So, der Startschuss ist gefallen, ich habe mit der Datenerhebung begonnen und ein erstes Leitfaden-Interview geführt. Noch befinde ich mich in der komfortablen Situation, dass ich diese ersten Interviews noch als „Testlauf“ plane und durchführe – um mein Interview-Verhalten zu prüfen, meinen Leitfaden zu validieren und die technischen Klippen zu umschiffen.
Die Interviews teilen sich in zwei Phasen: in eine erste Phase, die ein herkömmliches Gespräch umfasst, und eine zweite Phase, in der die Schüler/innen auf dem Internet zeigen sollen, wie sie das Internet nutzen – für sich privat, aber auch für Recherchen für Geschichte.
Was für Erkenntnisse ziehe ich aus diesem ersten Gespräch? Ich sollte mehr nachfragen, mehr auf Konkretisierungen drängen, besonders in der Phase, wenn die Schüler/innen auf dem Internet etwas zeigen. Hier einen Modus zu finden, dass die Schüler/innen auch erläutern, was sie mit welcher Absicht machen, ist gar nicht so einfach. Naja, war zu erwarten.
Was (im Nachhinein) auch klar ist: die Schüler/innen kennen die Diskussion um Internet und Wikipedia durchaus – aber welche Schlüsse ziehen sie daraus? Das ist sehr unterschiedlich und oft abhängig vom Umfeld – von den Kolleg/innen, aber auch vom Elternhaus – während der Einfluss der Schule nicht so gross zu sein scheint.
Was noch erschwerend dazu kommt: Da ich nicht nur ein Gespräch aufzeichnen möchte, sondern auch Internet-Nutzung konkret beobachten möchte, muss ich mehr Aufwand für die Bereitstellung der technischen Rahmenbedingungen betreiben. Um die Umgebung für alle gleich zu gestalten und die Nutzung einfach aufzeichnen zu können (und nicht auch noch spezielle Software in den Schulen zu installieren – wo die Interviews) mache ich die Datenerhebung auf meinem eigenen Rechner. Und da gibt es unterschiedliche „policies“, mit denen ich in den Schulen konfrontiert werde. In einer Schule ist das WLan komplett offen, in einer anderen nur mit VPN-Zugang und personalisiertem Login möglich; dabei wird der gesamte Internet-Verkehr mitgeloggt, damit rechtliche Verstösse eindeutig den Verursacher/innen zugeordnet werden können. In einer Schule ist das Internet vollständig zugänglich, in einer anderen sind gewisse Dienste gesperrt. Hier bilden sich auch unterschiedliche „Mentalitäten“ im Umgang der Schulen mit dem Phänomen „Internet“ ab.
Wird fortgesetzt…
Schön, das tönt alles ganz vernünftig und gut durchdacht und entspricht sicherlich allen Regeln der sozialwissenschaftlichen Kunst. Aber wieso genau heisst das nun „Geschichte 2.0“? Weil die Interviews 2.0 Teile haben?
Nein, weil es Zwei zu Null für alle gescheiten „Versionsnummer“-Hinterfrager steht… 😉
In diesem konkreten Fall steht „2.0“ als Kürzel für den Aspekt der „Social Software“ in meiner Untersuchung. Nicht mehr, nicht weniger. Genau 2.0 eben.