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HOK Reden: Was setzt sich durch?

Eine Frage, die uns Historiker/innen eigentlich nicht weiter zu kümmern braucht – aber zumindest mich interessiert: welche Technologien, die momentan hochgejubelt werden, setzen sich auf die Länge durch? Einer meiner beliebten Beispiele für Versager-Technologie ist die Hochleistungs-Übertragungs-Technologie für Mobiltelefonie (UMTS) seit Jahren als „the next big thing“ angekündigt wurde (und wird) und bei den öffentlichen Konzessionsversteigerungen auch ganz schön viel Geld in die Staatskassen verschiedener Nationen gespült hat. Durchgesetzt hat sich die Technologie (noch?) nicht.

Aber eben – was heisst schon „durchgesetzt“? Gut, der PC hat sich durchgesetzt. Und MS Windows. Und das Internet. Aber ist Podcasting nur ein Modephänomen? Und Blogging, Wikipedia/Wikis, Skype? Ab wievielen Millionen User/innen hat sich eine Technologie durchgesetzt? Oder ist die Nutzung durch „technologieferne“ Benutzer/innen ein Merkmal? Oder dass ein Unternehmen echtes Geld mit einer Technologie verdient? Oder entscheidet letztlich das eigene Nutzungsverhalten die Einschätzung?

Zum Thema Skype meinte heute der 10-jährige Sven in seiner täglichen Technik-Kolumne in „Heute„:

Skype ist gratis und läuft übers Internet. Dafür braucht man viel mehr Geräte, als wenn man normal telefoniert.

Stimmt natürlich – aber da wir eben ohnehin die ganze Zeit online sind… (oder sind „wir“ das nicht?).

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HOK Schreiben: Einflussnahme in offenen Publikationssystemen

Zwei Artikel bei Telepolis, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, werfen die Frage auf, wie beeinflussbar offene Publikationssysteme sind, die auf die Mitwirkung einer nicht näher spezifizierten „Gemeinschaft“ setzen. Thomas Pany bezieht sich in „Fast-Food-Medien“ auf einen Bericht des Project for Excellence in Journalism, das unter anderem zu folgendem Schluss kam:

Der Citizen-Media- und Blogger-Boom hat nach ihrer [der Studie] Ansicht eine Schattenseite, die bislang in dieser Deutlichkeit noch von niemandem herausgestellt wurde: Die offenen Kanäle geben auch Vertretern von „speziellen Interessen“ die Möglichkeit, anonym oder unter einer anderen Identität Einfluss auszuüben.

Dazu passt der Beitrag „Internet-Krieg der Editoren“ von Rudolf Sturmberger. Er schildert den Fall der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, offensichtlich einem PR-Unternehmen der Arbeitgeberverbände in Deutschland, deren Eintrag in Wikipedia einen längeren Edit-War (also dauernde Rückgängigmachung von Änderungen) hinter sich hat.
Anhand dieses Beispiels wird verschiedenes deutlich. Offene Systeme wie Wikipedia sind nicht nur anfällig gegenüber unbedarften Laien, die sich aufgrund gleicher Editionsrechte mit ihrem Unwissen über das Fachwissen hinwegsetzen können, oder gegenüber übelwilligen Vandalen, die Fehler einschleusen. Sie bieten auch professionellen Interessenvertretern Möglichkeiten der Manipulation von Darstellungen. Dabei kann (wie das Beispiel zeigt) der neutrale Standpunkt sogar die Manipulationsversuche befördern, indem er der Verschleierung von Sachverhalten Vorschub leistet.
Abhilfe schafft hier nur die Schaffung von Transparenz: das Thematisieren der Schwachstelle kann Sensibilität des Lesers und der Leserin wecken und zu einem kritischeren Lesen anregen. Solches Vorgehen (das Schaffen von Transparenz) exemplifiziert die Dimension des „Redens und Reflektierens“ bei der Historischen Online-Kompetenz.
Die Zusammenhänge mit den unethischen Autorschaften und den damit verbundenen unterschiedlichen Ansätzen (Königswegen), mit der Entstehung und Verteilung von Informationen in den vernetzten, digitalen Medien umzugehen.

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HOK Schreiben: Unethische Autorschaft – online, kollaborativ oder auch nicht

Telepolis (verspätet hier übrigens noch Gratulation zum 10-jährigen Bestehen!) bringt einen Beitrag von Gerhard Fröhlich über unethische Autorschaften in den Wissenschaften. Fröhlich schildert darin Probleme von Betrug, Plagiaten und Anmassung in wissenschaftlichen Publikationsbetrieb und die Schwierigkeiten, diese zu entdecken, aber auch weniger drastische Mechanismen der Autorschaft, die von wissenschaftlichen Autoritäten zur Beförderung der eigenen Karriere eingesetzt wird – nicht selten auf Kosten jener, die tatsächlich als Autoren die Resultate erarbeitet haben.

Fröhlich weist darauf hin, dass die gängigen Methoden des Peer-Review selbst in den renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften nicht mehr ausreichen, um Betrug und Plagiat zu verhindern. Das Peer Review finde zu oberflächlich statt.

Fröhlich kommt schliesslich zum Schluss:

Es stellen sich zwei Alternativen für die mittelfristige Entwicklung des wissenschaftlichen Publikationswesens:

  • erheblich aufgerüstetes, kostenintensives „Informed Peer Review“ oder
  • kostengünstige öffentliche Kritik („peer monitoring“) im „OPEN ACCESS“.

Die Alternativen, die Fröhlich vorstellt, entsprechen den Annahmen, die ich mit den drei Königswegen bei der Strukturierung der Informationsflut im Internet aufgestellt habe. Auch für die Qualitätssicherung stellt sich die Frage, was der Einbezug des „Nutzerwissens“ von „Communities“ zu leisten vermag, der mit neuen ICT-Technologien (Stichwort web 2.0) überhaupt erst eine valable Alternative (oder doch eher Ergänzung?) zum bewährten Standard mit bezahlten und hochqualifizierten Fachkräften geworden ist.

Fröhlich geht nicht explizit auf ICT-gestützte kollaborativ erstellte Publikationen ein (konkret auf Wikipedia oder ähnliche Projekte). Das Wiki-Prinzip unterstützt aber sicherlich die öffentliche Kritik, da nachvollziehbar ist, wer welchen Beitrag zu einem Text geleistet hat. Eventuell müsste dieser Nachweis noch durch explizite Hinweise auf „indirekte“ Beiträge (konzeptionelle Hilfestellungen, Datenaufbereitung etc.) ergänzt werden.

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HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Etablierte Medien (Rest)

Deutschlandfunk (Hans-Joachim Wiese: „Im Auftrag der Staatssicherheit Kubas„, von der Zeit übernommen), die Welt (Jörn Lauterbach: „Das hier ist kein Fake„), die taz („Die Hauptfrage ist jetzt beantwortet“) und Spiegel Online (Severin Weiland: „Nur einer konnte überleben„) bieten in Interviews dem Filmautor die Möglichkeit, über seine Arbeit zu sprechen und vor allem seine These darzulegen und ihre Bedeutung hervorzustreichen. Darin wird klar, dass für Huismann nach seiner langjährigen Recherche die These schlüssig ist. Er wird allerdings nirgends mit Gegenargumenten konfrontiert.

Übersicht HOK Fallstudie „Rendezvous mit dem Tod“ und zu Reaktion etablierter Medien

HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – etablierte Medien

Auch die etablierten Medien lassen sich (online und offline, wobei letzteres bei dieser Umschau weniger zum Zuge kommt) zum Film von Huismann verlauten. Das erstaunt nicht weiter, den schliesslich stammt die Ankündigung neuer und überraschender Erkenntnisse im Fall Kennedy nicht aus obstruse Web-Quellen (Blogs!), sondern von einer renommierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt mit deklariertem Qualitätsanspruch und zudem von einem bekannten und preisgekrönten Kollegen.

  • Pro: Mit Nils Minkmar und Claus Lutterbeck
  • Contra: Mit Klaus Wiegriefe, Andreas Förster, Harald Neuber, Horst Schäfer
  • Der Rest: Interviews in Spiegel Online, der Welt, der taz und dem Deutschlandfunk; ausserdem Medienecho ausserhalb Deutschlands

Übersicht „Fallstudie: Rendezvous mit dem Tod“