Schlagwort-Archive: Plagiat

Plagiatsjäger im off

Die Reihe der aufgedeckten Plagiatsfälle insbesondere bürgerlicher Politiker nimmt ja in Deutschland kein Ende. Es gäbe vieles zu berichten und zu kommentieren, aber Kollegen wie Klaus Graf und andere tun das ja weitaus akribischer, als wir das hier tun können und wollen.

Was mir aber in letzter Zeit auffällt, ist, dass einige Kommentatoren vorab in den Medien langsam das vernünftige Augenmass zu verlieren scheinen. So konnte man gestern bei Spiegel online lesen, dass Kultusminister Althusmann in seiner Dissertation seinen eigenen Doktorvater falsch zitiert habe. Das ist natürlich peinlich, sowohl für Althusmann, aber mindestens so sehr für den Doktorvater, der das offenbar nicht bemerkt hat.
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Plagiator erhält Zürcher Journalistenpreis

Plagiatoren treiben nicht nur in der Wissenschaft ihr Unwesen, sondern seit eh und je auch in den Medien. Eine besonders unappetitliche Geschichte macht seit einigen Tagen in der Schweizerischen Medienszene die Runde: Letzte Woche erhielt der aus Basel stammende Jung-Journalist Maurice Thiriet, beim einstmals renommierten Tages-Anzeiger (Zürich) zuständig für «Medien, Drogen, Prostitution, Glücksspiel» den Zürcher Journalistenpreis.
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Da waren’s plötzlich drei…

Einverstanden, ob man Veronica Sass dazuzählen soll, in diese Reihe von Politikern (Guttenberg) und Politikerinnen (Koch-Mehrin, siehe oben), die aufgrund von Plagiatshandlungen, die ihnen dummerweise nachgewiesen werden, zurücktreten müssen, darf man gerne in Frage stellen. ((Scharfsinnige Leser/innen werden bemerken, dass es sich auch bei Einschluss von Veronica Sass um eine sehr kurze „Reihe“ handelt, aber ohne sie wäre es nur ein Paar. Ausserdem wurde der Fall Sass von Kollega Haber bereits einmal in diesem Blog behandelt.)) Und doch sind alle drei Fälle aufgrund der Net-Community ins Rollen geraten – und haben einen politischen Hintergrund.

Interessante Parallele: Die Kombination von Familiengründung, Politkarriere und akademischer Laufbahnplanung scheinen für Plagiate ein prächtiger Nährboden zu sein – oder doch nur für die Aufdeckung von Plagiaten? Denn man fragt sich halt schon: Sind bürgerliche Politiker/innen (und deren Kinder) eher geneigt, Plagiate zu erstellen? Ist das gleichsam eine Frage der politischen Weltanschauung? Nochmal anders: Sind die Akademiker/innen bei den Grünen und der SPD einfach ehrlicher – oder „verlieren“ sie weniger schnell „den Überblick“? Oder hat der hive mind vorderhand nur mal die Regierungskoalition in den Blick genommen? Und, um noch einmal die Anmerkung Kollega Habers aufzunehmen: Interessiert das ausserhalb dieser politisierten und medial aufgebretzelten Fälle an der Uni irgend jemand? Weiterlesen

Plagiate – und kein Ende?

Kollega Haber fragte in seinem Kommentar zur Guttenberg-Plagiats-Affäre, wo Stefan Weber denn in dieser ganzen Diskussion geblieben sei. Nun denn: in einem Artikel des Tagesanzeigers über den erneut vorgebrachten Verdacht, der österreichische Politiker Johannes Hahn habe in seiner Dissertation auch plagiiert, wird Stefan Weber genannt. Er hat vom österreichischen Politiker Peter Pilz den Auftrag erhalten, Hahns Dissertation aus dem Jahr 1987 einer gründlichen Analyse zu unterziehen.

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«Schreibst du noch selbst oder guttest du schon» und andere Guttenberg-Witze

Kennen Sie den Unterschied zwischen Gutenberg und Guttenberg? Der eine hat die Technik der beweglichen Lettern perfektioniert, der andere diejenige der beweglichen Textpassagen. Im Netz kursieren bereits zahlreiche Gutti-Witze und auch die ersten Songs verhöhnen nun Deutschlands prominentesten Schummler. Vielleicht schon bald findet ein neues Wort Eingang in den Wortschatz der deutschen Sprache: «gutten» – das ist schliesslich viel handlicher als «plagiieren».

Neben allen amüsanten Aspekten droht aber der Gutti-Skandal vor allem auch dem Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu schaden. Dass die Uni Bayreuth («buy right») für Spott nicht mehr sorgen muss, ist klar. Aber was ist das für ein Wissenschaftssystem, in dem ein derart wurstiges Textkonvolut alle Schranken der Qualitätskontrolle hat passieren können, ohne dass jemand aufmerksam wurde? Da wäre zuerst einmal der betreuende Doktorvater Peter Häberle (was für ein Name …), der diesem Werk ein „summa cum laude“ verpasst hat. Es spricht nicht gerade für eine besonders genaue Lektüre, dass er dabei einfach nichts gemerkt haben soll. Dann hat es ja wohl auch noch einen Zweitgutachter namens Rudolf Streinz gegeben. Auch geschlafen? Und was haben eigentlich die Kollegen vom Verlag Duncker & Humblodt gemacht, als ihnen das Manuskript vorgelegt wurde? ISBN vergeben, die Druckmaschinen angeworfen und dann die hohle Hand gemacht? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass dank Gutti wenigstens die sprichwörtliche Spitze eines langsam auftauenden Eisberges sichtbar geworden ist.
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Rätsel der Guttenberg-Plagiate gelöst!


Gefunden bei Newsnetz.
Wer es immer noch nicht glauben kann oder aus längerer Ferienabsenz zurückkehrt: Hier was bei der FAZ, hier vieles bei der Zeit. Alles andere bei Kollega Google, Archivalia oder (warum nicht) bei „GuttenPlag Wiki“ (soviel Schwarmintelligenz muss sein).

Denn (soviel Häme muss sein) schon bald wird Google (oder sonstwer) auf dem Netz einen Online-Dienst anbieten, wo man Thema, Abschluss (Bachelor, Magister, Doktor), Fachrichtung etc. eingeben kann – und dann erstellt einem das Ding das Zeug direkt aus dem Internet. Guttenberg durfte halt erst mit einem Prototypen arbeiten. Darum die Aufregung. In 5 Jahren ist das völlig normal und in der Academia rundum akzeptiert, dann hat das Programm nämlich das korrekte Zitieren voll drauf. Und wenn doch ein Plagiat entdeckt wird: Der Computer wars, sorry!

So nicht!

Nein, so nicht! Wir alle sind ja für die Vernetzung von Wissen. Zugleich bemühen wir uns um eine gesteigerte Produktivität, also die Herstellung von mehr Produkten (in diesem Fall Weblog-Einträge) mit weniger Aufwand. Deshalb sind Cross-Postings ein willkommenes und akzeptiertes Vorgehen, um mit einem Post in verschiedenen Blogs die eigenen Erkenntnisse und Gedanken möglichst vielen Leser/innen zur Kenntnis zu bringen. Bei uns ist es beispielsweise Mills Kelly, der seine Beiträge bei weblog.histnet.ch auch auf seinem eigenen Weblog veröffentlicht. Das alles finden wir ok.

Nicht ok finden wir, wenn andere – zudem anonyme – Weblogs unsere Beiträge ohne unser Wissen und Zutun „crossposten“, bzw. wiederveröffentlichen, wie das ein nicht besonders gescheiter Zeitgenosse hier tut. Weiterlesen

Geschichtslernen mit Copy & Share

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An der Tagung „Historisches Lernen im Virtuellen Raum“, die letzte Woche in Heidelberg stattfand, habe ich erstmals aus meiner laufenden Forschungsarbeit (Geschichte 2.0) berichtet. Ich habe mir Gedanken zum Copy/Paste-Verhalten der von mir befragten Schüler/innen gemacht, und mir die Frage gestellt, was das mit dem Geschichtslernen zu tun hat.
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CopyPaste reloaded

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Heute hat doch tatsächlich unser Lokalblatt namens Basler Zeitung die „CopyPaste Generation“ entdeckt (eine unliebsame Variante der Net Generation, die ich hier ja schon ausführlich behandelt habe). Wäre der Artikel nicht gespickt mit Namen bekannter lokaler Protagonisten der hiesigen Universität, man würde den Verdacht nicht los, auch hier wäre Copy/Paste zur Anwendung gelangt, dermassen wiederholen sich die Statements.

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Stefan Weber und die Plagiatsfalle

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Stefan Weber ist ein scharfsinniger, ein gnadenloser und wohl ein ziemlich gestrenger Plagiatsjäger. Er hat zahlreiche Plagiatsfälle auffliegen lassen und strenge Regeln aufgestellt darüber, was rechtens und was nicht rechtens ist im edlen Feld der Wissenschaften. Auch wenn wir in vielen Fragen eine andere Meinung haben: Seine Hartnäckigkeit und sein entschiedenes Auftreten gegen den Sitten- und Niveauzerfall in den Wissenschaften („Textkultur ohne Hirn“) sind ihm hoch anzurechnen und mit seiner Arbeit übernimmt er eine wenig dankbare Rolle im gegenwärtigen Hype um alles Neue und Moderne.

Umso mehr mussten wir schmunzeln, als wir sahen, dass er bei seinen eigenen Buchtiteln nicht so gar strenge Masstäbe anzusetzen scheint, wenn es darum geht, einen originellen und auch noch originären Titel zu finden. Letztes Jahr erschien sein vielbeachtetes Buch mit dem Titel „Das Google-Copy-Paste-Syndrom„, ein schöner Mix aus „Google-Syndrom„, das wir vor Jahren als Begriff eingeführt hatten und dem Allerweltsausdruck „Copy/Paste“ (was aber immerhin der Titel eines Seminars von mir vor Jahren war …). Als ich augenzwinkernd über diesen kleinen Schönheitsfehler berichtete, schrieb er mir postwendend zurück, das sei ihm nicht bekannt gewesen …

Auch mit seinem neuen Buch ist der Plagiatsjäger – zumal seinen eigenen Kriterien gemäss – vermutlich in die Plagiatsfalle getrampt. „Die Medialisierungsfalle. Kritik der Neuen Medien“ heisst das für 2008 angekündigte Buch. Wir freuen uns schon heute auf die Lektüre und runzeln ob des phantasievollen Titels die Stirn: „Kritik der Neuen Medien. Ein eschatologischer Essay“ nannte Uwe Jochum, der demnächst in Basel auftreten wird, sein hübsches und provokatives Büchlein, Jahrgang 2003.

Und weil wir grad dran sind: Auch Lehrveranstaltungen laden zum – wie sollen wir das nun nennen? – Sich-inspirieren-lassen ein …: das da hat doch mit dem respektive dem eine gewisse Ählichkeit, oder haben wir etwas übersehen? Naja, das seminarbegleitende Weblog fehlt immerhin.

P.S.: Lesenswert indes der Beitrag von Weber auf Inetbib zur laufenden Debatte „Wikipedia vs. Brockhaus“

P.P.S.: Das Bild stammt von der digitalen Edition des Grossen Konversationslexikons von Meyer, das Peter Hug freundlicherweise ins Netz gestellt hat (nein, nicht der Peter Hug …).

Zitieren von und in Weblogs

blogzitat1.pngIn der Wissenswerkstatt (welch passender Name für einen Wissenschaftsblog), die von Marc Scheloske geführt wird, ((Scheloske steht auch hinter dem Wissenschafts-Café, das wir hier kürzlich erwähnt haben)) habe ich zwei Beiträge gefunden, die sich aus unterschiedlicher Warte mit der wissenschaftlich elementaren Arbeitstechnik des Zitierens befassen: Wann darf man im wissenschaftlichen Kontext aus Weblogs zitieren, und wie? Und welche Regeln gelten für Zitate in Weblogs? Weiterlesen