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Im Dialog mit Iris und Peter von Roten

Vor 50 Jahren veröffentlichte Iris von Roten das Buch «Frauen im Laufgitter». Im Untertitel: Offene Worte zur Lage der Frau. An Offenheit mangelte es der Anwältin, Journalistin und Autorin nicht – dem Publikum von 1958 aber sehr. «Frauen im Laufgitter» ist ein Meilenstein in der Geschichte der Frauenemanzipation in der Schweiz, das ein Jahrzehnt vor «1968» über scheinbar Privates öffentlich reden wollte und stattdessen über drei Jahrzehnte in Vergessenheit geriet.

Jetzt erinnert eine kleine, feine Ausstellung in der Universitätsbibliothek Basel an das Buch und vor allem an Iris von Roten und ihren radikalen Lebensentwurf, in den sie ihren Mann Peter von Roten förmlich mit hineinzog – in Leidenschaft und Widerspruch.
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Digitale Erinnerungen oder: Vom (gelegentlichen) Verschwinden der Instrumente

Natürlich war das purer Zufall: In den letzten Tagen haben sich gleich zwei von mir seit Jahren häufig besuchte Web-Adressen ein neues Gesicht gegeben: die Universitätsbibliothek Basel und der Tages-Anzeiger in Zürich. Bei der UB ist mir aufgefallen, dass die eigensinnig-bunte Seite, die seit «Menschengedenken» im Netz war, nun einem schlichten, sterilen, aber natürlich sehr funktionalem Erscheinungsbild gewichen ist. Ziemlicher Mainstream im Bereich Bibliotheken, aber eben: ein gutes Arbeitsinstrument.

Beim Tages-Anzeiger hingegen ist es nicht einmal Mainstream, was geboten wird, es ist einfach eine weitere Spielart der FAZNZZNYT-Clone. Während aber die gute alte Tante NZZ (die immer schon einen Tick besser war im Netz als alle anderen im deutschen Sprachraum) durchdacht und aufgeräumt ist, wirkt die Tagi-Seite ziemlich voll und noch wenig durchdacht. Es reicht halt eben nicht, die visuelle Sprache des Mainstreams zu übernehmen und die einzelnen Elemente über die Seite zu streuen.

Einige Beobachtungen zu diesen beiden aktuellen Relaunches: Dass die grösste seriöse (?) Tageszeitung der Schweiz sich ein Impressum leistet, über das sich die ganze Branche bereits schief lacht, mag man als lustige Anekdote der helvetischen Pressegeschichte verstehen. Dass die Website nicht ein Jota Eigenständigkeit aufweist, ist hingegen ein ziemliches Armutszeugnis.

Die Seite der UB hat mich in den letzten Jahren fast täglich bei meinen Arbeiten begleitet. Seit einigen Tagen ist sie verschwunden. Ich habe kein Bild, keine Kopie, nichts, das mir geblieben ist (ausser die Archiv-Kopien auf archive.org). Nur die Erinnerung. Bei anderen Arbeitsinstrumenten, die mich bei meinen Recherchen und Buchprojekten in den letzten Jahren ebenfalls begleitet haben, habe ich entscheiden können, ob ich mir ein Stück Erinnerung aufbewahren möchte oder nicht: Notizbücher, Repertorien, kopierte Aufsätze – sie stehen bei mir in meinem Arbeitszimmer und manchmal helfen sie mir auf die Sprünge, wenn ich die Herleitung eines Gedankens, den ich irgendwo einmal formuliert habe, mir wieder vergegenwärtigen möchte. Die Web-Seiten derjenigen Institution, in der ich wohl die meisten Stunden verbracht habe, sind indes weg. Ein Teil der Genese meiner Arbeiten – «Paratexte» gleichsam des Schreibprozesses – ist damit verschwunden.

Ein kleiner Schritt für die Wissenschaft, ein paar grosse Schritte für die Schweiz!

Mit den landesüblichen Verzögerungen beginnt nun der Open Access-Gedanke auch in der Schweiz Fuss zu fassen. So hat die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, die schon seit längerer Zeit das Thema substanziell und seriös thematisiert, vor einigen Tagen ihre Empfehlungen zum Thema publiziert. Sehr hilfreich: die wichtigsten Punkte für Autor/innen und Herausgeber/innen auf einen Blick.

Umfassend informiert auch der Schweizerische Nationalfonds (SNF) über das Thema Open Access.

Die Universität Basel hat das Thema heute ebenfalls aufgegriffen; zum einen, weil die Universitätsbibliothek zur Zeit ein entsprechendes Projekt am Laufen hat, zum anderen, weil das LearnTechNet der Universität am 14. Mai (unter anderem) zu diesem Thema eine öffentliche Veranstaltung plant.