Schlagwort-Archive: Wikipedistik

Warum bei Wikipedia die Autoren wegbleiben – und was man dagegen tun könnte

Darüber berichtet Dirk Franke auf Iberty, einen Bericht von Eric Goldman referierend.

Zusammenfassed hält Goldman (laut Franke) fest:

  • Technische Schranken soweit erhöhen, dass Vandalen und Spammer praktisch keine Arbeitsbelastung mehr sind.
  • Leute direkt bezahlen
  • Möglichkeiten wie bei FOSS finden, bei denen Menschen in ihrer Arbeitszeit mit Wissen und Zustimmung der Arbeitgeber editieren.
  • Wikipedia Akademikerfreundlich gestalten, was für den Anfang heißt, Artikel namentlich zu kennzeichnen und zuzuordnen.
  • Oder in Zusammenarbeit mit Universitäten diese Akademiker zumindest dazu bringen, dass sie ihre Studenten Wikipedia-Artikel schreiben lassen.

Uns gefällt natürlich vor allem der dritte Punkt (wir würden allerdings «Akademikerfreundlich» trotzdem klein schreiben) und sind gespannt, ob die auch von uns schon lange geforderte Transparenz bei der Wikipedia-Gemeinde auf Gegenliebe stösst.

[x-post] Call for Participation: Netzwerktreffen für Wikipedia-ForscherInnen

Neben Vorträgen etablierter WissenschaftlerInnen finden im Rahmen der Konferenz auch eine Podiumsdiskussion mit WikipedianerInnen und KritikerInnen sowie Wikipedia-Workshops und ein Netzwerktreffen für Wikipedia-ForscherInnen statt. Das Netzwerktreffen dient dazu, Kontakte zu knüpfen, aktuelle Forschungsprojekte zu diskutieren und neue zu entwerfen. Dies bietet insbesondere für NachwuchswissenschaftlerInnen die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung. Das Netzwerktreffen ist als Open Space angelegt, bei dem sich die TeilnehmerInnen aktiv an der Gestaltung der Veranstaltung beteiligen können, da Themen und Fragestellungen durch die TeilnehmerInnen selbst entwickelt und bearbeitet werden. Für die Teilnahme bitten wir um Anmeldung per Email bis zum 31. August 2010 an info@cpov.de. Bitte fügen Sie der Anmeldung eine maximal einseitige Beschreibung Ihres Forschungsinteresses bzw. einen Abstract Ihrer bisherigen Arbeit bei. Bitte schreiben Sie uns ebenfalls, ob Sie Interesse haben, einen Kurzvortrag in diesem Rahmen zu halten. [x-posted from cpov.de]

Nachtrag: Ein ausführlicher Text wurde über H-Soz-u-Kult verschickt.

Vom Umgangston in der deutschsprachigen Wikipedia

Das grosse Medienecho, das unser Werkstattgespräch Ende Juni in Wien ausgelöst hat, freut mich sehr. Es zeigt, dass auch im Rahmen eines universitären Forschungsseminars wissenschaftlich relevante Arbeit geleistet werden kann.

Weil dies in den Interviews zum Teil etwas zu kurz kam, sei es hier nochmals ausdrücklich betont: Diese Arbeiten wurden nicht von mir, sondern von einem rund 20köpfigen Team geleistet. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wiener Forschungsseminars sei an dieser Stelle ausdrücklich für ihren Einsatz und die angenehme Zusammenarbeit gedankt.
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Wege aus der Wikipedia-Falle. Eine Checkliste mit zehn Punkten

Allen Fehlern und Problemen zum trotz kann Wikipedia für die Geschichtswissenschaft eine durchaus hilfreiche Informationsquelle sein. Voraussetzung ist, dass man die Grenzen ebenso wie das Potential von Wikipedia kennt. Wikipedia «funktioniert» eben anders als andere Nachschlagewerke, bietet viele Vorteile, aber auch ebenso zahlreiche Nachteile.

Bei der wissenschaftlichen Nutzung von Wikipedia, etwa für Seminararbeiten, Vorträge oder Präsentationen, ist es deshalb sinnvoll, sich folgende Fragen zu stellen:

    1. Wieso und mit welchen Erwartungen wird in Wikipedia gesucht?
    2. Was sind die Alternativen?
    3. Gibt es redaktionsinterne Hinweise oder Auszeichnungen beim Artikel?
    4. Gibt es Inkonsistenzen, logische Sprünge, widersprüchliche Aussagen?
    5. Wie sind Belege, Literaturangaben und weiterführende Links?
    6. Was findet man auf der Diskussionsseite?
    7. Was findet man in der Versionsgeschichte?
    8. Wie unterscheiden sich andere Sprachversionen der Wikipedia?

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Forschen mit und über Wikipedia. Eine Skizze

wp-georef

Das Thema Wikipedia und die Wissenschaften hat, wie in den letzten Tagen sich auch in diesen Spalten beobachten liess, immer noch Hochkunjunktur. Wir haben uns deshalb entschlossen, eine Auslegeordnung möglicher Forschungsfragen zu machen, ein Framework zu dem, was noch auf unserer Agenda steht.

Dieses Framework ist das Destillat unserer eigenen bisherigen Arbeiten, aber natürlich auch sehr stark geprägt von den Ideen und Impulsen, die hier immer wieder geäussert wurden. Ein grosses Dankeschön deshalb nach Aachen, Wien, Bern und überall dorthin, von wo die Diskussionen ebenfalls bereichert wurden.

Die Skizze wird in den nächsten Wochen in den Spalten der Schweizerischen Zeitung für Geschichte im Druck erscheinen, als Preprint ist er natürlich bereits hier verfügbar.
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Forschungskolloquium Wikipedistik am 8. Dezember in Basel



Als Abschluss des Medienpraktischen Kurses «Wikipedistik» findet am Montag, den 8. Dezember 2008 von 14:15 bis 17:00 im Pharmazentrum der Universität Basel ein öffentliches Forschungskolloquium statt.

Die Veranstaltung knüpft an die aktuellen Debatten um Wikipedia an und präsentiert Ergebnisse aus Forschungsprojekten und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der freien Online-Enzyklopädie. Vorgestellt werden am Kolloquium auch die Arbeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des «Wikipedistik»-Kurses.

Programm
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«Docupedia Zeitgeschichte» – eine Experten-Wikipedia?

Die Deutsche Forschungsgemeineschft hat das in Berlin angesiedelte Projekt Docupedia Zeitgeschichte bewilligt:

«Mit Docupedia-Zeitgeschichte soll ein fachwissenschaftlich organisiertes, dynamisch wachsendes Repositorium von enzyklopädischen Texten für die Zeitgeschichtsschreibung entstehen. Ziel ist der Aufbau eines elektronischen Nachschlagewerkes zu den Grundbegriffen, theoretischen Konzepten, Methoden und wichtigen Debatten der zeithistorischen Forschung.
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Wikipedia zitieren: darf man nun oder darf man nicht?

Es ist noch nicht so lange her, da diskutierten wir in diesen Spalten die Frage, ob in einer wissenschaftlichen Arbeit aus Wikipedia zitiert werden darf oder nicht mit viel Furor und Engagement. Kollega Hodel vertrat eine etwas liberalere Haltung während ich mich – bekennender Konservativer in diesem Punkt – für eine härtere Gangart gegen die Wikipedisierung der Seminararbeiten aussprach.
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«Am Anfang ist das Wort. Lexika in der Schweiz»

«Him Hanflang war das Wort» kalauerte Ernst Jandl einst, die Schweizerische Nationalbibliothek aber meint es ernst: «Am Anfang ist das Wort» heisst eine Ausstellung, die im November in Bern eröffnet werden wird und die der Frage nachgeht, wie ein Lexikon entsteht. Wer in der Schweiz könnte das besser wissen als die Leute vom Historischen Lexikon der Schweiz, die als Partner für die Ausstellung und für die zur Ausstellung geplante Publikation gewonnen werden konnten.

Die Ausstellung wird auch «die brisante Frage der Wissensvermittlung und -speicherung im digitalen Zeitalter», aufgreifen, wie der Pressetext der Nationalbibliothek verspricht. Eine «interaktive Raumprojektion» wird «auf spielerische Weise» sich dem Thema widmen. Wir sind gespannt.

Wikimedia Deutschland e.V. » Zedler-Medaille

Passend zu meiner demnächst beginnenden Wikipedistik-Lehrveranstaltung schreibt Wikimedia Deutschland gemeinsam mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur sowie der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft zum zweiten Mal die «Zedler-Medaille» aus:

In diesem Jahr ist der Preis zweigeteilt: erstmalig werden – neben Beiträgen aus dem Bereich der Geisteswissenschaften – auch solche aus den Naturwissenschaften ausgezeichnet. Die Zedler-Medaille ist der weltweit erste Preis, der für einen Lexikoneintrag vergeben wird.

Ziel der Ausschreibung ist es, einen Anreiz zur breitenwirksamen Aufbereitung wissenschaftlicher Themen zu geben und diese damit für ein breiteres Publikum sichtbar zu machen. Die Zedler-Medaille ist in beiden Kategorien mit jeweils 2.500 Euro dotiert und wird wie im Vorjahr von dem Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft gestiftet.

Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury aus Wissenschaftlern der Mainzer Akademie, Mitgliedern der Autorenschaft der deutschsprachigen Wikipedia und Wissenschaftsjournalisten des Verlags Spektrum der Wissenschaft. Bei den Einreichungen kann es sich um neue Artikel zu einem bislang nicht in der deutschsprachigen Wikipedia enthaltenen Thema handeln oder um eine signifikante Verbesserung bestehender Einträge.

Etwas seltsam nur, dass Wikipedia auf dem Prinzip des gemeinsamen Schreiben («collaborative writing») basiert, während mit der Zedler-Medaille ein einzelner Autor resp. eine einzelne Autorin ausgezeichnet werden soll …

Kurs in Wikipedistik an der Uni Basel

«Die Wikipedistik ist die Anlaufstelle für alle, die sich wissenschaftlich mit der Wikipedia beschäftigen.» So steht es in der Wikipedia unter dem Eintrag «Wikipedistik» und so soll es auch in meiner Lehrveranstaltung im kommenden Herbstsemester an der Universität Basel sein.

Ich möchte dabei anknüpfen an die Erfahrungen, die ich zusammen mit Studierenden im Kurs «Schreiben für Wikipedia» im Sommersemester 2007 gemacht habe. Der Kurs soll eine Fortsetzung, Vertiefung, aber auch eine thematische Ausweitung sein. Was passiert eigentlich «in» der Wikipedia? Wer schreibt? Wie wird diskutiert? Welche Tools gibt es, um das Geschehen in der Wikipedia zu beobachten und zu analysieren? Und nicht zuletzt: Welche Erfahrungen haben andere mit der Wikipedia respektive mit der Wikipedistik gemacht?

Der Kurs wird (wieder) als Medienpraktischer Kurs am Institut für Medienwissenschaft der Universität Basel angeboten. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt (und der Kurs bereits überbucht), aber es wird, wie bereits Tradition, eine öffentliche Schlussveranstaltung geben. Diese ist geplant für Montag, den 8. Dezember 2008 zwischen 14 und ca. 18 Uhr; Ort und genaues Programm folgen noch. In diesem Workshop soll aus laufenden Projekten berichtet werden und ein Blick hinter die Kulissen von Wikipedia geworfen werden.

Millionensegen für Wikipedia

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Wie die Nachrichtenagentur AP meldet, erhält die Wikimedia-Stiftung, die hinter Wikipedia steht, drei Millionen Dollar für die nächsten drei Jahre von der amerikanischen Sloan Stiftung.

Mit dem Geld soll die finanzielle Unabhängigkeit von Wikipedia garantiert, aber auch der Inhalt der freien Enzyklopädie verbessert werden. Die Spende ist die grösste Zuwendung, die Wikimedia bisher erhalten hat. Das Jahresbudget der Wikimedia-Stiftung beträgt rund 4,6 Millionen Dollar, die vor allem für die Serverinstrastruktur und die Netz-Bandbreite benötigt werden. Die Autoren und Administratoren der Wikipedia arbeiten alle ehrenamtlich.

Die Alfred P. Sloan Foundation ist eine philanthropische Stiftung, die 1934 von Alfred P. Sloan jr. gegründet wurde, dem damaligen Präsidenten und Chief Executive Officer von General Motors.

Wir dürfen gespannt sein, wie sich dieser Geldsegen auf die Struktur und das Selbstverständnis der Wikipedianer auswirken wird. Auch wenn die jährliche Million keinen Riesensprung im Budget bedeutet, ist damit zu rechnen, dass diese Zuwendung weitere Spenden nach sich ziehen wird.

Zur Ideologie der Wikipedia-Bewegung gehört die Unabhängigkeit und die Ehrenamtlichkeit der Mitarbeiter. Wenn bei Wikipedia in Zukunft grössere Geldbeträge zirkulieren werden, so wird irgend jemand entscheiden müssen, wozu dieses Geld verwendet wird: Verbesserung der technischen Infrastruktur? Finanzierung von qualitätsverbessernden Massnahmen? Flankierende bildungspolitische Aktionen? Übersetzungen in Minderheitensprachen?

Auf jeden Fall, so viel lässt sich wohl schon heute sagen, wird sich der Charakter von Wikipedia in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach nachhaltig verändern.

Hochschullehre 2.0

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In einem halben Dutzend Lehrveranstaltungen an den Univeristäten Basel, Luzern und Zürich habe ich in den letzten Semestern mit Wiki-Systemen und Weblogs gearbeitet. In jeder Lehrveranstaltung variierte ich das Szenario, um Erfahrungen zu sammeln und die unterschiedlichen Nutzungspotentiale auszuloten.

Die (Zwischen-)Bilanz ist durchaus positiv: Die Möglichkeiten sind enorm, die Bereitschaft der Studierenden, auf diese neuen Tools einzusteigen (mit ganz wenigen Ausnahmen) auch. Die Ergebnisse sind alles in allem erfreulich, und zwar auch dann, wenn die Nutzung und der Einsatz nicht oder kaum reglementiert und besprochen werden.

Ich habe eine erste Beschreibung der verschiedenen Szenarien auf unserer Plattform hist.net zusammengestellt. Im Laufe des Sommers soll eine ausführlichere und auch didaktisch fundiertere Auswertung folgen. Anregungen und Hinweise zu ähnlichen Unterfangen werden gerne und dankend in den Kommentarzeilen entgegengenommen!

Für das kommende Herbstsemester sind übrigens in Basel ein Forschungsseminar zum Thema «Wikipedistik. Medienpraktische Forschungen im Web.2.0» geplant sowie ein reguläres und intensiv mit einem Weblog begleitetes Seminar mit dem Titel «Archiv, Speicher, Gedächtnis. Wissenschaftshistorische und medientheoretische Erkundungen».