Web 3.0: Konvergenz, All-Erreichbarkeit – und Portabilität?

Mein geschätzter Kollege Peter Haber hat in einem schönen Schnelldurchlauf die Entwicklung der Arbeitsumgebungen im digitalen Zeitalter rekapituliert (oder zumindest den aktuellsten Teil). Zusammen mit dem Hinweis von Beat Döbeli (ein ebenfalls geschätzter Kollege) auf den Aspekt des „ubiquitous computing“ beim kommenden iPhone sowie den Mitteilung zu Musikverkauf über das Mobiltelefon, die Offline-Funktionalitäten von Google Gears oder die Integration von YouTube in den Mediaplayer Apple-TV mache auch ich mir so meine Gedanken zu der weiteren Entwicklung der uns umgebenden Medienlandschaft – und den Konsequenzen für unsere Arbeitsweise als Akademiker/innen (sei es in Forschung oder in Lehre): Konvergenz, All-Erreichbarkeit und Portabilität.


Konvergenz: Die verschiedenen Nutzungen kommen immer näher zusammen. Mit dem PC telefonieren wir schon (Skype) und schauen fern (Zattoo). Auf dem Mobiltelefon können wir schon Fernsehen schauen und im Netz surfen. Bald können wir auch mit dem Fernseher telefonieren und E-Mails schreiben. Mit dem Mobiltelefon scannen, auf dem Fernseher Texte bearbeiten, mit dem Toaster Hotelzimmer reservieren, die Waschmaschine eine Playlist für die nächste Party erstellen lassen…

All-Erreichbarkeit: Der Umgang mit Informationen und Daten (in multimedialer Ausprägung) und nicht nur zum „Lesen“, sondern durchaus auch gestaltend, wird damit praktisch jederzeit und überall möglich. Ubiquitous Computing heisst der schicke Ausdruck dafür, dass wir überall verschiedenste Task ausführen können. Das hat aber nicht nur mit den „gescheiten“ Geräten zu tun, die soviel gleichzeitig können – sondern auch mit der Neu-Organisation unserer persönlichen Daten, ja unserer Arbeitsumgebungen, die unabhängiger von unseren Endgeräten werden. Sie befinden sich irgendwo im Netz und sind von überallher und mit beliebigen Endgeräten (PC im Internet-Café, im Büro, zuhause, das eigene Mobiltelefon, die Waschmaschine der Nachbarin) zu erreichen.

Das eröffnet in der Tat neue Dimensionen der Arbeitsorganisation – und der Bereitstellung von Diensten. Da ich mich der Skepsis von Peter, was die „Lagerung von Daten“ bei Google betrifft, anschliesse, sehe ich in seinem Selbstversuch mit EyeOS interessante Perspektiven: Wenn öffentlich-rechtliche Institutionen (warum nicht ein Konsortium von Universitäten oder Bibliotheken, oder die bereits existierenden Fachportale) solche Dienste anbieten können, wäre dies sicherlich eine interessante Alternative zu Google und Co. Peter hat das ja in „Schreiberlings Traum“ schon mal skizziert. Offen bleibt allerdings die Frage, ob diese Angebote dann nur für wissenschaftliche Zwecke oder für die Ausbildung genutzt werden dürfen – will man Uni-Platz für private Musik-Sammlungen anbieten? Wie wird die Grenze zwischen „privat“ und „öffentlich“/“Arbeit“/“Wissenschaft“ gezogen werden?

Portabilität: Fast noch dringender ist die Frage nach der „Transportierbarkeit“ von Daten. Da sich die Umgebungen, in denen sich Daten bearbeiten und verwalten lassen, sehr schnell verändern und die Anbieter fusionieren, bankrott gehen oder neue und bessere Angebote anbieten, bin ich schon jetzt immer wieder mit der Situation konfrontiert, dass ich mich in gewisse „Umgebungen“ einarbeite, und insbesondere meine Daten einpflege. Ich habe keine Lust, immer wieder meine Daten neu einzugeben, die müssen einfach zu transferieren sein. Das ist auch für Fragen der Datensicherung (ich möchte die Daten doppelt haben, nicht nur irgendwo im Netz auf einem Server) oder für die Bearbeitung „jenseits des Netzes“ (es soll ja auch Orte oder Situationen ohne Netzzugang geben…) sinnvoll. Das Schlüsselwort führen die Bibliothekare/innen schon seit Jahren im Mund: Meta-Daten. Die Internet-Standardisierer sagen dazu: Semantic Web. Das heisst im Klartext: Strukturierung der Daten und Trennung von Inhalt und Form. Das Problem: Im Netz und auf den Festplatten der Welt wimmelt es von unstrukturierten oder nach verschiedenen Vorgaben strukturierten Daten. Immerhin: Das neuste Office speichert die Dokumente im XML-Format ab – ein erster Schritt in Richtung strukturierter Daten.

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