HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Etablierte Medien (Rest)

Deutschlandfunk (Hans-Joachim Wiese: „Im Auftrag der Staatssicherheit Kubas„, von der Zeit übernommen), die Welt (Jörn Lauterbach: „Das hier ist kein Fake„), die taz („Die Hauptfrage ist jetzt beantwortet“) und Spiegel Online (Severin Weiland: „Nur einer konnte überleben„) bieten in Interviews dem Filmautor die Möglichkeit, über seine Arbeit zu sprechen und vor allem seine These darzulegen und ihre Bedeutung hervorzustreichen. Darin wird klar, dass für Huismann nach seiner langjährigen Recherche die These schlüssig ist. Er wird allerdings nirgends mit Gegenargumenten konfrontiert.

Übersicht HOK Fallstudie „Rendezvous mit dem Tod“ und zu Reaktion etablierter Medien

HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Etablierte Medien (Contra)

Klaus Wiegriefe kontert in Spiegel Online („Steile These, schwache Belege“) die Aussagen des Films mit den Hauptargumenten der Kritiker: Die These ist nicht wirklich neu und die Indizien halten einer genaueren Prüfung nicht ausreichend Stand.

Doch hält der Film wirklich, was seine Macher versprechen: Die Auflösung des spektakulärsten Politikermordes der vergangenen Jahrzehnte? (…)
Und in der Tat wirken die von ihm gesammeltem Indizien auf den ersten Blick überwältigend: Mitschnitte von abgehörten Telefonaten der kubanischen Botschaft in Mexico City, Unterlagen des sowjetischen Geheimdienstes KGB, Aussagen zahlreicher kubanischer Geheimdienstoffiziere. Doch bei genauerem Hinsehen erweisen sich die Glieder der Beweiskette als wenig belastbar.
Keiner der Zeugen Huismanns war an der angeblichen Operation persönlich beteiligt. Unklar bleibt, auf welche Weise die Kubaner dem Attentäter Oswald geholfen haben sollen. Viele Zeugen sind – obwohl Huismann einen gegenteiligen Eindruck erweckt – der Kennedy-Forschung bekannt und ihre Aussagen von verschiedenen Untersuchungskommission und Historikern verworfen worden. Und was Huismann an Neuem zusammengetragen hat, wirft zu viele Fragen auf, als dass sich damit die Geschichte umschreiben ließe.

Ähnlich kritisch beurteilt Andreas Förster in der Berliner Zeitung („Spur nach Havanna„) die Belege für die These, Kuba stecke hinter der Ermordung Kennedys.

Eine Version, die so, wie sie der Film präsentiert, plausibel klingt. Die aber auch nicht mehr als eine neue Verschwörungstheorie ist.Denn an wirklich harten Beweisen mangelt es dem Film. Huismann präsentiert stattdessen die Aussagen von ehemaligen kubanischen Geheimdienstlern, die seit Jahren im Ausland leben und offenkundig mit dem Castro-Regime gebrochen haben.

Dass Kuba Oswald vor den Augen der amerikanischen Geheimdienste in Mexico-City, einem berüchtigten Tummelplatz für Agenten zur Zeit des kalten Krieges, mit dem Mord an Kennedy beauftragt haben soll, hält Förster für wenig plausibel. „Huismanns Dokumentation jedenfalls kann diese Zweifel nicht ausräumen“. In die gleiche Kerbe schlägt Jochen Bittner bei der Zeit („Liess Castro Kennedy ermorden?“). Die These von Huismann klinge zwar plausibel: „Doch wer heute abend genau hinguckt, wird entdecken, dass viele Bindeglieder der Argumentationskette fehlen.“

Gar kein gutes Haar lassen Harald Neuber in Telepolis („Rendezvous mit der Quote“) und Horst Schäfer in einem Interview jungen Welt („Huismanns Behauptungen sind ein uralter Ladenhüter“) an Huismanns These. Neuber:

Während fehlende Beweise durch eine schmissige Aufmachung und Bewerbung durch den WDR und andere Beteiligte ersetzt werden, drängt die Frage nach dem Sinn. Diese ist vielleicht am ehesten in dem finanziellen Aufwand zu suchen. Die 850.000 Euro Produktionskosten müssen schließlich wieder eingespielt werden.

Schäfer kennt sich mit der Materie aus, er hat als Korrespondent in den 1960er Jahren in Washington gearbeitet, mit Insidern aus der Verwaltung gesprochen, interne Akten eingesehen und ein Buch über die Kuba-Politik der USA in dieser Zeit publiziert („Im Fadenkreuz: Kuba“). Dabei gewann er einen gänzlich anderen Eindruck als Huismann:

Mir fiel auf, daß ein großer Teil der Beteiligten an den Mord- und Terroraktionen von CIA, Mafia und Exilkubanern gegen Kuba bei den Untersuchungen des US-Kongresses als Verdächtige im Kennedy-Mord wieder auftauchen. Und viele von denen starben dann eines plötzlichen Todes, oft kurz vor ihrer geplanten Vernehmung durch den US-Kongreß. Sollte der kubanische Geheimdienst alle diese Top-Funktionäre der CIA, Mafiosi und Exilkubaner zuerst umgedreht und dann auch noch ermordet haben?

In einem Auszug aus seiner Publikation legt Schäfer seine Ansicht dar, wonach Kennedy nachweisbar kurz vor seiner Ermordung bereit war, mit der kubanischen Regierung Verhandlungen aufzunehmen und diese bereits eingefädelt worden waren. Castro hätte demnach kein vernünftiges Interesse gehabt, Kennedy umzubringen.

In die Reihe der Kritiker reiht sich auch Ronald D. Gerste ein, der in der NZZ am Sonntag vom 8. Januar: „Der grösste Schwachpunkt des Films aber ist seine ausschliessliche und kritiklose Fixierung auf Lee Harvey Oswald als den alleinigen Täter.“ Das Castro das Risiko eines solchen Attentats wirklich in Kauf nehmen wollte, dies vermöge „kein pensionierter Geheimdienstmann, welcher Ideologie auch immer, dem Zuschauer wirklich glaubhaft zu machen.“

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HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Etablierte Medien (Pro)

Nils Minkmar, Feuilleton-Redaktor der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, kann dem Beitrag in seiner Besprechung in FAZ.net (Wie ein geladenes Gewehr) am meisten abgewinnen. Er hält die Argumentation von Huismann für überzeugend, das geht dann soweit, dass er den kubanischen Geheimdienst als den „Verein“ bezeichnet, „der den Mord an JFK geplant und in Auftrag gegeben hat“. Da wird aus der These bereits Gewissheit. Gegen Ende wird Minkmar dann philosophischer und grundsätzlicher.

Der ehemalige kubanische Geheimdienstchef Fabian Escalante etwa greift zur Verwirrungstaktik: „Was ist denn schon die Wahrheit?” fragt er und „Waren denn die Amerikaner je auf dem Mond? Viele bezweifeln es!” Es klingt, als hätte man Markus Wolf 1987 gefragt, ob die DDR RAF-Täter versteckt.
An diesem Punkt wird deutlich, worum es in diesem Dokumentarfilm geht: In den vergangenen zehn Jahren wurde der gesamte Komplex Kennedy-Mord dem Bereich des Irrationalen, ja Spinnerten zugerechnet. Wer hier mehr wissen wollte, konnte ebensogut die Realität der Mondflüge anzweifeln, nach vergrabenen Ufos suchen oder sich von schwarzen Helikoptern verfolgt fühlen. Dabei gab und gibt es noch etwas zu entdecken. Keine andere Verschwörungsthese konnte bislang mit einem Zeugen aufwarten. Freilich: Kuba ist nach wie vor eine Diktatur, und die Macht Castros ist nahezu unumschränkt. Es wird erst nach dem Ende des Systems möglich sein, das wahre Ausmaß und die Natur der Kontakte zwischen den kubanischen Diensten und Lee Harvey Oswald darzustellen und noch weitere Zeugen zu finden.

Auch bei Spiegel Online bespricht Minkmar den Film („Befahl Castro den Mord an JFK?“, Übernahme aus der FAZ am Sonntag), lobt seine „Dichte“ und seinen „konzentrierten Stil“, die der Vernebelungstaktik eines Fabian Escalante Paroli biete, weil er auf der Suche nach der Wahrheit sei, und diese nicht verschleiern wolle. Er endet mit dem Lob:

Es ist wieder Bewegung in die Ermittlungen gekommen. Dass hieran ausgerechnet die ARD beteiligt ist, dafür kann man ihr so manchen Stadl verzeihen.

Auch Stern.de (Claus Lutterbeck: „Castro hat Kennedy zuerst erwischt„) widmet sich ausführlich der im Film vertretenen These und schildert die Vorgänge in einer Art, wonach die Wirklichkeit eigentlich offen zu Tage liegt:

Erstmals spricht auch der ehemalige Chef des kubanischen Geheimdienstes, Fabian Escalante. Seit Jahren versucht er erfolgreich, der CIA die Tat in die Schuhe zu schieben. Natürlich weist er jede kubanische Verstrickung weit von sich: „Wir hatten kein Motiv“ behauptet er.
Ach ja? Dem damaligen AP-Korrespondenten Daniel Harker vertraute Castro an: „Wenn die Kennedys mir weiter nach dem Leben trachten, können sie sich ihres Lebens nicht sicher sein.“ Dem WDR liegt ein geheimgehaltenes Memo an den Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson vor, in dem beschrieben wird, wie Escalante im November 1963 via Mexiko City nach Dallas flog, um die Ermordung Kennedys zu überwachen.

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HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – etablierte Medien

Auch die etablierten Medien lassen sich (online und offline, wobei letzteres bei dieser Umschau weniger zum Zuge kommt) zum Film von Huismann verlauten. Das erstaunt nicht weiter, den schliesslich stammt die Ankündigung neuer und überraschender Erkenntnisse im Fall Kennedy nicht aus obstruse Web-Quellen (Blogs!), sondern von einer renommierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt mit deklariertem Qualitätsanspruch und zudem von einem bekannten und preisgekrönten Kollegen.

  • Pro: Mit Nils Minkmar und Claus Lutterbeck
  • Contra: Mit Klaus Wiegriefe, Andreas Förster, Harald Neuber, Horst Schäfer
  • Der Rest: Interviews in Spiegel Online, der Welt, der taz und dem Deutschlandfunk; ausserdem Medienecho ausserhalb Deutschlands

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HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Wikipedia

Bei Wikipedia lassen sich folgende Auswirkungen des Films „Rendezvous mit dem Tod“ von Wilfried Huismann feststellen:

Deutsche Version:

  • Am 6. Januar wird ein Eintrag zu Wilfried Huismann erstellt, die vor allem auf den Dokumentarfilm „Rendezvous mit dem Tod“ und die darin aufgestellte These verweist.
  • Beim Eintrag Attentat auf John F. Kennedy erscheint am 4. Januar erstmals der Hinweis auf den Dokumentarfilm, ganz am Ende des Artikels, der die verschiedenen Verschwörungstheorien nicht näher spezifiziert. Die Aussage des Films wird zunächst übernommen (Der Film untermaure die These…), ehe sie in einer Revision dann abgeschwächt wird (Der Film versucht die These zu belegen…). Auf der Diskussionseite hat eine Diskussion über die Aussagen des Films und ihre Gewichtung begonnen

Englische Version:

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HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Blogosphäre

Wie reagiert die Blogosphäre auf den Dokumentarfilm von Wilfried Huismann? Einige Einträge sind Blogs etablierter Medien, die ich gesondert betrachte: hier gibt es (getreu den allgemeinen Beobachtungen zu Blogs) eben Überschneidungen… Eher überraschend als die kritschen und zustimmenden Äusserungen ist die Vielzahl abgeklärter Reaktionen: Ach, noch so eine Komplott-Theorie…

Die Statistik

  • Es finden sich bei technorati 175 Blog-Einträge mit den Suchworten „Huismann AND Kennedy“ (20.1.2006; 209 am 30.1.2006).
  • Am meisten Einträge wurden am 6.1.2006 angelegt.
  • Es gibt Einträge in Spanisch, Englisch, Deutsch, Holländisch, Französisch.

Die Berichterstatter
Der früheste Eintrag stammt von Ende November und ist eine Abschrift einer AP-Meldung, die die wesentlichen inhaltlichen Aussagen von Huismanns Film wiedergibt, sich aber jeglicher Einschätzung enthält. Dies tun auch die meisten Blog-Einträge, die oft ganze Abschnitte von Agentur-Meldungen abdrucken.

Die Zustimmer

  • I believe that in the wider interests of the world, this trail was not pursued to Cuba. (southwestsun, 9.1.2006)
  • This would fit the idea that the assassination was Oswald’s idea, by virtue of him being a lone assassin type. But I think it’s more than plausible that if he walked into the Cuban embassy and said he was going to assassinate JFK that the Cubans might have said, “Hey, what do we have to lose by helping this guy out a little?” (Lee, Right Thinking on the Left Coast, 7.1.2006)
  • So please tell me why it is that the United States refuses to ever, ever, ever deal with Premier Fidel Castro…?
    Surely it’s not because of lack of human rights in the country. Remember China has “favored nation” status.
    Nope. It has been a sneaky suspicion of mine that just maybe Castro might be a pariah in Washington because of that nasty business of November 22, 1963. Maybe Castro had more than a little something to do with it.
    I mean, after all, Kennedy was gun-ho in trying to bump Castro off. Perhaps Castro figured that he would return the favor; and what was good for the gander was good for the goose; in this case, Kennedy’s goose. He had Kennedy killed before he could kill him. (…) In a documentary being aired in Germany this week, Wilfried Huismann, a world renown filmaker, provides evidence that strongly supports Castro had Kennedy killed in retaliation for the many attempts on his own life.
    (howlinglatina, 6.1.2005)
  • While this isn’t necessarily a new theory, I guess it offers the most compelling case for a Cuba backed assassination. (peachflavour, 5.1.2006)
  • This film sounds like it would be of interest, and I just might have to check it out if I ever get the chance. And for those of you wondering about the legitimacy of this project, the director spent three years researching „Rendezvous with Death“, so it sounds like he put a lot of work and effort into this. (thatsdougslife, 5.1.2006)
  • as a believer in conspiracy theories, this one actually makes sense (Fakeplasticnews; 4.1.2006)
  • Dieser [atemberaubende Dokumentarfilm] belegt nichts weniger als den Verdacht, dass Fidel Castro John F.Kennendy ermorden ließ. (Richard Herzinger, Ideen und Irrtümer, 1.1.2006)

Die Abgeklärten

  • Huismann lässt Ex-Geheimdienstler, Mitwisser und Zeugen auftreten, zeigt Verstrickungen und versteckte Absichten und lässt den Zuschauer an den Originalschauplätzen Geheimdienstatmosphäre spüren. Eine Frage bleibt: Haben diese alten Männer, die als Zeitzeugen auftreten, noch eine Rechnung offen – oder sagen sie die Wahrheit? (…)
    Selbst wenn an Huismann-These nichts dran sein sollte, allein die Minuten mit den Kubanischen Ex-Geheimdienstchef General Escalante vor der Kamera sind ein schauerlicher Genuss. Escalante, die Unschuld in Person im blütenweißen, kurzärmeligen Hemd: „Wissen Sie, ob die Amerikaner wirklich auf dem Mond waren?“ fragt er den Interviewer und relativiert mit diesem Satz die ganze Arbeit Huismanns. Er würde Huismann alles erzählen, nur nicht wie es wirklich war. – „Hey Gringo, weißt du eigentlich, dass du mit dem Feuer spielst?“ Ist die Botschaft seines Lächelns, und man spürt: Escalante kann auch anders, mit ihm möchte man keine nähere Bekanntschaft machen. (Robert Lynd, handelsblatt-blog „ad hoc“, 7.1.2006)
  • Ob die angeblichen Geständnisse ehemaliger kubanischer Geheimdienstmitarbeiter ausreichen, Castro als Auftraggeber des Attentats zu entlarven, ist fraglich. Nicht, weil dem kubanischen Staatschef der Mordauftrag nicht zuzutrauen wäre, sondern eher, weil keiner der von Huismann präsentierten „Kronzeugen“ an der Geheimdienstoperation persönlich beteiligt war. Mit anderen Worten: Deren „Geständnisse“ stammen letztlich nur vom Hörensagen bzw. beruhen auf der Interpretation von Beobachtungen. Wer hinter dem Kennedy-Mord steckt, bleibt folglich weiterhin offen. (Michael Schöfer, Leisetreter, 9.1.2006)
  • Huismanns Film deckt – mehr oder minder freiwillig – die dürftige Beweislage auf und gibt damit den Anstoss zu Überlegungen – ganz im Gegensatz zu seinen Behauptungen – den Fall eben doch nicht als abgeschlossen zu den Akten zu legen. (amy, Amys Welt, 8.1.2006)
  • Ich persönlich denke nicht, dass Wilfried Huismann mit seiner gestern bei der ARD ausgestrahlten Doku “Rendezvous mit dem Tod” allzuklares Licht in den Fall Kennedy bringt. (hein3301, Trierer Medienblog, 7.1.2006)
  • Will it ever stop? The conspiracy theories about Kennedy’s assassination, I mean. It’s a rhetorical question. Heck, there are still strange stories about Lincoln’s assassination that still pop up now and then. (oldhickorysweblog, 1.6.2006)
  • As if by clockwork, here’s more fuel for the JFK assassination conspiracy theory. This kind of thing pops-up pretty regularly. (Steven Moyer, the tension, 5.1.2006)
  • Mysteries; they surround us (…) Who was behind the assassination? Did Lee Oswald act alone? Was the CIA involved? What about the mob? Some have even suggested that Lyndon Johnson had a hand in it. Maybe aliens even? The possibilities are endless and so too, those who dabble in them. The latest comes from German filmmaker Wilfried Huismann and is called “Rendezvous with Death”. (..) For anyone even mildly interested in the subject, I recommend reading the full article. Like so many conspiracy theories, it offers compelling evidence of how the entire thing actually happened but this one also gives us a taste of the forbidden fruit of a foreign connection. (SinCity, 5.1.2006)

Die Kritiker

  • Bei näherem Hinsehen löst sich die Beweisführung jedoch in Schall und Rauch auf (Ulrich Speck, Kosmoblog, 5.1.2006)
  • Im Auftrag eines großen deutschen Verlags habe ich im Sommer Huismanns Material und Thesen überprüft. (Er wollte den Film zu einem Buch verarbeiten.) Ich kam zu dem Ergebnis, dass seine These, so charmant sie auch ist, leider nicht haltbar ist. Oder besser: dass Huismann seine These nicht beweisen kann. (Alan Posener, Apocalypso, 5.1.2006/30.8.2005)

Übersicht zu HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“

HOK: Fallstudie: „Rendezvous mit dem Tod“ – Ermordung von John F. Kennedy als Tat des kubanischen Geheimdienstes (Start)

Heute abend sendet ARD eine Dokumentation des renommierten Filmemachers Wilfried Huismann mit dem Titel „Rendezvous mit dem Tod“ zu den Hintergründen des Mords an John F. Kennedy von 1963. Bis heute ranken sich besonders in den USA eine Vielzahl von Konspirations-Theorien um das Attentat. Meist wird das CIA verdächtigt, den unliebsamen, weil zu liberalen Präsidenten aus dem Weg geräumt zu haben. Huismann kommt zu einem anderen, allerdings auch nicht gerade neuen Schluss: es war der kubanische Geheimdienst.

Es ist anzunehmen, dass diese Aussage für einigen Diskussionsstoff in der Blogosphäre, aber auch in den traditionellen Medien und in Wikipedia sorgen wird. Machen wir einmal die Probe aufs Exempel und durchforschen wir das Netz auf der Suche nach interessanten Ergebnissen. Ich mache mir dabei die verschiedenen Suchhilfsmittel zu Diensten: Google Alerts, Wikipedia und Watchlist auf Technorati.

Weitere Einträge (Stand: 20.1.2006):

Aus der Welt der Blogs: Zensur

Aktuelle Blog-Zensur-Mitteilung: MSN hat in China den Blog eines dem Regime ungenehmen Webloggers, der auch für die New York Times arbeitete, vom Netz genommen. Er hatte von einem Streik bei der chinesichen Zeitung The Beijing News berichtet. Zwar kann Zhao Jing seinen Blog auf einem anderen Server ausserhalb Chinas weiterführen, dieser wird wohl aber von den chinesischen Behörden für Aufrufe aus China blockiert werden. Aufgeworfene Fragen: Machen sich die westlichen Firmen zu Komplizen der chinesischen Unterdrückungspolitik? Und: wie frei und zensurresistent ist das Internet eigentlich, bzw. wie gut eignen sich Blogs als Mittel für die Meinungsfreiheit in repressiven politischen Systemen?

Aus der Welt der Wikis: Ein Blick hinter den Vorhang

Ein Artikel in der Weltwoche 50.05 von Markus Schär mit dem Titel „Sieg der Köpfe“ war weniger wegen des Hinweises auf die (bereits besprochene) „Weisheit der Vielen“ (von James Surowiecki) von Interesse, sondern weil einmal ein Einblick in die sozialen Aspekte der Erstellung von Inhalten gewährt wurde. Wer opfert da eigentlich aus welchen Gründen seine Zeit; welche Debatten und Diskussionen werden zwischen den Autorinnen und Autoren und den Moderatorinnen und Moderatoren geführt? Erstaunlicher Befund: Deutsche und Schweizer Autorinnen und Autoren streiten um Helvetismen (Doppel-S oder Differenzierung von Skiläufer und Skirennfahrer und dergleichen), bezichtigen sich der dilettantischen Schreibweise und der inhaltlichen Voreingenommenheit – zumindest in der (zufälligen, aber interessanten) Auswahl, die Markus Schär gewählt hat. Diese umfasst einerseits Beiträge, die weniger wegen ihrer politischen Ausrichtung als grundsätzlich wegen ihrer enzyklopädischen Bedeutung umstritten sind (wie ein Artikel über das Dorf Weiach, ZH), aber auch heiss umkämpfte Biographien aktiver Politiker (wie Christoph Blocher, Moritz Leuenberger (beider Bundesräte) oder Alexander Tschäppät (Berner Stadtpräsident)). Inkonsistent ist der Autor in seiner Grundaussage. Er sieht in Wikipedia einen Beleg für die Weisheit der Vielen, porträtiert dann aber doch Individuen. Klar, ist es interessant zu wissen, was da für Personen ihre Freizeit für Wikipedia opfern. Dass die „Weisheit der Vielen“ funktioniert (so dies bei Wikipedia zutrifft), hat aber eben nichts mit den interessanten Eigenschaften der Individuen zu tun. (Und der Artikel endet erst noch mit einem irreführenden Link auf wikimedia.ch…)

Der Blick „hinter den Vorhang“ von Wikipedia ist allerdings von besonderem Interesse. Als User muss man sich zunächst daran gewöhnen, dass es mehr gibt als nur die publizierte Version, sondern dass auf mehrere Versionen zurück die Entstehung des Artikels (und auch die Autorinnen und Autoren und selbst die Diskussion zum Artikel) verfolgt werden können (vgl. Eintrag Legendenbildung). Allerdings ist die Archiv-Funktion nicht ganz einfach zu lesen und zu gebrauchen und die Diskussionen oft unübersichtlich, sodass bereits Alternativen dazu erwogen werden.

Für Historikerinnen und Historiker ist das gleich doppelt bedeutsam. Einerseits können die Artikel in ihrer Entstehungsgeschichte analysiert werden, und andererseits ist auch die Methode der Quellenkritik entsprechend anzupassen.

Das Projekt „history flow“ von IBM setzt genau hier und erstellt grafische Darstellungen von der Entwicklung der Artikel in Wikipedia über die Zeit, wobei die Veränderung des Umfangs über die Zeit und der Anteil verschiedener Autorinnen und Autoren bei diesen Veränderungen berücksichtigt werden. Dies ergibt interessante Grafiken, die auf einen Blick verschiedene Typologien der Enstehung und damit der Nutzung anzeigen. Leider sind bislang nur Auszüge aus den Ergebnissen dieses Projekts publiziert.

Aus der Welt der Wikis: Kontrolle ist gut – ist Misstrauen besser?

Nach all den Bemühungen, mit einem offenen Konzept ? la Wiki und Wikipedia zu gesicherten Wissen zu gelangen, in dem Elemente des Peer-Reviews eingebaut werden sollen, ist die Meldung vom Versagen des Peer-Reviews bei einem der renommiertesten Wissenschafts-Magazine der Welt, Science, und dies noch in einem hochsensiblen und unter besonderer Aufmerksamkeit stehenden Bereich wie dem Klonen, doch sehr irritierend (Der Fall Hwang).

Folgt daraus, dass die medien- und informationskompetente User am besten von Anfang an aller Information misstrauen, die sie nicht selbst dreimal mit unabhängigen „Zweit-Instanzen“ geprüft haben? Wie oft, funktionieren die zugespitzten Erkenntnisse in der Realität nicht. Es bleibt die Schwierigkeit (bzw. der Anspruch an die Kompetenz), kontext-abhängig zu differenzieren: Es ist nicht dasselbe, ob man einem Link in Google oder einem Artikel in Science zum Thema Klonen vertrauen möchte: bei beiden ist das grundsätzlich möglich, aber auch grundsätzlich riskant. Aber nicht im gleichen Masse.

Ob Wiki oder „Science“: Das Fehler aufgedeckt und von den jeweiligen Verantwortlichen transparent dargestellt werden (sei es der Fall Hwang oder Seigenthaler), sollte uns im Vertrauen eher bestärken. Das deutet darauf hin, dass zumindest die nachträglichen und durch Externe geleisteten Prüf-Verfahren funktionieren.

HOK: Schreiben: Blogs und Wikis

Erik Möller kommt bei der Frage „Sind Blogs Journalismus“ (die ich hier auch schon behandelt habe) zum Schluss: „Tatsächlich sind die meisten politischen Blogs eher vergleichbar mit täglichen Kolumnen“ (Die heimliche Medienrevolution, 133). Gibt es eine Tendenz zu einer unausgesprochenen „Arbeitsteilung“ bei der Webpublikation:

  • einerseits die sehr subjektiven, von Einzelpersonen verantworteten, zugespitzt formulierten Blogs, die Meinungen, Haltungen, Deutungen präsentierten und
  • andererseits die kollaborativ erstellten, lexikalischen, einem neutralen Standpunkt verpflichteten (und daher so viel mehr umstrittenen und diskutierten) Wikis – wie im Paradebeispiel Wikipedia, das eher Faktenwissen generiert?

Wikis, so scheint mir, tendieren dazu, Texte mit grösstem gemeinsamen Nenner zu generieren – oder sie werden schnell unübersichtlich. Dies ist leicht nachzuvollziehen, wenn man die Diskussionseiten zu den verschiedenen Wiki-Seiten aufruft. Die verschiedenen Diskussionstränge werden schnell unübersichtlich und schwer nach zu verfolgen.

Möller hat diese Schwäche nicht nur erkannt, sondern mit Liquid Threads einen Vorschlag unterbreitet, der die Diskussion nicht nur besser gliedern soll, sondern durch regelmässige Zusammenfassungen (offensichtlicher Unsinn wird dann „weg-zusammengefasst“) und differenziertes Rechtemanagement (Autoren können selber festlegen, ob sie anderen Usern das Verändern des Textes erlauben wollen) auch deren inhaltliche Qualität besser sichern könne.

Darüberhinaus kann sich Möller durchaus vorstellen, dass die unterschiedlichen Funktionalitäten bzw. Nutzungen von Blogs und Wikis sich in Zukunft dank besserer technischer Lösungsmodelle vermischen können.

Literatur:
Möller, Erik: Die heimliche Medienrevolution.Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern, Hannover: heise 2005.

Übersicht: HOK Schreiben

Aus der Welt der Blogs VII: Rechne nie damit, dass niemand Deinen Blog liest

Auch das Medium Blog scheint Leute anzuziehen, die sich gerne selber vor Publikum in Schwierigkeiten bringen – dies scheint kein Privileg von Nachmittags-Talkshows zu sein. Telepolis berichtet von einigen Beispielen, wie sich unvorsichtige Blogger um ihren Job (wegen image-schädigenden Aussagen über den Arbeitgeber) oder ihre Freiheit (wegen Ausplaudern strafbaren Verhaltens) gebracht haben („Mein Blog liest ja sowieso kein Schwein“).

Auch gefährlich: Ironie. Der Iraner Hossein Derakhshan („Hoder“), ein bekannter Blogger, der diese Medienform zur freien Meinungsäusserung über die politischen Begebenheiten in Iran nutzt und in verschiedener Form für sein publizistisches und riskantes Schaffen gewürdigt wurde, hat die unangenehme Seite der Internet-Transparenz bemerkt, die das Bloggen so mit sich bringt. Bei der Einreise in die USA wurde er von Zollbeamten kontrolliert. Die Zollbeamten googelten seinen Namen und kamen zum Schluss, er habe (unbewilligt) einen Wohnsitz in den USA und erziele in den USA ein Einkommen. Dabei spielte auch ein (als Scherz gemeinter) Blogeintrag eine Rolle, in dem Derakshan sich ausmalte, dass er von den iranischen Behörden bei einer Einreise in den Iran zum Geständnis gezwungen werden könne, er bekäme von der CIA Geld. Was die Grenzer als Hinweis auf Gehaltszahlungen der US-Regierung verstanden. Diese Auffassung konnte Hoder zwar noch korrigieren, dennoch erhielt er ein sechsmonatiges Einreiseverbot.

Aus der Welt der Wikis: Wikipedia-Nörgeln

Während die einen das kollaborative Modell der Wikipedia als Beispiel kollektiver Intelligenz loben (etwa ein Artikel in der Weltwoche, die nach Google nun auch Wikipedia entdeckt haben), kommen andere nicht umhin, ausdauernd an Wikipedia herumzunörgeln. Sei es grundsätzliche Kritik wie jene von Daniel Brandt, der auf seiner Website Wikipedia-Watch aber doch eher einen Privatkrieg gegen Wikipedia auf Schülerzeitungsniveau zu führen scheint. Immerhin gelang ihm mit relativ einfachen Mitteln herauszufinden, wer für die Fehleintragungen zu John Seigenthaler verantwortlich war. In einem Interview bei ZDNet über sein Vorgehen und seine Schlussfolgerungen aus diesem Fall klingt er hingegen vergleichsweise vernünftig: er findet, dass Biographien lebender Personen besonderer Behandlung bedürfen und dass die Art der Benutzerkennung anders gehandhabt werden müsse. Jedenfalls hat Brandt einiges an Aufmerksamkeit bekommen, was etwa der Spiegel Online als „schmerzlich“ für Wikipedia bezeichnet, weil bis anhin dieser Kritiker ignoriert werden konnte – was als Feststellung auch schon etwas nörglerisch klingt. Brandt betreibt übrigens auch Google-Watch. Unnötig zu erwähnen, worum es auf dieser Website geht.

HOK: Lesen: Quellen

Übersicht über die Artikel zur Historischen Online-Kompetenz, die sich mit Fragen der Quellenkritik befassen (neuste zuerst – Update: 1.12.2006 – mit dem Wechsel zu weblog.histnet.ch ist die Kategorie „Quellen“ der geeignet Zugang zu diesen Einträgen):

HOK: Lesen – Quellen IV: Plagiate

Die Copy/Paste-Mentalität greift in den Bildungsinstitutionen dermassen um sich, dass Dozenten sich angehalten sehen, ziemlich rigide auf gängige Zitierpraxis in wissenschaftlichen Publikationen hinzuweisen (ein Problem, dass auch Wikipedia plagt…). Die Studierenden fügen nach einer erfolgreichen Internet-Recherche in ihren Arbeiten oft ganze Abschnitte ein, ganz im Sinne von „besser hätte ich das auch nicht formulieren können“. Plagiate sind zwar vergleichsweise einfach aufzudecken: Sätze, die in Stil, Wortwahl und Tonfall stutzig machen, können in Google gezielt gesucht werden – oft wird dann das Original gefunden. Ein Angebot der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin bietet einen kleinen Online-Kurs, mit dem man seine eigene „Plagiat-Auffind-Kompetenz“ beurteilen kann.