Quaero ist (oder besser war) zwar nicht die Antwort auf Google – beteuerte zumindeste der Projektleiter Wolfgang Wahlster vom DFKI, denn (so zitierte ihn Heise):
Ein Ansatz „Kill Google“ wäre seiner Ansicht nach schon allein deswegen kontraproduktiv, weil der gegenwärtige Suchmaschinenprimus noch im Web-1.0-Zeitalter verhaftet sei.
Doch Quaero soll nicht zuletzt deshalb als deutsch-französische Kooperation zur Entwicklung einer Suchmaschine der nächsten Generation zustande gekommen sein, weil Monsieur le Président Jacques Chirac im Frühling 2005 Gerhard Schröder davon überzeugen konnte, dass man den Amerikanern den zukunftsträchtigen Markt der Web-Suche nicht überlassen dürfe.
Wie auch immer, seit wenigen Tagen ist diese Kooperation Geschichte (oder, mit den Worten von Spiegel Online: Quaero ist geplatzt – bitte zeichnen!). Franzosen und Deutschen können nicht miteinander (Die Zusammenarbeit war – wie es heisst – „nicht einfach“), denn die französische Seite will eher schnell eine klassische Suchmaschine entwickeln (eben doch web 1.0), während die deutschen Partner noch immer das Ziel verfolgen (neuerdings unter dem Namen „Theseus“ – ja genau, der im Labyrinth des Minotaurus, der dank des roten Fadens von Ariadne… usw.) eine web-2.0-artige Suchtechnologie zu entwickeln. Da tauchen Schlagworte wie semantisches Web und Metadaten und Strukturierung auf und die Hoffnung, durch die Zähmung des wilden web-2.0-taggings endlich Ordnung in das chaotis Web bringen zu können (gute Zusammenfassung in der Rede von Wolfgang Wahlster anlässlich der Abschlussveranstaltung des Informatikjahres des BMBF, darin wird der Unterschied zwischen einer semantischen Suche nach Bedeutung und der heute in Suchmaschinen üblichen Suche nach Zeichenketten geschildert).
Keiner bestreitet, dass dies ein echter Mehrwert wäre. Aber irgendwie scheint das Projekt trotz der ca. 90 Millionen Euro Fördergelder (plus weiterer 90 Millionen von den Wirtschafts-Partnern) nicht unter dem besten Stern zu stehen. Aber schauen wir mal, was der Stand in einem Jahr ist.
Kollege Jakob Voss zumindest hat seine Meinung gemacht: „Millionen verplempern mit Suchmaschinen-Grossprojekt“ schreibt er im Blog der Informationswissenschafter an der Humboldt-Universität Berlin. Ich bin ja kein Freund neoliberaler Konzepte, aber hier könnte man ins Sinnieren kommen, inwiefern solche Top-Down-Projekte wirklich zu den gewünschten Resultaten führen können, oder ob das web 3.0, wie es grossmundig angekündigt wird, nicht doch eher als Produkt chaotischer, ungesteuerter Prozesse entstehen wird.
Übrigens: Weder zu Quaero noch zu Theseus gibt es Projekt-Selbstdarstellungen oder gar „proof of concepts“. Das ist (oder war) alles noch sehr luftig. Einem konkreten Hinweis am nächsten kommt ein Blog-Eintrag, den ich bei Helge Städtlers Blog Theta Welle fand und in dem Städtler Google-Alternativen vorstellte. Dabei ordnete er die Suchmaschine ExaLead (die zu jedem Link ein Thumbnail der gefundenen Seite anzeigt) dem Projekt Quaero zu (getreu den eigenen Angaben von ExaLead im About-Text).