11. So handelt es sich bei den Anschlägen von 9/11 auf jeden Fall um eine Verschwörung: in der offiziellen Lesart um jene der islamistischen Attentäter. Folglich hat auch die US-Regierung eine „Verschwörungstheorie“ – diese ist allenfalls plausibler als andere. Zu Loose Change meint Ganser:

Am Auffälligsten ist dabei der Einfluss der neuen Medien. „Loose Change“ ist auf einem Laptop gemacht worden, mit guter Software, und steht jetzt gratis im Internet. Das wäre rein technisch vor zehn Jahren noch nicht mögliche gewesen. Der Informationskrieg wird heute von allen Gruppen geführt: Osma Bin Laden schickt Videobotschaften – ob echt oder gefälscht. Rumsfeld meldet sich – mit Wahrheit oder Lügen. Und jetzt kommt auch noch die Internet-Community. Sie bringt Ansatz mit diesm Film auf den Punkt, ist gekonnt geschnitten, unterlegt mit gutem Sound und entwickelt so eine starke Kommunikationskraft. „Loose Change“ hat sehr, sehr viele Leute davon überzeugt, dass Bush gelogen hat. Ob „Loose Change“ historisch gültig ist, ist eine andere Sache.

Auf die Frage nach seiner Kritik an Loose Change meint Ganser:

Dass probiert wird, eine komplett kohärente, neue Geschichte zu erzählen. Dies scheint mir nicht der stärkste Teil des Films. Viel stärker ist er da, wo die Macher sagen: Schaut euch die Bilder vom Pentagon an. Es ist nicht ausgeschlossen, dass da tatsächlich ein Flugzeug hineingeflogen ist, aber dann soll die US-Regierung doch einfach die Bilder der Überwachungskameras veröffentlichen, auf denen das Flugzeug klar zu erkennen wäre. (Basler Zeitung, 9.9.2006, Kulturbeilage, S. 5)

Eine andere offene Frage ist jene nach den Ursachen des Einsturzes von WTC 7, einem 170 Meter hohen Gebäude neben den Twin Towers, dass nicht von Flugzeugen getroffen wurde.

Ganser beschäftigt sich vor allem mit Fragen der Sicherheitspolitik. Er hat einen Beitrag verfasst zum Buch „9/11 and American Empire: Intellectuals Speak Out“ von David Ray Griffin und Peter Dale Scott verfasst und letztes Jahr im International Security Network der ETH einen Artikel zu einer Spezialfrage von 9/11 verfasst.

Übersicht: HOK Lesen: Quellen