Alle Beiträge von Peter Haber

Geschichtstage: Wissenschaftspolitik

„Wieviel Geschichte braucht die moderne Wissensgesellschaft?“ lautete der Titel der Podiumsdiskussion, die am Freitag den Abschluss des zweiten Tages bildete. Staatssekretär Charles Kleiber liess sich leider entschuldigen: ein Termin mit der EU …

Der prägnanteste Gedanke des Panels: „In der Wissensgesellschaft sind Historiker Spezialisten für schlechte Laune“ – so Valentin Groebner, Professor in Luzern.

Geschichte, so Groebner weiter, findet immer in der „public domain“ statt, die Historiker sind dabei zuständig für die Authentifizierung der Vergangenheit. Groebner nannte drei Erzählmodi oder drei Modi des Sprechens über Geschichte:

1. von unten herauf die Wurzeln erzählen (Genealogie)
2. Rekonstruktion des Vergangenen qua Identifikation (Identifikation)
3. Fragmentierung und Rekombination von Unvertrautem.

Schade nur, dass Herr Kleiber nicht auf dem Podium sass, um diese Thesen zu diskutieren …

Wieviele Leser/inn/en hat weblog.histnet.ch?

Gerne wüssten wir, vieviele Leserinnen und Leser unser Weblog tatsächlich erreicht. Wir wissen es nicht, denn die Statistiken filtern automatisierte Zugriffe von Suchmaschinen nicht korrekt aus. Was wir aber wissen: Es werden immer mehr. An diesem Wochenende hat die Zahl der Besucher/innen erstmals die Zahl von 1000 überschritten, die Zahl der Anfragen lag bei über 3600.

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Geschichtstage: Technikgeschichte

Monika Dommann (Uni Zürich) berichtete unter dem Titel „Von der Druckerpresse zum Wissenssystem (1960-1975)“ über die Umbrüche und Automatisierungsprozesse in der Bibliothek. In einem ersten Teil ging es um Siegfried Giedion und das Zeitalter der Mechanisierung. Giedion hat in seinem erstmal 1948 englisch erschienen Buch die Prozesse der Mechanisierung untersucht und – zu einem sehr frühen Zeitpunkt – kritisch analysiert. Der zweite Teil des Vortrages behandelte McLuhan, der 1962 in seinem vielzitierten Buch „The Gutenberg Galaxy“ das (vermeintliche) Ende der Buchkultur beschrieben hat. Den Hauptteil des Referates bildete eine Fallstudie über die Mechanisierung des Abschreibens in der Bibliothek. Dommann ging es dabei um die Frage, wie die Geschichtswissenschaft die Nutzung neuer Medien – hier des Photokopierers – untersuchen kann. Sehr anschaulich zeichnete Dommann die Durchsetzung von Kopiermaschinen im bibliothekarischen Kontext nach und spannte einen weiten Bogen hin zu den aktuellen Copyright-Diskussionen. Nur ein Beispiel: Wenn Photokopien von Aufsätzen den Sonderdruck ersetzen, dann verändert sich natürlich auch das Kommunikationsverhalten von Wissenschaftern. Fazit: Ein schönes Beispiel für den fruchtbaren Zwischenraum zwischen Technikgeschichte, Wissensgeschichte und Bibliothekswissenschaft.

P.S.: Die Tatsache, dass in diesem Panel nur drei Vorträge eingeplant waren, erwies sich als sehr angenehm! Schade, dass dies nicht Standard ist an den Geschichtstagen.

Geschichtstage: DODIS

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich will und kann hier nicht einen richtigen Bericht von den Geschichtstagen liefern. Zu gross ist das Angebot und zu punktuell sind meine Eindrücke, die ich mitnehme. Das Panel von Heiko Haumann gab einen sehr guten Eindruck in die Vielfalt der Forschungsansätze und an die zeitliche und räumliche Varianz, die in der Abteilung gepflegt wird. Ich muss gestehen, dass ich immer wieder beeindruckt bin von den spannenden Forschungsergebnissen und der inspirierenden Ausstrahlung.

Eindrücklich war auch die Präsentation von DODIS, den Diplomatischen Dokumenten der Schweiz im Internet. Viel zu sehr steht dieses Projekt im Schatten des viel mächtigeren Historischen Lexikons der Schweiz (HLS). DODIS arbeitet eher im Stillen, im Hintergrund – aber mit einer verblüffenden Hartnäckigkeit. Wer in den letzten Jahren die DODIS-Seiten regelmässig besucht hat, der hat keine grossen Sprünge feststellen können, sondern eine Politik der kleinen Schritte. Schritte hin zu einer noch besseren Präsentation der Inhalte, hin auch zu einer intensiven Nutzung der Möglichkeiten, die das Netz bietet. Auch das HLS ist vor einigen Monaten mit einer neuen Web-Präsenz online gegangen. Die neuen Seiten gefallen und sie sind intuitiv zu bedienen, hübsch gemacht und übersichtilich. Aber sie sind noch im Geiste von Web 1.0 konzipiert. Heute stehen die Zeichen eigentlich auf Interaktivität, Multimedialität und vor allem Syndikation.
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Europeana – La Grande Nation fights back!

Wir wussten es ja: Das wird sich die Grande Nation nicht bieten lassen! Die kulturelle Vorherrschaft sich von ein paar amerikanischen EDV-Schnöseln mit einem dicken Portemonnaie wegschnappen zu lassen – so nicht! Jean-Noel Jeanneney, der ebenso visionäre wie auch kampfeslustige Direktor der Bibliothèque Nationale de France, kündigte ja an, dass man das Vorpreschen von Google bei der Massendigitalisierung von historischen Büchern nicht einfach so akzeptieren werde. Nun wissen wir, wass die BNF ausgebrütet hat: Europeana.

Geschichtstage: Osteuropa

Acht Panels finden heute Nachmittag parallel statt. Ich habe keine Ahnung, wie gleichmässig die Teilnehmer/innen sich auf die einzelnen Räume verteilt haben, aber im Raum 215, wo ich jetzt sitze, herrscht Gedränge. Heiko Haumann, Osteuropahistoriker aus Basel, hat gleich seine ganze Abteilung aufgeboten, um zum Thema „Der unruhige Osten. Umbrüche in Osteuropa während des 20. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für Europa“ zu referieren.

Yahoo Pipes: Web 2.5 ante portas?

Das Web 2.0 war einmal, Web 2.5 steht vor der Türe! Dies zumindest ist mein erster Eindruck, nachdem ich mich ein wenig in die Möglichkeiten von Yahoo Pipes eingelesen und ein wenig herumgespielt habe. Um was geht es? Yahoo hat ein Tool ins Netz gestellt, mit dem jede/r sogenannte Mashups zusammenklicken kann. Die Bereitstellung von wirklich interaktiven, individualisierbaren Portalen wie zum Beispiel Pageflakes ist nun nicht mehr mit einem immensen Programmieraufwand verbunden, sondern lässt sich einigermassen simpel zusammenklicken. Das ist eine neue Dimension, denn damit lassen sich die engen Fesseln, die bisher mit den Web 2.0 verbunden waren, aufbrechen.

Nun können wir gespannt sein, wann die ersten „Pipes“ auftauchen, die sich mit historischen Themen befassen. Klar, dass wir auf hist.net auch mit „Pipes“ experimentieren und hoffentlich schon bald erste Beta-Versionen präsentieren werden …!

Geschichtstage: Eröffnung

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Der erste Eindruck beim Check-in an den Ersten Schweizer Geschichtstagen: Papier, Papier, Papier. Die Zunft der Historiker/innen scheint tatsächlich digitalisierungsresistent zu sein. Dicke Verlagsprospekte, Neuigkeitenverzeichnisse, Probenummern … Dafür herrscht in der Aula gedrängte Enge, von den 500 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern scheint doch ein ansehnlicher Teil den Weg nach Bern bereits heute gefunden zu haben.

In ihrer Begrüssungsrede wies Regina Wecker, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG), ganz explizit auf die Bedeutung des Internet hin und betonte die Relevanz des geplanten Projektes infoclio.ch, das die SGG zusammen mit der Schweizerischen Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaft lanciert hat.

Visualisierungen II

Da wir es heute schon einmal ausführlich vom Thema Visualisierung hatten, hier ein interessanter Hinweis aus dem Weblog des unermüdlichen Mark Buzinkay: Ausführlich stellt er ManyEyes vor, ein von IBM entwickeltes Instrument, um grosse Datenmengen zu visualisieren. Das ist nicht ganz die im vorherigen Beitrag von Jan Hodel sehr anschaulich beschriebene Brachialmethode (die m.E. eine Spielerei, aber sonst rein gar nichts ist), sondern einen Tick komplexer und hat auch nicht Quellen im Stil von Wikipedia als Grundlage.

Als Einstiegsliteratur zum Thema eigent sich übrigens folgender Aufsatz: Schwartz, Dieter: Visualisierung in digitalen Bibliotheken. Aufbereitung von Daten und ihre Darstellung in virtuellen Welten, in: B.I.T. online, 6 (2003), 4, S. 343-346. Weitere Literaturangaben finden sich in der Literaturliste meines Seminars «Im Netz des Wissens. Struktur und Chaos im World Wide Web», das im Sommersemester 2006 am Institut für Medienwissenschaft stattfand.

1. Schweizerische Geschichtstage

Nicht dass ich davon ausgehe, dass hier Werbung für die 1. Schweizerischen Geschichtstage notwendig sein sollten, denn da werden wir ja so oder so alle sein, nicht wahr (500 Anmeldungen ist doch eine respektable Zahl für die kleine Schweiz)? Aber für alle Fälle möchte ich darauf hingewiesen haben, dass unser Panel mit Referenten aus Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich bestückt ist, konsequent zweisprachig geführt wird und ausserdem – falls es klappt – mit einem Podcast dokumentiert werden wird. Aber das soll niemanden davon abhalten, am Samstag in Bern persönlich dabei zu sein! Der Titel: «Digitaler Wandel in den Geschichtswissenschaften – zwischen Theorie und Praxis. Potentiels de l’informatique dans les sciences historiques – entre théorie et pratique».

Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) mit neuem Meta-Suchdienst

Seit Anfang dieser Woche ist unter www.informationsverbund.ch die neue IDS-Website in Betrieb. Sie bietet nebst allgemeinen Informationen zum IDS-Gesamtverbund auch die Möglichkeit zur direkten Katalogabfrage. Nebst den Katalogen der einzelnen IDS-Teilverbünde in Basel/Bern, Zürich, Luzern etc. stehen hier auch die Kataloge einiger IDS-Partner, der RERO-Gesamtkatalog sowie der Katalog der Schweizerischen Nationalbibliothek (Helveticat) für eine katalogübergreifende Suche zur Verfügung.

Ein paar erste Probeläufe ergaben, dass die Suchmaschine nicht sehr schnell ist, die Benutzer/innen-Führung aber recht gut gelöst ist und die Seiten aufgeräumt und übersichtlich sind. Nachbesserungsbedarf besteht wohl noch beim Import der Daten, die nicht immer fehlerfrei angezeigt werden (zum Beispiel gehen fehlen die Wortzwischenräume auffallend häufig bei den Titelangaben). Alles in allem aber auf jeden Fall eine erfreuliche und begrüssenswerte Entwicklung.

P.S.: Einen ganz anderen Weg geht das ambitiöse Meta-Katalogprojekt namens Dreiländerkatalog. Hier werden alle Daten vor Ort gehalten, was natürlich eine andere Geschwindigkeit bei der Suche ermöglicht. Unsere Empfehlung: unbedingt ausprobieren! Der Name ist übrigens zwar Programm, aber noch nicht Realität. Aus der Schweiz sind zumindest bis jetzt keine Daten im Katalog enthalten.